Übersichtskarte

Mittwoch, 01.06.2022

Dresden - Bald geht es los

Nun habe ich mich doch entschlossen, einen sogenannten BLOG zu meiner Reise einzurichten.

Das passt heute ganz gut, weil ich heute auch die Fähre nach Norwegen gebucht und damit endlich den Start der Reise festgelegt habe. Anders als bisher geplant, ist es nicht die Fähre Kiel-Oslo sondern Kopenhagen-Oslo. Das ist deutlich preiswerter und vor allem haben mich die Fotos der Kieler Fähre mit ihren "barocken", protzigen Salons und Lounges abgestoßen.

Also starte ich mit dem Rad am 19. Juni von Dresden in Richtung Rostock. Dort übersetzen nach Gedser und weiter kurbeln bis Kopenhagen, wo abends am 24. Juni die Fähre nach Oslo ablegen wird.

Freitag, 17.06.2022

Dresden - Feuerchen

WETTER - heiter - trocken - windstill

Danke, dass ihr Freitag zum Feuerchen da wart. Und für alle Wünsche. Vor allem der mehrfache Satz "finde ich gut, dass du das machst" hast mich ermutigt. Und die Einsamkeit, die kommen wird, dürfte mit der Erinnerung an diesen Abend leichter zu nehmen sein. 

Sonntag, 19.06.2022

Dresden / Herzberg - 110 km

WETTER - heiter - trocken - viel Rückenwind

Da war noch viel zu tun vor dem Start   ;-(.

So bin ich erst Sonntag um 10 Uhr losgefahren. Außerdem habe ich unseren Familienabschied vermasselt: Uta und ich hatten viel zu wenig Zeit dafür. Das muss beim nächsten Mal besser werden.

Und der Ärger ging gleich weiter: ich hatte schon nach 1 km Probleme mit sich lösenden  Lowriderbefestigungen. Die Reparatur hat 30 Minuten gebraucht und ganz sicher bin ich mir mit den Schellen nicht. Ich werde mir einige als Ersatz nachbestellen. 

Und kurz hinter Moritzburg auch schon der erste Platten. Bernds Flicken ist also schon verbraucht. Habe bei der Gelegenheit auch noch bemerkt, dass ich Felgenbänder vergessen habe. Muss ich schnell besorgen und nachrüsten.

Auf den ersten 50 km starker Wind von hinten, andererseits wirklich viehische Hitze - das glich sich aus. Abends dann der Wind von vorn.

Erstes Ziel war Moritzburg und dann der Heideberg nördlich von Großenhain. Vom dortigen Aussichsturm wollte ich einen letzten Blick in die Heimat "werfen". Leider war sehr diesige Sicht. Schade!

Überraschungen waren der schöne Radweg an der Elster, den ich 40 km ab Bad Liebenwerda genutzt habe, Herzberg mit einem sehr schönen Markt und großer, beeindruckender Backsteinkirche und eine kleine Dorfkirche in Kleinrossen an der Elster (Foto)

Ach und ich habe noch gewogen: Fahrrad ca 20 kg, ich ca 82 kg und Gepäck ca 35 kg waren zusammen 137 kg. Das muss der Esel jetzt tragen.

Montag, 20.06.2022

Herzberg / Genthin an der Havel - 140 km

WETTER - heiter - trocken - mäßiger Rückenwind

In der Nacht habe ich wegen Gewitter wenig geschlafen. Uta hatte mich vorgewarnt. Der Regenradar hat mir frustrierenderweise gezeigt, dass die Gewitterfronten hinternanderweg von Westen kommend immer über Herzberg zogen. Ich mittendrin. Aber ich hatte einen sicheren Platz - unter dem Deich, mit Eichen in 15 m Entfernung als Blitzableiter. Morgens alles im Zelt gut gepackt und in einer Regenpause von ca 30 Minuten das Zelt abgebaut und gestartet, bin ich erstmal 60 km im mäßigen Regen gefahren. Besser jetzt gleich als später. So konnte ich testen was das Regenzeug aushält und bin ganz zuversichtlich.

Am späten Nachmittag schien aber wieder die Sonne :-)

Wie gestern ein Tag mit vielen kleinen Entdeckungen. So kam ich zwischen Bad Belzig und Ziesar (bekannt aus dem Verkehrsfunk) zufällig mitten im Wald am "Mittelpunkt der DDR" vorbei.

Was sich anscheinend durchziehen wird: ich bin auf allen Arten von Wegen unterwegs. Viele Wald- oder Feldwege unterschiedlichsten Belags. Ģut, dass ich die robusten Mäntel auf den Rädern belassen habe.

In Deutschland bin ich übrigens ohne Karte unterwegs, nur mit Google. Für MapyCZ habe ich auf dem Handy nicht ausreichend Platz schaffen können. So dass ich ab Dänemark "old school" die kopierten Karten nutzen werde, zzgl Google.

Abends in Genthin hatte ich einen Campingplatz erhofft. Es gibt dort keinen, also wieder wild gezeltet.

Dienstag, 21.06.2022

Genthin / Rhuner Berge - 140 km

WETTER - heiter - trocken - mäßiger Rückenwind

Trotz der anständigen 140 km war heute auch Zeit für Kultur. Musste Zeit sein, da einige Highlights auf dem Weg lagen. 

Zuerst die Klosterkirche Jerichow, angeblich älteste romanische Backsteinkirche in Norddeutschland und tatsächlich beeindruckend, v.a. in ihrer Klarheit. Dazu ein ausgesprochen schöner Klostergarten. Für mich aber leider störend: die Art der Präsentation. Ich suche den Zugang und habe das Rad an der Kirche angelehnt,  da spricht mich ein Lautsprecher an, ich solle zum Kassenhaus kommen und dort auch das Rad hinstellen. An der Kasse dann die Damen ... ich wähnte mich in einer 5-Sterne-Hotellobby. Alles leider zu abgehoben und steril.

In Havelberg dann der Dom samt Kreuzgang. Genauso beeindruckende, hier gotische Backsteinbaukunst. Und wieder habe ich etwas zu kritisieren: leider verschandelt ein gewaltig-monströser barocker Altar die Kirche. Das bringt mich in Rage. Die Krönung hier ist aber, dass vor dem barocken "Ding" der originale gotische Altar steht - das sieht vielleicht merkwürdig aus. 

Habelberg als Städtchen ist natürlich auch etwas sehr besonderes und sehr hübsch hergemacht. Es lebt von der Havel und deren Armen, die so die kleine Altstadt zur Insel machen.

Ja und danach reihen sich auf der Tagesstrecke noch 2 Entdeckungen auf: Bad Welzig und Perleberg. Beeindruckende alte Stadtkerne mit wiederum tollen Backsteinkirchen. In Bad Welzig übrigens als ehemalige Pilgerkirche (Phänomen der Bluthostien im Mittelalter).

Also die Ecke ist mal eine Reise wert! Wer kommt mit?

Nicht zuletzt hat mich beglückt, bis Havelberg ein gutes Stück Elbradweg fahren und in Erinnerung an unseren ersten Familienradurlaub an der Elbe - damals ab Magdeburg - schwelgen zu dürfen.

Ein beglückender Tag.

Mittwoch, 22.06.2022

Rhuner Berge / Rostock- 130 km

WETTER - heiter - trocken - windstill

Ein Tag ohne besondere Highlights quer durch Mecklenburg. Ich habe mir auch nicht Zeit für besondere Orte gewährt. In Güstrow wäre ich bei anderer Gelegenheit länger geblieben, aber wir hatten hier schon vor 15 Jahren Urlaub. Ich musste beim Durchfahren kein schlechtes Gewissen haben. Extra einen Abstecher habe ich zum Ferienhaus in Dobbin gemacht, wo wir 3 Seitenschneider vor 15 Jahren mit Mechthild und Simon eine wirklich schöne Woche verbrachten. Stichworte die mir schnell einfallen sind Hasenfahrstuhl, Fingerhäkeln und die Fahrt ins Maisfeld.

Aus meiner Idee, am Abend auf dem Wasserwanderrastplatz in Papendorf vor Rostock zu nächtigen, wurde leider nichts. Der Rastplatz ist nicht zum Zelten vorgesehen. Aber ich fand 4 km weiter ein gutes Plätzchen

Donnerstag, 23.06.2022

Rostock / Køge - 130 km

 WETTER - heiter - trocken - Rückenwind



Nach dem Wilden Zelten ein verrückter Vormittag.

Ich will die Fähre 11.15 Uhr nach Gedser erreichen. Abfahrt ca. 15 km außerhalb vom Rostocker Stadtzentrum oder nur 9 km, wenn man die Fähre über die Warnow nimmt. Diese legt 10.10 Uhr auf der Stadtseite ab. Um 10 Uhr habe ich aber noch einen Termin im Radladen wegen eines Ersatzteils (ich traue den Lowriderklemmen nicht und möchte ein Ersatzpaar dabeihaben). Zwischen Radladen und Fähranleger sind laut Google 6 Minuten.

Ich fahre zeitig in die Stadt, checke vorab die Strecke zwischen Laden und Anleger, finde sogar eine schnellere Route und habe Zeit für ein Cafe-Frühstück mit Blick auf den Wochenmarkt. Dann gehe ich zum Radladen. Neben dem Radladen ist noch ein Rewe und es ist 9.45 Uhr. Der Mann neben mir will auch in den Radladen und passt solange aufs Rad auf. Ich mache den kleinen Einkauf und komme kurz vor 10 Uhr zurück: weder Mann noch Rad sind da. Gähnende Leere. Ich bin total perplex und denke, dass das nun schon das Ende meiner schönen Reise sein könnte. Nach dreimal Umsehen versuche ich es mit der Ladentür. Die ist offen und innen begrüßt den Besucher ein fix und fertig präparierte, wunderschönes 90-Jahre Reiserad. MEIN Rad. Puuuuuh! Der Mann war der Ladeninhaber, das erklärt im Nachhinein alles, der Schock bleibt aber noch eine Weile.

Aber halt, für den Schock ist keine Zeit: Ersatzteil gekauft und durch die Innenstadt zum Anleger der Stadtfähre gedüst.

Als das alles hinter mir ist, genieße ich die kurze Überfahrt und den Blick auf das neue Hafenviertel. Wie in vielen Städten ist auch hier luxuriös und gediegen neu gebaut worden. Ich denke an das Dresdner "Hafenviertel" an der Leipziger, was hier überhaupt nicht mithalten kann. In Dresden ist diesbzgl. mächtig was schief gegangen bzw großes Potential nicht annähernd angemessen genutzt worden.

Auf der Fähre nach Gedser sind einige Radfahrer. Zwei sympathische Pärchen um die 55 und eine sehr "laute" Gruppe, den Shirts nach zu urteilen auf einer organisierten Berlin-Kopenhagen-Tour.

