Mittwoch, 17.08.2022

westlich Złotow / südlich Wielen - 100 (5930) km

WETTER - sonnig heiß - trocken - windstill

"Trocken" beinhaltet jedoch, dass uns (auch anderntags) das Glück zuteil wird, durch Gebiete zu fahren, die kurz vorher einen Regenschauer abbekommen haben. So dass wir merklich frische, gereinigte Luft genießen dürfen.

Der Morgen grüßt mit einem Knall, den ich inzwischen kenne: wieder ist eine Zeltstange gebrochen. Da muss eben unterwegs eine weitere Reparaturhülse gekauft werden (meine 2 Hülsen habe ich inzwischen verbraucht). In den Städtchen, die heute am Weg liegen, bleibt die Suche aber ergebnislos. Am Abend entferne ich das gebrochene Segment und nutze das nun verkürzte Gestänge einfach weiter. Das Zelt wirkt etwas "hängig", steht nicht mehr so schön straff und faltenlos, aber so kann es bis nach Hause gehen.

Das "Unglück" gerät aber schnell in den Hintergrund, da wir auch am Morgen das schöne Plätzchen bei Sonne genießen und uns im Fluss frisch machen können. Mit Wein, Bier, Oliven usw ist Bernd ja noch nicht am Ende seiner mitgebrachten Gaben. Eine Picknickdecke verschönert ab jetzt die Mahlzeiten.

Die heutige Fahrradstrecke erweist als "durchwachsen". Es bestätigt sich am Vormittag noch einmal, dass an Straßen mit 2 Ziffern der Verkehr und der nicht vorhandene Randstreifen das Fahrradfahren unmöglich machen. Wir weichen auf Waldwege aus, die aber recht gut fahrbar sind. Nachmittags verbleiben wir auf kleinen aber gut ausgebauten Straßen. Kurze Pflasterstrecken sind einigermaßen zu überstehen, wobei das "polnische" Pflaster im Gegensatz zu den (inzwischen seltenen) Pflasterstraßen in Deutschland viel holpriger und nicht wirklich fahrbar ist und man auf den sandigen Wegrand ausweichen muss.

Bernd bringt meine Nahrungsgewohnheiten durcheinander. Ich habe mich tagsüber wenig mit Essen aufgehalten und von Bananen, Äpfeln und Haferkeksen ernährt. Nun gibt es richtige Pausen mit Brot, Käse, Tomaten ...  Vermutlich ist das die gesündere Variante, so dass ich mich dem nicht verschließe. Allerdings finde ich auch in Polen - wie in Finnland oder Norwegen - eine Haferkekssorte in den Supermärkten und auch den kleineren Tante-Emma-Läden, die zu meiner täglichen Grundausstattung wird und wiederum Bernd schmackhaft machen. Und auch mein nachmittäglicher Gang in ein Cafe bleibt Routine, heute in Trzcianka bei einem Mexikaner.

Als Nachtlager haben wir einen Zeltplatz gefunden, der als Start-Up im Aufbau ist. Samt Start-Up-Kanuservice von einem jungen agilen Polen auf die Beine gestellt, am Rand eines sehr abgelegenen Dorfes (durch das aber eine Haupbahntrasse verläuft) - mitten in einem ausgedehnten Waldgebiet. Der Platz liegt nett auf einer größeren Lichtung an einem kleinen Bach / Fluss, der gerade noch genug Wasser hat, dass der Kanubetrieb funktioniert. Sanitäranlagen simpel aber ausreichend. Es ist noch eine Familie aus Berlin / Hannover da, mit denen es sich gut unterhalten lässt.

Mücken sind übrigens an allen Abenden in Polen kein größeres Problem, nur in Wrcolaw wurde Bernd auf seiner Anreise von den Viechern geplagt.