Aber ich kann mich der lauten Gruppe auf der Fähre entziehen: ich setze die Kopfhörer auf und "packe" endlich Joachims Abschiedsgeschenk "aus": er hat mir aufs Handy zwei eigene Klavieraufnahmen aufgespielt. Joschi, Joschi, was für eine Gabe. Wie begeistert ich bin, habe ich dir geschrieben, das gehört nicht hierher. Die Aufnahmen werde ich noch oft hören, eher am Abend - beim Radeln selbst mag ich das nicht. :-)

Die laute Gruppe sehe ich zu Lande nicht wieder, die beiden Pärchen schon. Wir überholen uns gegenseitig. Es sind Leipziger, sie sind mit dem Auto bis Rostock gefahren und radeln jetzt zu ihrem Ferienhaus auf der Insel Møn. Møn liegt auch auf meiner Route, wir machen zusammen noch eine kleine Fährüberfahrt zwischen den Inseln und auf Møn verlasse ich sie um meine restlichen 60 km allein zu kurbeln.

In Gedser waren wir 13 Uhr angekommen, so dass der Radtag spät begann. Um die Oslofähre in Kopenhagen zu schaffen, musste ich heute möglichst weit fahren. Als Ziel habe ich Køge ausgesucht. Das waren dann wieder 130 km

Ich rechnete mit meiner Ankunft auf dem Zeltplatz in Køge gegen 23 Uhr.
Anfangs rauschten wir mit Rückenwind dahin und ich denke, es wird wohl schneller gehen. Aber die km fordern ihren Tribut, es geht erstaunlich viel hoch und runter, so dass ich wirklich erst 23.15 Uhr in Køge mein Zelt aufbaue.

Dänemark ist idyllisch. Vor allem auf dem Land. Fast schon zu idyllisch. Wer wegen Rosamunde-Pilcher-Charme nach Südengland möchte: das muss nicht sein. Vieles findet sich in Dänemark genauso. Das Meer, klar. Aber auch nette Hafenörtchen, schicke, geschmackvolle Häuschen, gediegene Höfe mit weiß gekiesten Alleenzufahrten und wunderschöne Gärten (und alten Damen, die im Abendlicht die Hecke geradezupfen) ... Es fehlen eigentlich nur die Adligen, deren Herrenhäuser und die Hohlwege.

Dir, Vater würden die Bauernhöfe gefallen. Einzeln in der Flur stehend, das zu bebauende Land ringsum - zur Zeit im Wind wogende Gerstenflächen - vermitteln sie den Eindruck, dass es den dänischen Bauern gut geht.

Am Ende des Tages quäle ich mich doch wieder. Die letzten 40 km ziehen sich über eine schnurgerade und gut befahrene Landstraße Richtung Kopenhagen. Ich denke zu spät an die Energiezufuhr und erst 1/2 Stunde nach zwei Honigstullen geht es wieder deutlich besser.

Und es ist Schuljahresschluss. Zumindest für die 10er und 12er. Heute fahren die Absolventen im offenen LKW über Land und machen eine Menge Krach. Ein Imbissverkäufer versuchte mir den Brauch freundlicherweise auf Deutsch zu erklären. Sein Deutsch war deutlich besser, als mein Dänisch

Freitag, 24.06.2022

Køge / Kopenhagen - 45 km

WETTER - heiter - trocken - windstill



Heute morgen stelle ich fest, dass die Zeltgröße optimal ist. Ich wöllte es nicht enger, alles passt rein oder ins Vorzelt. Und das Vorzelt reicht darüberhinaus gut zum Kochen.
Der Starkregen Sonntagnacht war auch ohne Probleme. Wie das Zelt bei Sturm steht, wird sich zeigen. Ich habe extra alle Arten an Heringen dabei.

Nach schnellem Packen und Bezahlen wollte ich Ratz Fatz nach Kopenhagen. Aber auch 45 km ziehen sich - wieder auf der fast schnurgeraden S151 von gestern (mit gestern waren es über 65 km gerade Strecke - das hatte ich zuletzt mit Kathleen in Argentinien 2003).

Auf Kopenhagen habe ich mich gefreut. Ich habe schöne Erinnerungen an die Büroexkursion vor bestimmt 10 Jahren. Aber die Stadt boomt weiter wie verrückt und ist im Zentrum absolut croudy. Mit Rad und Gepäck war ich überfordert, bin am Kai entlang, vorbei an der Meerjungfrau (bzw deren Kopie) einfach nur Richtung Fährterminal gefahren und teilweise spaziert.

Freitag, 24.06.2022

Kopenhagen - Fähre nach Oslo

WETTER - heiter - trocken - windstill



Ich bin also froh, dass ich es rechtzeitig hierher geschafft habe, suche meine Unterlagen raus und checke an einem Automaten ein. Was aber nicht funktioniert. Meine Buchungsnummer ist falsch. Steht sie woanders auf meinem Ausdruck? Beim suchen dann der Schock: ich bin einen Tag zu früh. Oh weh, ich war froh, in dem Wespennest "Kopenhagen" nicht länger sein zu müssen und nun das!

Aber wenn Sonntagskinder reisen geht das so: am Schalter kann ich tatsächlich noch umbuchen. Es ist noch ein Platz frei - in der Hochsaison - und das Umbuchen kostet nichts. Wie sich später herausstellt, habe ich jetzt sogar eine Doppelkabine für mich allein.

Also rein ins Schiffchen. Kabine belegen und hoch aufs obere Deck, wo man über die Stadt schauen kann. Die Fähre ist recht groß, aber doch noch gemütlich - nicht zu vergleichen mit den Protzfotos der Kieler Fähre, die ich u.a. deshalb abgewählt hatte.

Auf der Überfahrt will ich den Blog füllen und paar Nachrichten verschicken. Da habe ich aber nun weniger Glück. Ins WLAN komme ich nicht und Mobilfunk auf See geht natürlich nicht. Daran hatte ich nicht gedacht. Nun, ich kann die Texte ja vorbereiten.

Und in der Kabine muss eine erste Klamottenwäsche sein. Soviel Wechselzeug habe ich ja nicht dabei.

Beim Einchecken war noch ein sehr sympathisches deutsches Radlerpaar, um die 30 Jahre alt. Sonst keine Radfahrer. Wir haben uns leider auf der Fähre aus den Augen verloren.
Auch beim Einchecken bestätigt ein Blick von hinten in den Kleinbus einer deutschen Männergruppe alle Klischees. Voll bis oben hin. Ich stehe vor einer Wand aus Lebensmitteln. Aber kein Alkohol, jedenfalls nicht offensichtlich.

Morgen früh Oslo. Ankunft 10 Uhr. Da ich Oslo auch schon etwas kenne, werde ich hier wohl nicht länger als nötig bleiben - siehe Kopenhagen. Und was soll schon nötig sein? Das neue Munch-Museum oder ein Spaziergang auf dem Operndach?
Wahrscheinlich sehe ich Oper und Museum bei der Fähreinfahrt "von oben" - das kann reichen. Die Bilder von Munch haben wir 2017 im alten Museum gesehen.

Samstag, 25.06.2022

Oslo / Noresund - 120 (840) km / 800 hm

WETTER - leicht bewölkt - paar Tropfen - wenig Rückenwind

Beim Verlassen der Fähre habe ich nochmal Kontakt mit dem Pärchen. Sie radeln über Bergen zu den Lofoten. Wir werden uns vermutlich nicht wiedersehen, die Route ist doch ein Stück anders. 

Die Fähre verlässt aber doch noch eine Radlerin. Sie ist Französin und geschätzt um die 60 Jahre alt. Sie kann kein Englisch, ich kein Französisch .... aber ich erfahre soviel,  dass sie bei Dijon am 10.05. gestartet ist und auch ans Nordkap möchte. Respekt! Auch sie fährt über Bergen und verbringt erst noch 2 Tage in Oslo. Mit Geduld mag sie es schaffen, da es über Bergen weiter ist und ich vermute, dass sie langsamer unterwegs ist, wird sie weiter oben aber in den Spätsommer kommen und das könnte dann problematisch werden. Das ist mir in dem Moment nicht eingefallen. 

Eine sehr sympathische Frau. Ich wünsche ihr viel Glück.

Ich selbst überlege auch noch kurz: einen Tag in Oslo bleiben, oder gleich los. Schließlich wendet sich das Rad auswärts. Ich finde einen Radweg, der durch einige Parks und Grünanlagen aus der Stadt führt - westlich am Holmenkollen vorbei. Und nach 15 km bin ich schon im richtigen Norwegen, in den Bergen, an Seen und immer die roten Häuser mit den weißen Fenstern. 

Auf Schotterpisten geht's steil rauf. Es sind viele Wanderer und Biker unterwegs - es ist Wochenende. Den Weg aus den Bergen nach Hønefoss zeigt mir eine radelnde Familie, die gerade denselben Weg nimmt. 

Dann noch paar Straßenkilometer bis zu einem sehr kleinen, familiären Zeltplatz am Køderen-See. Ich konnte sogar in Euro bezahlen und hielt als Wechselgeld meine ersten Kronen in der Hand.

Als ich aus den Bergen runterdüse, steht unten am Fjord als erstes ein kleiner Lebensmittelladen. Er wirkt so einladend, dass ich gleich ein paar Dinge einkaufe und mir ein Softeis bestelle. Ich wundere mich ein wenig über die große Auswahl - beim Softeis ist das ja nicht üblich - und wähle Mango. "Bitte in der Waffel, nicht um Becher". "Geht klar!" (So oder ähnlich im schlechten Englich) Dann erkenne ich die bitterböse Wahrheit: der junge Verkäufer holt einen sehr stabilen Plastebecher mit der Mangoeisportion aus seinen Vorräten, schließt den an seine Maschine an und vorn strömt das Softeis in meine Waffel. Mir rutscht ein "That is crazy. All these plastic!!!!" raus. Das Eis nehme ich dann trotzdem. Kaffeekapseln sind nichts gegen diesen Wahnsinn und ich bin schwer enttäuscht. 

Sonntag, 26.06.2022

Noresund / Ål - 140 (980) km

WETTER - bedeckt - Regenschauer - mäßiger Rückenwind

Wegen angekündigtem Regen sollte das ein Ruhetag werden. Nun kommt die Masse des Regens erst ab heute Nachmittag, v.a. aber morgen. So dass ich schnell zusammenpacke und losdüse, um dem Wetter paar km abzutrotzen. 

Am Ende sind es 120 km, leider 20 km davon als Umweg. Ich hatte den wirklich kleinen Hinweis am Radwegweiser übersehen, der mir mitteilen sollte, dass die Brücke 10 km weiter oben im Bau ist und es sich demnach um eine Sackgasse handelt. Ich habe mich etwas geärgert und gelernt, dass genauer hinschauen besser ist, als durchrasen.

Ansonsten war es ein Arbeitstag. Einige km auch im (warmen) Regen. Am Ende bin ich nun am Fuß der Hardangervidda, bzw deren NO-Ecke und will morgen ausruhen und übermorgen bei schönstem Wetter drüber weg und gleich wieder runter zum Sognefjord.

Montag, 27.06.2022

Ål - Ruhetag

WETTER - bedeckt - Dauerregen - windstill

Ich warte, ich wasche Klamotten - die morgen am Rad trocknen sollen, schreibe am Blog .....

Fühlt sich schon nach einem Regentag alles etwas klamm an. Ich hoffe, dass mir ein Mehrtages-Dauerregen erspart bleibt und immer mal die Sonne zum Trocknen da sein wird.

Dienstag, 28.06.2022

Ål / Finse - 90 (1070) km - 1000 hm

WETTER - Bewölkung abnehmend - trocken - mäßiger Gegenwind - 20 / 5 °C


Ich muss damit anfangen, dass ich heute Abend einen Traum-Schlafplatz für mich habe. Bei noch 20 Grad (nachts wird 5 Grad, aber ich habe mit meinem Schlafsack keine Bedenken) und Sonne genieße ich die Aussicht auf Berge, Gletscher, einen großen halbvereisten See, Felsen, Moose und Flechten.
Ich bin auf ca. 1200 m Höhe - der "Ort" Finse, ebenfalls im Blick, wenn ich die "Tür" aufmache, ist die höchste Bahnstation der Bahnstrecke Oslo-Bergen. 2017 habe ich hier sehnsüchtig aus dem Zugfenster geschaut.

Leider ist es noch so früh im Sommer, dass die nächsten 30 km Weg wegen Schnee nicht passierbar sind. Das ist an sich ein Schotterweg, wie schon meine heutigen letzten 30 km, wird aber hinter Finse nicht mehr geräumt. So habe ich eine gute Ausrede, morgen die 30 km bis Myrdal mit dem Zug zu fahren. Aber ich greife vor.

Meinen Wetterangaben habe ich ab heute noch die Temperatur (max/min) hinzugefügt. Da das bis jetzt keine Rolle spielte, habe ich das vergessen. Die Norweger haben mit www.yr.no übrigens eine gute Wettervorhersage, so dass ich mich gut mit meinen Planungen nach dem Wetter richten kann.

Heute sind auch die ersten 1.000 km voll gewesen, zumindest auf meinem Tacho. Und das erste Mal richtig bergan, reichlich 1.000 hm, womit ich aber keine Probleme hatte. Niedrigen Gang wählen und geduldig die Höhenmeter wegkurbeln. Übermorgen Richtung Jotunheimen geht es wieder schön weit hoch. Dazwischen auf Null runter, zum Sognefjord.

Auf den heutigen 1.000 hm hat sich immer wieder die Landschaft verändert und wurde immer kahler. Meist kam ich über eine Anhöhe und war wieder in einer neuen Welt. Mittendrin die typischen Fjelllandschaften - zuerst mit niedrigen Birkenwäldern über mit Farnen bedeckten Felsböden, später nur noch Moose und Flechten.

Heute habe ich auch feststellen können, dass wohl jeder Norweger seine Hytta hat. Schon vor 50 km war die letzte richtige Ortschaft, aber Hütten stehen bis oben ins Fjell massenhaft in der Gegend rum. Kann jeder bauen, wo er will - fragt sich der deutsche Architekt?

Mittwoch, 29.06.2022

Finse / Solvorn - 70 (1120) km - 500 hm

WETTER - heiter - trocken - bisschen Wind



Ich muss zur Fahrt durchs Gebirge (28.06.) noch ergänzen: Wasser, Wasser, Wasser ...! Auf den ganzen letzten 20 km ein ständiges - mir manchmal fast bedrohliches - Tosen und Donnern. Selten mal ein sanftes Rauschen. Von allen Seiten stürzen Wasserfälle ins Tal oder schlängeln sich Bäche durch die Wiesen. Die Wiesen oder Ebenen sind selbst eigentlich nur kleine Restflächen um unzählige große oder kleine, meist flache Wasserflächen mit unbeschreiblich klarem Wasser. Und wo sich das Tal verengt krachen die Wassermassen ohrenbetäubend durch das Nadelöhr.
Also ich war davon schwer mitgenommen und auch ein Stück überfordert.

Heute morgen rolle ich vom meinem Traumplatz mit Blick auf Schnee und Eis bei schönstem Wetter noch 1 km zum Bahnhof Finse und nehme für 30 km den Zug.
In Myrdal steige ich aus und bin am oberen Ende des Flamsdal - eines der absoluten Norwegenhighlights. Entsprechend der Bahnhof voller Touristen, die vom Fjord unten mit der berühmten Flamsdalbahn hier hoch fahren und wieder runter (oder runter laufen).

Ich habe mich mit dem Rad hochgearbeitet und darf nun runterrollen. Was dauert, wegen der Fotopausen. Das Tal ist wirklich großartig - v.a. wieder wegen der Wasserfälle und dem Fluss im Tal.

Am Talboden schaue ich in ein kleines Holzkirchlein rein und versuche mir die Atmosphäre und die Glaubenswelt im Tal in früheren Jahrhunderten vorzustellen und denke kurz über die extrem unterschiedlichen Empfindungen nach, die diese Kirche in mir weckt im Gegensatz zum aufstrebenden gotischen Dom in Havelberg. In der kleinen Kirche bin nur noch ich und .......

Ganz unten am Fjord bin nicht nur ich. Es wird gerade ein Kreuzfahrtschiff ausgekippt. TUI hat den Fjord gebucht - vom Fjord ist vor lauter "Schiff" nicht mehr viel zu sehen. Aber mit Flamsdal(bahn) und Auerlandsfjord und v.a. dem benachbarten Naroyfjord den man durch einen Tunnel mit Busshuttle erreicht und von dort eine Fjordrundfahrt zurück nach Flam machen kann, wird hier wirklich was geboten. Ich meine das auch ernst. Wir waren 2017 im Naroyfjord und Auerlandsfjord - es ist sehr sehr schön.

Ich nehme von Flam das Schnellboot Richtung Bergen. Aber nur 2 Stationen und bin nach 1 Stunde im großen Sognefjord und steige in Leikanger, am Nordufer des Sognefjord wieder aus. Leider findet man solche Schiffsrouten nicht zentral irgendwo im Netz. Ich habe es durch Zufall kurz vor knapp irgendwo in einem Internetbericht gefunden. Vielen Dank an Unbekannt.

Auf dem Boot ein anderer Nordkapradler. Wir werden nicht ganz warm, aber müssen wir nicht: er will nach Westen, mehr an der Küste lang, ich erstmal nach Osten.

Jetzt würde ich gern noch km machen!!
Aber ach, mich bremst die nächste Fähre aus, die ich nach 40 km radeln um 19 Uhr noch nehmen will. Um die Zeit fährt sie nicht mehr.
So stehe ich im Hafen von Solvorn und könnte umdrehen und am nördlichen Fjordufer noch paar km weiterfahren.

Aber SOLVORN !!! Ich bin gleich gefangen von Dir und suche ohne viel hin und her nach dem Zeltplatzschild, an dem ich vorbeigeradelt war. Ich finde den "Zeltplatz", melde mich an und bin noch mehr verzaubert.

Solvorn ist erstmal ganz rational ein kleiner Sackgassenort am Fjord, den man aus ca 300 m Höhe über eine steile, ca 3 km lange Stichstraße erreicht - ich meinerseits, weil ich mit der dortigen Fähre wieder auf das Südufer - nach Urnes wechseln wollte. Dort steht die älteste Stabkirche Norwegens, die ich mir dann schon auch anschauen wollte. Aber das wird nun erst morgen.

Solvorn wirkt abgeschieden, kleine weiße Holzhäuser, ein gediegenes, dem Ortscharakter angepasstes Hotel, ein örtlicher Badestrand, ein kleiner Hafen, an der kurzen Straße kurz vor der Hafenkurve das Cafe samt Tante-Emma-Laden, den gerade eine hübsche Spät-50erin abschließt, nebenbei im Schwatz mit einer Freundin ...... Na wer fühlt sich ertappt, dass er das alles schon mal sonntags bei ZDF .... ich kann seit heute bestätigen, dass es das wirklich gibt.

Nun und der "Zeltplatz" bzw Hostel? Supernettes Pärchen um die 40. Hanggrundstück - logisch. Mit kleinem Gartenbau ("im Gemüsegarten kannst Du Dich bedienen"), Apfelbäumen, Schäfchen und einer kleinen Beerenplantage. In der Rezeption gibt es selbstgemachten Apfelsaft und Marmeladen. Leider sind die Preise für mich dann doch zu hoch.
Und es ist vielleicht Platz für 12 Zelte und innen mag es noch 5 Hostelzimmer geben, so dass es superfamiliär ist.
Für mich der absolut beste Zeltplatz, den ich je .... naja jedenfalls mindestens Top 5.
Und um die Werbung zu komplettieren: man kann von hier aus, mit Auto, einiges anstellen. Norwegens älteste Stabkirche, irgendwo zum Jostedalsbreengletscher oder mal hoch ins Sognefjell.

Ich hatte bestimmt einen der schönsten Abende auf meiner Reise und habe auf bestem englischem Rasen richtig gut geschlafen.

Vorher, das kann ich auch nicht vorenthalten, war ich nochmal unten am Hafen. Sitze auf einem Steg und darf belauschen, wie 5 m neben mir das junge Küchenpersonal des erwähnten Hotels nach getaner Arbeit - es ist sicher schon nach 23 Uhr - noch ein paar Nachtischreste genießt und sich darüber austauscht, wie das Essen gelungen war.
Eines der Mädchen träumt davon, selbst Eissorten herzustellen anstelle einzukaufen, der Koch fragt das andere Mädchen, wie Sie denn die knusprige Decke des Gebäcks, das sie gerade genießen, gemacht habe ...
So oder ähnlich, in Englisch. Manches mag auch anders gewesen sein.

Gute Nacht!!

Donnerstag, 30.06.2022

Solvorn / 30 km vor Lom - 80 (1210) km - 2000 hm

WETTER - heiter - trocken - mäßiger Rückenwind

Fast perfekt, aber etwas zu heiß für einen Tagesritt, vor dem ich selbst Repekt habe. 

Deshalb nach schwerem Abschied von SOLVORN und kurzer Fährüberfahrt der Gang zur ältesten Stabkirche Norwegens? Nein, natürlich interessiert mich die Kirche an sich. Um es kurz zu machen: kleine Kirche und viele Touristen (wie ich). Ich werde mich anderweitig nochmal schlau machen. Atmosphäre aufnehmen war jedenfalls nicht möglich und so habe ich mich auf den Weg gemacht. 30 km am Südufer auf flacher Stecke weggeradelt, in Skjolden eingekauft und ein Päckchen nach Hause geschickt (die anderen Radler haben soviel weniger Gepäck. Ich musste da was machen. Es sind ca 500 g zusammengekommen).

Noch ein Foto am Ende des Sognefjordes - das Foto gibt es von 2017 mit Uta.

Dann aber sind die Ausreden aufgebraucht und es muss losgehen. Von Null auf 1434 m (oben die 2000 hm beinhalten alles was sonst noch so dazukam). Ich habe vergessen wie, aber es ging. Am frühen Abend bin ich oben im Sognefjell auf ca 1300 m in Schnee und Eis. Auf der Hochebene geht es in leichtem Auf und Ab ca 20 km dahin und dann in steiler Abfahrt Richtung Lom wieder 1100 m runter. 

Eis und Schnee hatte ich ja 2 Tage vorher schon. Hier hat es mich noch mehr beeindruckt. Aber da würde ich später gern Fotos sprechen lassen.

Die Straße übers Sognefjell übrigens nicht zu stark befahren - vielleicht auch, weil es gegen Abend ging. Ich konnte es auch deshalb gut genießen.

Und viele Wohnmobile hatten sich oben schon einen Nachtplatz gesucht. Ich hatte das auch überlegt, aber mein Zeitplan ... ! So habe ich unten im Tal wild gezeltet. 

Wenig zu schreiben, aber ein toller Tag - grandiose Natur und eine der schwersten Etappen doch ganz gut abgearbeitet. 

 

Freitag, 01.07.2022

30 km vor Lom / Geiranger - 140 (1350) km - 800 hm

WETTER - sonnig - ein Abendschauer - guter Rückenwind 

Ich habe früher mal geschrieben,  dass ich über das Jotunheimen fahren werde.  Das muss ich an dieser Stelle berichtigen. Ich meinte die Etappe über das Sognefjell. Das Jotunheimen ist dagegen der höchste Gebirgsstock von Norwegen und liegt nahe beim Sognfjell.

Ich habe mal wieder wild gezeltet. Das pendelt sich gerade so 50/50 ein. Beim morgendlichen Anradeln - die restlichen 30 km bis Lom - komme ich mehrmals an Wegweisern Richtung Jotunheimen vorbei. Es liegt direkt südlich meiner Straße. 

Lom liegt nun auf der anderen Seite des Sognefjell mit knapp 400 m Höhe schon wieder so tief, dass ich Richtung Geiranger wieder viel rauf muss. Deshalb nehme ich mir keine Zeit für das was Lom zB an Museen zum Fjell oder auch zum Thema Stabkirchen zu bieten hat, sondern mache nur einen kleinen Einkauf.

Es geht gemächlich auf viele km verteilt wieder nach oben. Das bleibt bis zum Pass über Geiranger auch so. Wogegen es dort dann supersteil runter geht - Martin ist ja entgegengesetzt gefahren, also 1100 hm steil von Geiranger hoch: ich habe höchsten Respekt bekommen, vor dieser Leistung.

Und mich schiebt heute sogar ein ordentlicher Rückenwind, so dass im leichten Anstieg manchmal über 25 km/h möglich sind. 

Ansonsten der Wechsel der Landschaften wie gehabt und ich freue mich immer, wenn ich die offenere Fjelllandschaft bei ca 800 m ü Null erreiche.

Weiter unten, ich habe mir eigentlich vorgenommen km zu machen, steht lieblich in einer Kurve "Elinors Landhandel" vor mir und bietet auch Kaffee an. Ich lasse mich verführen und mache eine Pause. Der Kaffee ist zumindest nicht dem Preis angemessen und wird von der Dame des Hauses auch unverhohlen auf dem Tresen aus der Thermoskanne in die Tasse gegossen. Dazu lasse ich mich zum "Sveler" überreden. Eine regionale Spezialität: eine Art Crepe, jedoch kommt der Fladen eher fluffig daher. Als Füllung dünne Scheiben des karamellisieren Braunkäses "Brunost", der ja hier auch eine Spezialität ist. Das ganze ist tatsächlich recht lecker.

Dem "Landhandel" begegne ich übrigens immer wieder. Merkwürdig, ein so eindeutig deutscher Begriff für etwas, was man sicher auch norwegisch ausdrücken kann.

Mit mir sind 2 Radler unterwegs. Erst überhole ich die beiden beim pausieren, dann andersrum. Mein Zuruf "Where you go" erntet ein "Northkap", dann hat der Wind sie schon mir ordentlichen Zaster vorbeigejagt.

Später treffen wir uns richtig und es ist Zeit zum Austausch. Sie sind Norweger und ganz im Süden gestartet. Augenscheinlich beide zwischen 55 und 60, schätze ich. Der eine ist drahtig und sportlich, der andere hängt sich dran - ob das über 3000 km gut geht? Auf den verbleibenden 50 km radeln wir teilweise zusammen. Am Ende hält mich das Fotografieren samt Objektivwechsel aber zu sehr auf und ich falle zurück. Auf dem Zeltplatz in Geiranger treffen wir uns wieder und ich bekomme noch paar Tipps, denn beide radeln nicht nur zum Nordkapp, sondern gleichzeitig nach Hause - sie wohnen in Honnigsvag, dem letzten Ort vor dem Nordkap. 

Plötzlich ist noch der Sohn des "Drahtigen" da. Er ist ca 30 Jahre alt, übernachtet auch auf dem Zeltplatz und kommt gerade vom Snowboarden aus dem Gebirge. Er lebt hier unten in Ålesund und arbeitet auf einem Serviceschiff der Ölindustrie: im Wechsel 2 Wochen zur See, 2 Wochen frei.

Mal sehen ob wir noch länger miteinander unterwegs sind. Alle drei sind wirklich sehr angenehm. 

Die Nacht kann ich mal richtig zum Abschnarchen nutzen. Neben uns donnert der Fluss in den Fjord, keiner würde das Schnarchen hören.

 

Samstag, 02.07.2022

Geiranger / Andalsnes - 80 (1430) km - 1600 hm

WETTER - von allem was - einige Schauer - mäßiger Rückenwind 

Morgens ist das Wetter sehr trüb und unklar, ob es wieder regnen wird. Stabil trocken ist erst der Nachmittag angesagt. Die Norweger warten ab, sie wollen auch nur zum nächsten Fjord, 30 km weiter. Ich habe innerlich klar, dass ich heute gleich noch den zweiten Fjord erreichen möchte und damit auch die berühmten Trollstigen mitnehme. Mit den Höhenmetern ging es die letzten Tage so gut, dass ich mir das zutraue. Und da das insgesamt nur 80 km sind, ist auch genug Zeit.

Da ich auch erst zögere, starrte ich gegen 11 Uhr. Abschied von den Norwegern, man sehe sich vielleicht wieder, auf dem Weg nach Norden. 

Am Abend habe ich übrigens auch die Bremsen kontrolliert. Die Abnutzung durch die bisherigen Abfahrten ist erstaunlich gering. Wichtig ist an der Stelle, rechtzeitig die Bremsbacken zu wechseln, ansonsten würden die Felgen leiden oder gar kaputt gehen, was ich unbedingt vermeiden möchte. Um ohne grobe Pannen alles zu schaffen, habe ich vor allem bei den neuen Laufrädern (Felgen, Naben,  Speichen) auf gute Qualität geachtet. Aber runtergefahrene Bremsbacken kriegen jede Felge klein, wenn man nicht darauf achtet. 

Auch nach Norden geht es steil aus Geiranger heraus, aber schon nach Ca 500 Höhenmetern ist man in der "Adlerkurve" - DEM Aussichtspunkt über Ort und Fjord. 2017 hat unser Hurtigrutenschiff einen Abstecher nach Geiranger gemacht. Joachim und ich blieben auch auf der Ausfahrt auf dem Schiff, während Vater und Johanna mit dem Bus exakt die Strecke fuhren (und in Molde wieder einschifften) die ich heute radle - einschließlich "Adlerkurve" und "Trollstigen".

Nach dem Aussichtspunkt noch auf reichlich 600 m und schon geht's auf der anderen Seite zum nächsten Fjord runter. Dort fahren die Autos gerade auf die Fähre und ich husche auch noch schnell drauf. Sehr effektiv bin ich da unterwegs. Die Fähre kostet mich nichts, was auch auf viele der nachfolgenden Fähren zutrifft. Es zahlen nur die Autofahrer.

Jetzt folgen noch 50 km bis Andalsnes inklusive der 2. Pass des Tages, reichlich 800 m hoch. Im Supermarkt am Talboden verschlinge ich vorsorglich 2 oder 3 Bananen. Bisschen Respekt habe ich schon - auch wenn ich wieder die flache Auffahrt habe und abends die steilen Trollstigen herunterrollen darf.

Das Tal hinauf ist landwirtschaftlich geprägt, unten sogar einige Erdbeerfelder und Gärtnereien, später Weidewirtschaft mit Milchviehhöfen.

Der Pass ist mit reichlich 800 m zwar über der Baumgrenze und in fjellartiger Landschaft, aber nicht in Eis und Schnee, wie die letzten km vor Geiranger oder im Sognefjell. Ich bleibe etwas länger auf dem Pass rolle dann ca. 200 m runter, wo die Trollstigen beginnen, die berühmtesten Serpentinen Norwegens. Über den Serpentinen hat man einen Aussichtspunkt gebaut, der alles noch zusätzlich in Szene setzt.

Dann gehts ganz runter. An einer Stelle über eine alte Bogenbrücke durch die eiskalte Gischt des nahen Wasserfalls. 

An diesem Abend hängt im Tal über allen Wassern der Nebel.

In Andalsnes nehme ich wieder einen Zeltplatz. Die Preise sind sehr unterschiedlich, zwischen 16 und 30 Euro. Viele Campingplätze behandeln mich preislich einfach wie einen Camper, was ich sehr unfair finde und dann eben wiedersuche.

Sonntag, 03.07.2022

Andalsnes / Stangvikfjorden - 140 (1570) km

WETTER - so und so - ab und an Niesel - wenig Wind

Ich bin bei Andalsnes nördlich raus aus den hohen Bergen und wäre weiter nach Kristiansund (Küstenstadt) gefahren. Aber ich habe noch keine Lust auf Küste (kommt noch genug) und es wäre ein Umweg. So habe ich mich für eine Inlandquerung Richtung ONO nach Trondheim entschieden. 

Unterwegs habe ich "gefeiert" - 1500 km gefahren, seit Dresden. Das ist nach jetzigem Stand recht sicher 1/4 der Strecke. Gestern habe ich meine Google-km-Planungen mit den gefahrenen km laut Tacho verglichen und das stimmt überein. So dass ich davon ausgehen kann, dass die geplante Gesamtstrecke von 6000 km einigermaßen stimmt.

Norwegen ist sonntags wie ausgestorben. Die sitzen drin bei Kaffee und Kuchen nur ich kurv' hier rum. Man sieht echt keinen. Dabei haben die oft so schöne Gärten um ihre Holzhäuser. Könnten auch draußen sitzen. Schade. Es ist fast wie in einem Scarymovie (sagt man so) oder wie in einer Qanon-Fantasie. Nur auf der Fähre war mal Gelegenheit zum Reden. Es fragt immer mal einer nach dem Woher und Wohin.

Seit gestern übrigens (Talauffahrt zu den Trollstigen) fällt mir auf, dass ich so gut wie keine Hytta mehr sehe. Und ich finde das angenehm: eher landwirtschaftliche Strukturen mit den verstreuten Bauernhöfen zu durchfahren. Das wirkt belebter (nur nicht sonntags) als die verstreuten Hütten, bei denen ja selten jemand vor Ort ist (vielleicht sonntags).

Ich fahre heute sehr lange in den Abend und habe dann keine Lust mehr zum Zelten, so dass ich mir in einer Bushaltestelle gemütlich mache.

Die Erfahrung des Tages sind aber diverse Tunnel, die ich bewusst auch als Test bzw zum Amgewöhnen benutze  (die Tunnel heute hätte ich auch teilweise auch umfahren können). Also anfangs ein normaler, ordentlicher Hauptstraßentunnel, knapp 3 km lang. Die eigene Beleuchtung ist das Wichtigste. Ich werde nach hinten noch zusätzlich meine batteriebetriebene Leuchte, die ich vorsorglich mitgenommen habe, benutzen, evtl sogar die Stirni rückwärts. Dazu habe ich an den Radtaschen ja noch die reflektierenden Flächen. 

Aus Sinndalsøra raus gen Trondheim führt nur ein Schnellstraßentunnel, den ich garnicht benutzen darf (und will). Ich nehme die alte, ca 10 km lange Straße unten am Fjord lang, die aber auch 3 nicht ganz kurze Tunnel (je knapp 1 km) hat. Und hier mache ich spezielle Tunnelerfahrungen. Die Straße scheint nicht mehr genutzt zu werden, der erste Tunnel hat auf meiner Seite ein offenes Gittertor. Ich fahre rein und bin allein in der Dunkelheit. Plötzlich und unerwartet doch von vorn Lärm und Licht - ein Mopedfahrer. Demnach ist der Tunnel am anderen Ende offen, denke ich mir beruhigend. 

Als ich draußen bin, stelle ich mein Licht vorn höher, damit es mehr den Tunnel ausleuchtet, nicht nur einen kleinen Fahrbahnbereich vor mir. Das nimmt der Sache etwas den Gruseleffekt.

Der zweite Tunnel ist ähnlich, nur dass ich auf meiner Fahrbahnseite ständig irgendwelchen abgestellten Materialien und alten Maschinen ausweichen muss. Es wirkt etwas wie ein Lager oder Müllplatz. Schließlich fahre ich nur noch links. 

Am dritten Tunnel ist nun blöderweise das Tor zu. Soll ich die fast 10 km zurückfahren. Und wenn ja, wie komme ich dann mit dem Rad anders aus Sunndalsøra heraus? Das Tor ist verschlossen, glücklicherweise aber so, dass man es doch öffnen kann. So entscheide ich mich für die Durchfahrt. Sichheotshalber lasse ich das Tor offen, falls ich doch zurück muss und dann aus irgendeinem Grund das Öffnen nicht funktioniert. Es ist wieder ein "Lagertunnel" und am anderen Ende kann ich das Tor ebenfalls öffnen. Mir fällt ein Stein vom Herzen. Ich weiß,  dass es der Letzte war und bin erleichtert. Bezeichnenderweise steht an einer Schranke 100 m weiter ein ausgeschlachtet PKW ohne Nummernschild ... mysteriöse Gegend denke ich. Aber schon weitere 200 m weiter beginnt ein schöner Sackgassen-Fjordufer-Idylleort (SFIO) mit hübschen Häuschen und lieblicher Atmosphäre, der meinem SVOLVAR - aber andersartigen - Konkurrenz macht.

Hier hätte ich gern übernachtet. Es war aber zu früh.

            = =  o-b                    sausender Radfahrer Richtung Trondheim 

Nicht zu übersehen war übrigens eine große Aluminiumfabrik in Sunndaløra. Hier wird der Wasserkraftstrom genutzt und der Vorteil, dass man gleich am eigenen Kai mit großen Schiffen Material an- und ausliefern kann. Sunndaløra wirkte dadurch natürlich wenig romantisch.

Montag, 04.07.2022

Stangvikfjorden / Orkanger - 120 (1690) km - 700 hm

WETTER - sonnig - abends Schauer - mäßiger Rückenwind 

Mit dem Wind habe ich bis jetzt richtig Glück. Ich werde mich umsehen, wenn sich das mal ändert. Aber vielleicht habe ich ja die Hauptwindrichtung im Rücken. Ich habe das vorab nicht intensiv recherchiert, da zB die umgekehrte Fahrtrichtung (erst Finnland, dann Norwegen) überhaupt nicht zur Debatte stand. Bauchgefühl.

Von der Bushaltestelle, in der ich geschlafen habe - und an der mich glücklicherweise morgens keine Fahrgäste überraschten - rolle ich 3 km runter zum Fjord und nehme eine zeitigen Fähre auf der mich ein sejr sympathischer Norweger anspricht. Leider ist die Überfahrt sehr kurz (für mich wieder kostenlos), so dass ich von ihm nur erfahre, dass er auf den Lofoten aufgewachsen ist und jetzt hier unten lebt. Er arbeitet als Melkanlagen-Servicetechniker und da hätte ich gern bisschen mehr gefragt.

Ich habe noch angesprochen, dass die Aussprache selbst einfacher Worte, wie HURTIGRUTE, so schwer ist, dass ich oft nicht verstanden werde. Er meinte selbstkritisch, dass Norweger durchaus kontaktunwillig sein können und manches nicht verstehen wollen. Trifft sich bisschen mit meinem Eindruck, dass es oftmals mit der Kontaktfreude nicht so weit her ist.

Für eine Klärung der sonntäglichen Menschenleere war auch keine Zeit. 

Ich wollte heute nach Trondheim. Nach der Fähre habe ich deshalb mal Hostels gecheckt oder andere feste Übernachtungen. War mir alles zu teuer. Ich werde nahe Trondheim campen und morgen früh "rein" fahren. Außerdem habe ich mich per Telefon mit einem Fahrradladen in Trondheim zum Durchchecken verabredet. Bringe mein Rad morgen 11 Uhr vorbei und hole es nach dem Stadtbummel abends wieder ab und fahre weiter.

Aber das ist morgen. Heute ratze ich erstmal schnell den Rest bis Trondheim weg, dachte ich. Ging aber schwer, es war wohl gestern zu spät. 

Die Strecke steigt in einem flachen Tal leicht an, führt über einen kleinen Pass und geht dann nach Orkanger - ein Städtchen 35 km vor Trondheim und ebenfalls am Trondheimfjord gelegen.

Teilweise nehme ich die Hauptstraße, streckenweise auf der anderen Flussseite die Nebenstraße. Das ist viel gemütlicher. Wie gestern: keine Hytta mehr,  stattdessen Bauernhöfe, die sich eigentlich immer gleichen. Sehr gepflegt, teilweise werden Flächen wohl durch Nachbarn bewirtschaftet, so dass Ställe und Scheunen nicht mehr bei allen Höfen ihrem ursprünglichen Zweck dienen. Aber offensichtlich viel kleinteilige private Grünlandwirtschaft mit Milchviehhaltung im Stall oder auch Freiland. Düngung mit dem Jauchewagen frei von der Leber weg - ich glaube, das geht bei uns so nicht mehr. Vor allem kurz vor dem Regen, der die Jauche schnell vom Hang in die Gewässer schwemmt?? 

Neben der Viehwirtschaft habe ich noch Anbau von Kartoffeln und Gerste registriert. Wenn soviel Milch gemacht wird, muss ich mehr (regionale) Milch kaufen? Ist das gut zum Radfahren? Eine Frage, die ich mir mal bei Google beantworten lassen werde.

Obwohl es nicht so rund lief, habe ich doch gegen Abend eine Alternativroute durch die Berge (oder eher "Hügel" - im Vergleich zu den Tagen zuvor) gewählt um der Hauptstraße zu entkommen. Waren 300 hm zusätzlich, die sich aber auf jeden Fall gelohnt haben. Ruhiger aber nicht einsam, da sich in diesen "Höhen" die Gehöfte überall verteilen. Viel Wald, dazwischen Höfe mit ihren umliegenden Grünlandflächen. Wo immer jemand vor Jahrhunderten eben auf die Idee kam, etwas Land urbar zu machen. Ich musste an Knut Hamsun - den romantischen norwegischen Nationaldichter und seinen Roman "Segen der Erde" denken.

Abends schaffe ich es noch bis ca 15 km hinter Orkanger und lasse mich dann von einer Campingplatzausschilderung verführen. Wenn ich morgen Stadtrundgang und natürlich einen Dombesuch machen möchte, dann gern etwa gepflegt. Das ist Ausrede genug.

Dass Martin auf seiner Norwegentour fast nur wild gezeltet hat, setzt mich etwas unter Druck. In mancher Hinsicht ist das "Alte Gerät" eben ein anderes Kaliber, denke ich mir dann und das macht mich ein Stück frei, meine eigenen Entscheidungen  zu treffen.

Es ist inzwischen kalt und regnerisch. Ein kurzes Gespräch mit dem Radfahrer auf dem Zeltplatz neben mir - ein Italiener (Rom), der in Bergen gestartet ist und morgen in Trondheim seine Tour planmäßig beendet. 

Für mich wird es nur ein Zwischenstopp. Abends will ich raus aus der Stadt und noch mit der Fähre auf die andere Seite des Trondheimfjords übersetzen. Allerdings ist für die nächsten Tage viel Regen angesagt. Schade! Ist meine Glückssträhne vorbei? Wenigstens sollen sich wohl die Regenmengen im Ragmen halten.  Also entweder bei Nieselregen durchradeln oder mal einen Schauer irgendwo aussetzen.

Mal schauen. 

Noch zum Italiener: diese Begegnungen sehe ich auch als Vorteil der Campingplatzübernachtungen. Ansonsten kommen mir tagsüber schon ein oder zwei Radler mit Gepäck entgegen, offensichtlich auf großer Tour. Aber i.d.R. ist man gerade am km-machen oder der eine kämpft sich bergauf, der andere freut sich über seine Abfahrt und so grüßt man sich nur (sehr freudig). An Anhalten denkt da beim besten Willen keiner von beiden.

Dienstag, 05.07.2022

Orkanger / Trondheim / Storvanet (See) - 70 (1760) km

WETTER - bedeckt - mehrere Schauer - Wind von überall - kühl

Trotz angesagten Regen ist der Morgen noch gut trocken, so dass ich zeitig die restlichen 35 km nach Trondheim angehe. Unterwegs ein Schauer und ich habe etwas Probleme den Radladen zu finden. Bin erst 11:30 dort. Wir schauen das Rad an und einigen uns darauf, dass die Bremsen noch erstaunlich gut sind, ich einen Mantel für hinten als Reserve mitnehme (der hintere hat ganz heftig abgebaut) und dass die Kette erneuert wird. Die alte Kette nehme ich mit. Beide Ketten werde ich immer mal wechseln. So nutzen sich Ketten und Zahnkränze gleichmäßiger miteinander ab. Alle Zahnkränze müssen eigentlich die 6000 km über durchhalten.

Der Radladen ist super. Wenn mal jemand ...... :-)

Also Rad abgegeben, im Lager des Radladens mache ich mich noch stadtfein (ziehe mich um) und gehe zu Fuß in 20 Minuten zum Nidarusdom. Darüberhinaus habe ich nichts Konkretes vor.

Den Dom haben wir zwar auch schon bei unserer Hurtigrutenreise 2017 besichtigt, aber ich möchte nochmal reinschauen. Damals war ich einerseits begeistert aber sich schon etwas ambivalent und das ist dieses Mal noch mehr der Fall. 

Baulich kommt der Dom als perfektes gotische Gesamtkunstwerk daher. Aber das ist er leider nicht. Nach Bränden und Jahrhunderten des Verfalls (nach der Reformation mussten anstelle von Bischöfen die örtlichen Gemeinden die Kirchen erhalten) wurde er ab 1869 bis 2001 über viele Jahrzehnte restauriert und wiederaufgebaut. Ich unterstelle, dass man über die alten Bauzustände eher wenige Unterlagen hatte und so eher Gotik frei interpretiert hat - angenehm zurückhaltend (außer das üppige Westwerk, also die Eingangsfassade) und klar. Aber man verschafft eben den Eindruck, als sei das seit 800 Jahren so vorhanden, was aber leider nicht stimmt.

Nun und dann ist der Dom ja nur so wichtig, weil Olav der Heilige, erster König von Norwegen hier begraben ist. Der heutige (National)Heilige hat mit viel Blut das Christentum zu den Wikingern gebracht und Religion auch benutzt, um das Land unter seiner Herrschaft zu einen. Also eine sehr zwiespältige Angelegenheit. 

Der Dom wird als nationales Monument mächtig zelebriert,  aber auf die Widersprüche wird zumindest auch offen(siv) eingegangen. 

Über TripAdvisor habe ich ein gutes, preiswertes und sehr kleines Restaurant gefunden und danach habe ich noch lange und gemütlich bei einem Bäcker gesessen und einfach nichts gemacht (außer bloggen und Musik hören). Zum Spaziergang durch die Stadt war es auch zu kalt und regnerisch. 

Ja und dann habe ich das Rad abgeholt, mit den Ladenleuten nochmal übers schlechter werdende Wetter geredet und bin wieder los.

Es waren noch 10 km zur Fähre, die ich gerade so geschafft habe und um 19.30 Uhr stehe ich auf der Nordseite des Trondheimfjordes und habe das Gefühl, dass es jetzt erst richtig losgeht. Trondheim war so ein Zwischenziel, da habe ich das Nordkap nicht so im Blick gehabt. Dazu nun das schlechtere Wetter - mir wird ein wenig mulmig.

Aber der Regen hat erstmal aufgehört und nach 20 km und einem kleinen Pass bette ich mich im Inland an einem kleinen, sehr schönen See zur Nacht.

Mittwoch, 06.07.2022

Storvanet (See) / Namsos - 140 (1900) km

WETTER - bedeckt - Niesel und Schauer - guter Rückenwind

Das war nun der erste richtige Regentag in Norwegen, den ich auf dem Rad verbracht habe, auf einer recht leichten Strecke,  die ich aber wiedermal durch einen 15 km Umweg in die Berge aufgewertet habe. Nur Landstraße den ganzen Tag ist irgendwie nicht stimmig. Zumal es laut Karte dieses Mal sogar eine Abkürzung war - Einsparung 1 km bei zusätzlichen 250 hm.

Der Regen kann nerven und wenn er weiter im Norden mit Kälte und vielleicht gar Gegenwind daher kommt, werden meine Einträge weniger freundlich aussehen. 

Im Regen morgens oder nach dem Einkauf starten ist eine Überwindung. Auch, weil es erstmal kalt ist und das ausgeglichene Klima erst beim "Arbeiten" entsteht. Ich hatte erstaunlich viele km, bei denen ich weder geschwitzt noch gefroren habe. So konnte es doch ein ergiebiger Tag werden. 

Und es war vorwiegend nur leichter Regen mit vielleicht 3 ordentlichen aber kurzen Schauern.

Was ich jetzt weiß: Jacke und Hose sind dicht (aber auch gut atmungsaktiv). Dazu Gamaschen über die Füße und ich fühle mich erstmal sicher. Leider ist die Überlappung von Jacke auf Hose am Rücken zu knapp. Ich muss immer mal die Jacke herunterziehen, die wegen meiner eher "liegenderen" (ich wollte mal nicht "sportlicheren") Haltung immer wieder nach oben rutscht. Bei starkem Regen versuche ich auch aufrechter zu fahren.

Wozu sich noch einen Exkurs zu Sattel und Lenker anbietet. Mir dem Sattel bin ich sehr zufrieden. Lieber Jens (und liebes Fernwegs-Ladenteam), ich habe immer noch nicht die gepolsterte Hose eingeweiht. Und da ich bei meinen sonstigen alltäglichen Radfahrten gemerkt habe, dass ich sehr liegend unterwegs bin, habe ich einen Lenker gekauft, der ca 20 mm nach oben geköpft ist, was scheinbar entscheidend viel ausmacht. Ich bin jedenfalls angemessen "bequem" unterwegs und habe auch absolut kein Nackenprobleme. 

Nun und die Hörnchenpaare am Rand und die zur Mitte hin sind viel genutzt. Die mittleren bieten zusammen mit den Bremshebeln verschiedenste Haltungen an. So dass ich höchst selten mal ein Kribbeln in den Fingern habe. Die "normalen" Griffe habe ich ja belassen, wie sie waren, da ich mich bei der Auswahl nicht entscheiden konnte. Ich benutze sie wenig,  so dass das auch okay ist.

Auch passend zum Wetter sind zufällig alle meine kopierten Straßenkartenausschnitte ab Trondheim bis Nordkap laminiert. Die hatte ich zuerst vorbereitet. Später (Karten für Finnland und Polen) habe ich das nicht geschafft. Ich kann also die Karte bedenkenlos über eine Lowridertasche legen und mit der Schnalle festzurren. Habe sie so im Blick und sie schützt diese Tasche (Fotosachen) zusätzlich.

Höhepunkt des Tages sollte die 1850-km-Grenze werden. Das ist nämlich die Hälfte der Radkilometer bis zum Nordkap (3700 km laut Plan). Es gab sogar einen größeren Ort,  aber nicht einmal einen Bäcker, nur einen COOP-Supermarkt. Und das Wetter war selbst für eine Party im Bushäuschen zu schlecht. So habe ich abends erst ein Muffin genossen und nochmal extra einen Kaffee gekocht.

Die erste große Gaskartusche aus DD ist übrigens immer noch nicht leer. Auf Zeltplätzen habe ich bisher 2 oder 3 mal in den Küchen gekocht und so die Kartusche "gestreckt". Morgens benötige ich neben Kaffeewasser an ca der Hälfte der Tage heißes Wasser fürs Müsli / 4-Korn-Flocken (andere Hälfte brauche ich auch mal Schnitte mit Honig), abends Tee und warmes Essen zubereiten. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass die Kartusche so lange durchhält.

Aber was habe ich heute gesehen? Regen, ein schmales Inlandtal, flach ansteigend und landwirtschaftlich genutzt, sehr wenige Orte, viele Höfe, mal eine Gruppe aus mehreren Wohnhäusern, einen langen See (am See war das Klima deutlich wärmer), in den beiden durchfahrenen Hauptorten je ein großer Industriebetrieb direkt am See. Es kann sein, dass der See auch eine direkte Anbindung an den Trondheimfjord hat.

Vom See ging es abends noch über einen kleinen Pass in einen nördlichen Fjord, der jetzt schon ziemlich nahe am Meer liegt, vorgelagert eigentlich nur noch große Inseln.

Ich schlafe wieder wild an einem hübschen See und versuche die nassen Sachen etwas trocken zu bekommen. Es soll ja nicht besser werden.

Donnerstag, 07.07.2022

Namsos / 15 km hinter Kolvereid - 100 (2000) km

WETTER - bedeckt - Dauerregen - guter Rückenwind

Noch e2in ganzer Tag Regen, fand ich nun nicht mehr so interessant. Das war echt eine Herausforderung und nach 50 km waren die Sachen dann doch durch. Bei ca 70 km musste ich auf eine Fähre warten, ungefähr 45 Minuten. Es gab da ein nettes Lokal, in dem auch andere Gäste auf die Fähre warteten. Ich dachte erst, dass ich trocken werde, aber habe mich dann auf der Toilette komplett umgezogen. Das war eine gute Entscheidung und hat mir die restlichen 30 km möglich gemacht. 

Der Regen hat mir heute einen schönen Aussichtspunkt und die Ankunft am Meer ver......! Ein wenig bin ich selbst schuld, da ich erst 11 Uhr mittags aufgewacht bin und dann noch getrödelt habe, konnte ich den eher trockenen Vormittag nicht nutzen.

Ja, mehr gibt es nicht zu berichten. Das erwähnte Lokal an der Fähre nach Hofles wird mide in Erinnerung bleiben: es ist spät abends, draußen wettert's und innen die Leidensgenossen. Ein Kamin zwar vorhanden, aber nicht in Betrieb. Ich musste an "The Hatefull Eight" denken. 

Abends wieder ein wilder Zelt"platz". Die Sachen, die ich zuletzt anhatte, sind in annehmbaren Zustand, eine Garnitur zum Wechseln ist noch da. Damit flexibel bleibe, ziehe ich zum Schlafen das feuchte Zeug an und kuschle mich in den Schlafsack. Ich werde schnell warm und am Morgen sind die Sachen, die ich anhatte, trocken.

Bein Zelten versuche ich sehr achtsam hinsichtlich Feuchtigkeit und Schmutz zu sein. Nach fast 3 Wochen ist meine "Hütte" immer noch sauber.

Freitag, 08.07.2022

Kolvereid / Horn - 120 (2120) km

WETTER - bewölkt - wenig Regen - guter Rückenwind

Noch ein Regentag ist vorhergesagt, bestenfalls Besserung am Nachmittag oder Abend. Aber schon früh ist es freundlicher als gestern, mit einigen Wolkenlöchern und mal kurz schaut die Sonne aufs Zelt. Und so ist der Tag zwar auch regnerisch, aber viel besser als gestern. Dazu starker Rückenwind, was ich besonders merke, als ich an einem Fjord auch mal die Gegenrichtung nehmen muss und mit der Wind von vorn ordentlich was abverlangt. 

Ich vermute, dass hier der Südwest schon eine Hauptwindrichtung ist, was Radfahrer, die die Gegenrichtung gewählt haben, ziemlich viel abverlangt. Immer wieder mal denke ich da auch an Martin. 

Gestern bin ich ja schon über die 2000-km-Grenze gerutscht. Das heißt, ich hatte mir da als Abendziel gesetzt. Gefeiert habe ich nicht, dass Wetter hast es mir vermiest. Damit habe ich nun schon 1/3 meiner Reise hinter mir, was sich nicht so anfühlt und mir fast ein wenig zu schnell geht. Und wenn ich nur zum Nordkap rechne, bin ich inzwischen mit den 2100 km gefahren und den 1600 km die noch fehlen schon weit auf der Haben-Seite.

Im Übrigen bin ich auch meinen Zeitplan ein gutes Stück voraus, was mich die Tage inzwischen gelassener angehen lässt. Heute morgen bin ich zB auch erst 11 Uhr gestartet und habe sehr gemütlich gefrühstückt und für den Start eine Regenpause abgewartet. 

Endlich hatte ich heute auch bei vernünftigen Wetter Gelegenheit, die Ankunft am Meer zu genießen. Für einen Blick nach Island war die Sicht aber immer noch zu schlecht. Außerdem sind weiterhin oft Inseln vorgelagert, schon deshalb ist mit Island schwierig. Aber das sind die für mich erstaunlichen Breitengrade, auf denen ich hier oben schon bin: mitten in Island eben. Der nördliche Polarkreis, den ich vielleicht Montag überquere, entspricht Islands Nordgrenze, Islands Süden ist auf die Höhe von Trondheim. 

Da Dörfer und kleine Städte hier keine ausgeprägten Siedlungskerne haben oder auch Altstädte fehlen, sind das in der Regel keine besonderen Gelegenheiten, um mal anzuhalten. Demgegenüber registriere ich weiter gern die schon früher beschriebene Weidewirtschaft und Milchviehhaltung auf dem Land. Sehr selten sind Ackerflächen geworden. Ein kleines Feld mit Gerste ist mir heute auch nochmal aufgefallen. Ganz schnell komme ich jedoch bei notwendigen, weiter ins Land und einige Höhenmeter hinauf führenden, Landquerungen auch in unwirtlichen Regionen: Felsuntergründe, mit krüppeligem Birkenbewuchs, Moosen und Flechten. Gegen den, wo übrigens Zeltplatzsuche vergeblich ist, weil man entweder auf Fels steht oder sich in komplett wassergesättigten Böden bewegt. Da ich immer noch mit Flusslatschen und barfuß unterwegs bin, ist das Einsinken im Matsch herrlich unbedenklich und manchmal genieße ich diese Freiheit sogar. 

Von den zur erwähnten Landwirtschaft gehörenden Höfen steht leider auch der eine oder andere zum Verkauf. Manchen sieht man einen gewissen Verfall an. Manche wechseln auch in gutem Zustand und sicher sich zur weiteren Bewirtschaftung den Besitzer. Wie ein herrlich zwischen Küstenstraße und rückwärtige steil aufsteigender Bergwand gelegenes und sehr gediegen wirkendes Gehöft mit Weideflächen bis ans Meer heran und Aussicht - bis Island eben. 

Am Abend habe bin ich wieder in erinnert Gegend, wo alle Untergründe durchnässt sind. So dass ich etwas illegal im Hafengelände von Horn zelte, wo morgen gleich meine nächste Fähre startet. 

Während es für mich an der Küste heute nur begrenzt auf und ab ging, türmen sich landeinwärts wieder stärker und beeindruckender als in den letzten Tagen die Hochgebirge. Das wird bis Bodø auch so bleiben,  wo nochmal ein stark vergletscherter Gebirksstock bis zur Küste heranreicht. Darauf bin ich auch sehr gespannt. 20q7 hast man ihn vom Schiff aus wegen des Wetters nicht gut sehen können. 

Samstag, 09.07.2022

Horn / Levang - 100 (2220) km

WETTER - sonnig - trocken  - leichter Rückenwind

 


Zuerst etwas, was ich vergessen habe.
Schon vor einigen Tagen hatte ich "meinen Elch". Am Abend (richtig dunkel ist es schon seit Oslo nicht) lief er ca 50 m vor mir über die Straße. Links aus dem Wald, rechts weiter über eine Wiese. Zum Fotografieren zu schnell und mich keines Blickes würdigend. In einer etwas disharmonischen, vermutlich aber elchtypischen "Gangart".

Mein etwas illegales Zelten im erweiterten Hafengelände hatte keine Konsequenzen. Ich habe ruhig geschlafen und mich da nicht verrückt gemacht. Überhaupt hat sich meine Befürchtung, der Zeltschlaf würde mich früh mehr und mehr mit Rückenschmerzen den Tag beginnen lassen, in keiner Weise bestätigt. Vermutlich liegt es daran, dass ich im 2-Mann-Zelt genügend Bewegungsfreiheit habe.

Den Tag bestimmt und mich im Nachhinein gedanklich auch beschäftigt haben zwei ungeplante "Besichtigungen" am Wegesrand.

Zum einen hatte ich zum wiederholten Mal die Ausschilderung "Krigsminne" an der Straße. Meist ging es dann in eine Seitenstraße zu einem Kriegsdenkmal. Heute lag es direkt an der Straße und ich habe mich zur Besichtigung entschlossen (und irgendwie verpflichtet gefühlt). Es war die zentrale Gedenkstätte für russische Zwangsarbeiter, die in Norwegen im 2. Weltkrieg ums Leben kamen - insgesamt 13.000. Die Anlage war sehr zurückhaltend aber eindrücklich gestaltet. Es hat mich sehr berührt und ich konnte mich meinem "Deutschsein" nicht entziehen.

Ungefähr 20 km weiter durfte ich dagegen ein wenig stolz meine Herkunft erwähnen. Auch nahe der Straße lag das Petter-Dass-Museum und ahnungslos frage ich einfach am Tickettresen "Wer oder Was" Petter Dass denn sei. Es stellt sich heraus, dass er, vereinfacht, eine Art Paul Gerhardt für Norwegen ist. Ein Pfarrer / Bischof (?), der im 16. oder 17. Jahrhundert mit christlicher Lieddichtung aber auch mit weltlicher Dichtung in die Zeit der Reformation wirkte. Größere Bedeutung erlangte sein Schaffen aber erst im 18. oder 19. Jahrhundert im Zuge des erwachenden Nationalbewusstsein der Norweger. Beim Thema Reformation kam der Ticketverkäufer von sich aus auf Martin Luther (dem übrigens auch die geschichtlichen Darlegungen im Dom in Trondheim einen Abschnitt widmen) und auf Wittenberg und Sachsen zu sprechen. Da habe ich gern erwähnt, dass das mehr oder weniger meine Heimat ist.

So ist nun die Liste berühmter Norweger, die mir geläufig sind um einen Namen reicher. So viele fallen mir leider nicht ein: Nansen (klar), Amundsen, Heyerdal, der Heilige Olav, Hamsun, Hammerskøld, Brundtland, Kirkegaard, Grieg und Munch - ich habe gerade kein Internet, um die korrekten Schreibweisen zu prüfen.

Verhältnismäßig viel "Kultur" also (das Museum selbst war auch ein Architektur-Highlight), daneben recht entspannte 90 km, unter anderem über eine recht große Hängebrücke - geschätzte 50 m über dem Wasser - und entlang eines Gebirgszugs ("Sieben Schwestern"), der Wanderlust weckte.

Am Abend aber doch noch ein Rennen gegen die Zeit, weil ich eine Fähre erreichen wollte. Dann stehe ich auf einem kleinen Pass und entscheide mich gegen die noch 5 km und eine Abfahrt entfernte Fähre und für eine Übernachtung da oben. Dann suche ich ein Plätzchen und finde nur mit Wasser vollgesaugte Moosflächen und Felsbrocken. Dann kommen 3 Radler daher und wollen unten auf einem Campingplatz übernachten - nahe der Fähre, die inzwischen abgefahren sein dürfte.

Ich schließe mich ihnen an und das ist eine richtig gute Entscheidung.
Erstens habe ich nach 4 wilden Nächten Bedarf nach etwas mehr Hygiene. Zweitens ist der Platz urig, sehr schön gelegen, unkonventionell, bisschen öko und preislich okay. Drittens treffe ich einen jungen Physiker aus Heidelberg, an sich ein sehr sympathischer Kerl und da Joachim bald auch Heidelberger ist, kann ich ihn ein wenig befragen. Viertens sind die 3 Radler mir von Trondheim bekannt und wir verstehen uns gut. Es sind Australier (Vater, Tochter, Schwiegersohn), vor allem der Vater sehr kommunikativ und entgegenkommend. Er will zum Nordkap, die Jugend fährt eine Teilstrecke mit. In Trondheim sind wir uns am Fahrradladen begegnet. Das Rad der Tochter war beim Hinflug abhanden gekommen und sie überlegten, ein neues Rad zu kaufen.

Ein schöner Tagesabschluss also. Ich hätte ein Glas Rotwein in netter Runde angemessen gefunden und habe ihn schmerzlich vermisst. Vielleicht sollte ich ein Fläschchen für solche Fälle besorgen. Es ist ja nicht so, dass es hier gar keinen Alkohol gäb

Sonntag, 10.07.2022

Levang / Øresvik - 90 (2310) km

WETTER - sonnig - trocken - windstill

Diesmal vorab eine Berichtigung. Ich habe über Trondheim erwähnt, dass ich wenige gemütliche "altstädtische" Ecken gefunden habe. Für mich stimmt das, Fabian (siehe unten) hat mir berichtet, dass er einen alten Stadtteil entdeckt hat. Wenn ich richtig verstanden habe, am Fluss mit alten Speicherhäusern zum Wasser hin und dahinter mit alter, kleinteiliger Wohnbebauung. Also liebe Looses, Trondheim ist schon eine Reise wert ;-)

Ich bin heute (10.07.22) mit den 3 Australiern gestartet, d.h. wir haben nahe vom Zeltplatz um 10 Uhr die Fähre über den Fjord genommen. Zum ersten Mal eine Überfahrt im Sonnenschein und mit wenig Wind. Alle haben das auf dem Oberdeck genossen.

Ich habe die drei dann erstmal hinter mir gelassen, sie waren langsamer und mit sich beschäftigt. Außerdem ging es nach 10 km wiedermal bergan auf reichlich 300 m über dem Fjord. Belohnung war eine herrliche Aussicht raus aufs Meer und weit runter in den Fjord. Während ich mir einen Tee koche und ein Muffin schlemmere kommen "die drei" auch an. Weil es so ein wunderbarer Ort ist, bleibe ich auch noch eine Weile. Dann verabschiede ich mich - wir werden uns wegen der unterschiedlichen Tempi nicht mehr treffen, was ich bedaure. 

Danach heißt es mal einen Fjord richtig ausfahren: bis hinter und dann auf der anderen Seite wieder raus. 40 km für 10 km Luftlinie. Aber das ist Norwegen und mir kommt nicht in den Sinn, mich davon frustrieren zu lassen. Außerdem ist wieder Tunneltraining: 2 Stück zu je knapp 3 km zeigen mir, das mir auch das nichts mehr ausmacht. 

Am späten Nachmittag überhole ich erst einen Wanderer, der seinen Gepäckwagen vor sich herschiebt, und wenig später ein junge wandernde Frau. Auch die Begegnungen mit entgegenkommenden Radfahrern sind heute sehr häufig. Nicht alle werden vom Nordkap kommen. Teilweise fahren sie nur diesen besonders spektakulären Kostenabschnitt entlang, die "Helgelandkysten" eine der sogenannten Touristenrouten in Norwegen. 

Je tiefer die Sonne sinkt, umso tiefblauer wird das Meer, umso stärker die Konturen der Gipfel und die Kontraste zwischen dunkel verschatteten Felswänden und davor in der Sonne liegenden, fjordnahen Gehöften und Landwirtschaftsflächen. Das heißt immer mal anhalten und die Aussichten genießen. 

An besonders schöner Stelle ein Imbiss, in dem es auch einen Kaffee gibt. Schade, dass die Terrasse zu Straße und Parkplatz liegt und nicht auf der Fjordseite. Da ich schon seit Stunden in "Uhna" anrufen möchte, bleibe ich trotzdem, genieße Kaffee und Kuchen für knapp 8 Euro - was ich so schlimm nicht finde - und telefoniere mit der Heimat als lägen nicht über 2000 gefahrene Rad-km dazwischen.

Wieder am radeln, überholt mich Fabian aus Heidelberg und wir suchen uns 10 km weiter, kurz vor der nächsten Fähre, einen Platz für unsere Zelte mit Blick auf den Fjord, aber schon nahe der Straße. 

Heidelberg ist ja inzwischen bei uns Seitenschneidern ein Topthema, so dass ich mit Fabian Gesprächsstoff habe. Außerdem hat er gerade sein Physikstudium beendet uns macht am der Uni weiter seinen Doktor. So habe ich mich auf den neuesten Stand bzgl Elementarteilchen bringen lassen ;-) und mir paar laienhafte Fragen zum CERN beantworten lassen. Also beim CERN ist das so: die Photonen werden ..... nein, Scherz! Aber mich interessieren solche Sachen ja und tatsächlich konnte ich auf Laienebene einiges dazu erfahren.

Montag, 11.07.2022

Øresvik / Reipa - 70 (2480) km

WETTER - sonnig - trocken - windstill

Am 11.07.22 rolle ich mit Fabian morgens zur Fähre, die uns über den nördlichen Polarkreis bringen wird. "Rollen" ist gut. Es ist erstaunlich, wieviele Anstiege wiedermal auf die 8 bis 10 km passen. 

Unterwegs überholen wir wieder die 2 Wanderer (siehe gestern). Die müssen zeitig aufgestanden sein und schaffen es pünktlich zur Fährabfahrt. Er ist Schwede, sie wohnt in Hamburg, ist aber eigentlich Leipzigerin. Sie ist im Frühjahr in Hamburg losgelaufen und will erstmal bis Tromsø. Sie trägt um die 15 Kilo und läft um die 30 km am Tag. Da haben wir mächtig den Hut gezogen.

Die Polarkreisüberquerung war dann leider irgendwie emotionslos. Ich war nicht so in Hochstimmung / Partylaune und die anderen Fahrgäste auch nicht  ..... schade - das hatte ich mir anders vorgestellt.

Von der nächsten Fähre aus präsentiert sich uns der Svartisengletscher, dessen Gletscherzunge nahe am Fjord endet. Ob das immer noch so ist, oder ob er sich nach oben zurückgezogen hat, wie viele Gletscher in den Alpen, können wir von unserer Fähre aus nicht erkennen. 

Da wir beide nicht so gut drauf sind, gehen wir spontan auf einem Campingplatz in Reipa vor Anker. Sehr preiswert (15 Euro fürs kleine Zelt) und angenehm von einem jungen Paar (deutsch / norwegisch) geführt. Sie haben den Campingplatz vor kurzem gekauft.

Die Dichte an Tourenradlern steigt über die letzten Tage merklich an. Auf dem Zeltplatz hier sind Richtung Nordkap noch ein Kölner (solo) und ein Schweizer Paar (ca 55 Jahre)  unterwegs.

Dienstag, 12.07.2022

Reipa / 20 km vor Bodø - 100 (2480) km

WETTER - sonnig / warm - trocken - wenig Wind

 

Der schönste Tag seit einer Woche. Es ist fast schon zu warm, zumindest an den unzähligen kurzen oder auch längeren Anstiegen, die uns den ganzen Tag über immer wieder überraschen.

Von Reipa sind es noch 120 km bis Bodø, wo die Fähren zu den Lofoten abgehen und wo ich mir telefonisch einen Zahnarzttermin vereinbaren musste: eine provisorische Krone muss neu fixiert werden. Glücklicherweise übernimmt die KV die Kosten in Norwegen. 

Ich fahre heute nochmal mit Fabian, tags drauf in Bodø nimmt er dann aber eine frühere Fähre und wir "trennen" uns nachdem wir unsere Telefonnummern getauscht haben. Zwei Tage zusammen radeln scheint auch aus anderen Berichten das normale zu sein. Ich muss schauen, ob ich das nochmal mache, da es mir zu schwer fällt, dann meine Interessen zu verfolgen. Ganz simpel: ich habe an beiden Tagen viel weniger fotografiert als sonst, da das immer bedeutet anzuhalten, mit den Objektiven hantieren .... und ich das dem Mitfahrer nicht zumuten wollte. 

Nicht abzuhalten war ich davon, bei der Hitze mal in einen  Bergsee zu springen, der aber mindestens 15 Grad hatte, also verhältnismäßig warm war.

Wiedergetroffen habe ich die beiden Norweger (55+), die nach Hause ans Nordkap fahren. Nein, nur den Drahtigen. Er hat uns eingeholt, während sein Kompagnon zu sehr hinterher hing. Bei einer gemeinsamen Pause hat er erzählt, dass er Boot und Häuschen kurz vor dem vorletzten Tunnel vor dem Kap hat - mal sehen, wer eher dort sei. Außerdem hat er uns etwas unserer Exklusivität beraubt: in der Region südlich vom Kap bündeln sich alle Radler, die von FIN / SWE / NOR nordwärts kommen und das seien täglich jede Menge. Hmm! Eigentlich wollte ich die letzten 100 km nicht im Pulk fahren. 

Wer sich auskennt, weiß, dass wir an diesem Tag am Saltstraumen vorbeigekommen sind. Kurz danach haben wir dann (wild) unsere Zelte aufgeschlagen. Der Saltstraumen (Straum = Strom) ist der stärkste Gezeitenstrom der Erde. Wasser strömt hier infolge Ebbe oder Flut durch eine Engstelle zwischen Fjord und Meer, wobei starke und gefährliche Strudel entstehen.

Über den Saltstraumen führt auf einer 40 m hohen Brücke unsere Straße Richtung Bodø, so dass wir von oben den perfekten Blick haben. Wir sind auch zu einer günstigen Zeit hier, denn bei bestimmten Gezeitenständen ist der Strom absolut ruhig.

Die 100 km heute waren erstaunlicherweise viel abwechslungsreicher als an anderen Tagen: mal eine schärenartige Landschaft, mal die steil und schroff aufsteigenden Berge wie in den letzten Tagen, abens Richtung Bodø flacher und stärker besiedelt.

Immer mal kommen wir an den ufernahen Lachsfarmen vorbei, zu denen an Land oft eine große Industriehalle gehört, wo in Tanks die Jungfische herangezogen werden, bevor sie "draußen" ausgesetzt werden. Die Farmen (Aquakulturen) auf See sind vermutlich nach dem Öl der zweite große Exportzweig Norwegens in Milliardengröße. Leider nicht unkritisch - man konsultiere das Internet bevor man kauft (wiederum: nicht alles was im Internet steht ...)

Von unserem Schlafplatz haben wir am Abend einen schönen Blick aufs Meer und in die Bergregionen um Bodø - jene im Süden, die wir in den letzten Tagen umfahren haben und die in weißen Gletscherhauben enden, und jene nördlich von Bodø, ähnlich gewaltig, denen wir durch die Überfahrt auf die Lofoten aus dem Weg gehen.

Es zieht aber zunehmend schlechtes Wetter auf und noch vor Mitternacht verschwinden die Berggipfel in den Wolken. 

 

Mittwoch, 13.07.2022

Bodø / Moskenes - 20 (2500) km zzgl Fähre

WETTER - sonnig - trocken - auf dem Meer sehr windig 

Ganz schön voller Tag, aber  wenige Radkilometer. Diese im Wesentlichen rein nach Bodø, wo ich Fabian verabschiede, einkaufe und zum Zahnarzt gehe. Meine KV habe ich angerufen: ich soll in Vorkasse gehen und der KV dann die Rechnung schicken. Der Zahnarzt ist ausgesprochen sympathisch und freundlich, setzt die Krone wieder ein, bezahlen muss ich "für die 3 Minuten" nichts und er wünscht "Gute Reise" - er hat sich nach den Umständen erkundigt.

Dann geht es endlich auf die Lofoten. Wiedermal kostenlos - die Fähre bezahlen nur die motorisierten Fahrgäste - sind es am Ende knappe 5 Stunden Überfahrt. Vielleicht etwas länger als üblich. Es ist doch einigermaßen Seegang (ich schätze bis zu 3 m zwischen Welletal und -berg) und einige der Passagiere brauchen den K-Beutel. Mit unserer Fährfahrt über das Skakerak 2017 ist es aber nicht zu vergleichen. 

Die Lofoten sind an ihrem südlichsten Hafen (Moskenes) soweit vom Festland entfernt, dass man das gegenseitige Küstengebirge nicht sehen kann. Es sind knapp 100 km Luftlinie.

Was macht man bei Ankunft 18 Uhr auf den Lofoten, wenn der Zeltplatz teuer ist und das Wetter an den nächsten Tagen schlechter wird? Ich ziehe die Wanderung, die ich woanders auf den Lofoten machen wollte vor. Das Internet (www.outdooractive.de - oder ähnlich) empfiehlt vom Nachbarort eine Wanderung zu einer Berghütte. 2 bis 3 Stunden und 500 hm. Passend für ein Nachtquartier. Ich stelle am beschriebenen Parkplatz das Rad und alles was ich nicht benötige etwas versteckt hinter ein Häuschen, schultere Schlafsack, Zelt und nehme den vorderen LowRider mit dem Kochzeug in die Hand und mache eine unkonventionelle Wanderung zur Munkebu-Hütte.

Schöne Talblicke auf den Ort und das Meer, mehrere Bergseen, ein kleiner Gipfel, sogar eine einfache seilgesicherte Passage. Alles was das Wandrerherz begehrt. Oben sind schon einige Zelte aufgeschlagen, leider bleibt jeder für sich. Dann noch kochen und Abendessen in dieser Traumumgebung, in den Schlafsack kriechen und Chopin zur guten Nacht ...

(Auf der Fähre ein Paar aus Dresden in meinem Alter mit Fahrrad. Sie entscheiden sich für den Zeltplatz. Ich habe sie nicht nochmal getroffen.)

Donnerstag, 14.07.2022

Moskenes / 15 km hinter Valberg - 110 (2610) km

WETTER - bedeckt - ab Nachmittag zunehmender Dauerregen - wenig Wind 

Mein Bergabenteuer setzt sich mit einem gemütlichen Frühstück im Zelt fort. Da ich heute noch radeln will, bin ich der erste, der sein Zelt eingepackt und loszieht. Es ist bewölkt, aber immer wieder sind noch schöne Blicke möglich. Grundsätzlich soll das Wetter im Laufe des Tages ja schlechter werden.

Unten angekommen bin ich etwas erleichtert, Rad und Ausrüstung vollständig wiederzufinden, mache kurz einen Einkauf und bin 11 Uhr im Sattel.

Auf den Lofoten im engeren Sinn sind es nun ca 170 km - über mehrere Tage. Immer zwischen Wasser und Fels entlang, mal auf der Ostseite, mal auf der Westseite (Atlantik). Auch durch einen Unterwassertunnel - wie er mich (wesentlich länger und tiefer) vor dem Nordkap erwartet.

Es gibt großteils nur eine Hauptstraße, die nach Norden führt (eher NO). Hinter Leknes entscheide ich mich für die kleine Straße an der Ostküste, da ich die andere Möglichkeit von 2017 her schon kenne.

Ganz im Süden (oder liegt es an der Tageszeit?) Ballt sich um Moskenes und Reine der Urlauberverkehr. Wohnmobile ohne Ende auf schmalen Straßen. Ich vermute, dass das den Ureinwohnern nicht immer gefällt.

Was mir durch den Kopf geht und die Schweizer, die ich tags drauf treffe, empfinden es ähnlich: es gibt erstaunlich wenig Cafes oder Restaurants. Bei der Auswahl an Aussichtspunkten und Kundschaft ist das nicht verständlich. Die Schweizer berichten, das sei in Schweden anders (viel gemütlicher) und liegt wohl an den Menschen. 

Aber an diesem Tag finde ich in Ramberg das urige und gemütliche, freundliche Café und gönne mir die Pause, auch wenn noch lange nicht die Hälfte geschafft ist. 

Wie es der Tag bei Sonnenschein wäre, kann ich nur vermuten. Mir genügt das Wissen, das ich vermutlich sehr authentisches Wetter erlebe.

Was sich am Abend deutlich verschlechtert. An der Ostküste nördlich von Stamsund habe ich trotzdem lange Freude an der Stimmung. Es ist Ebbe und der offenliegende Seetang strahlt gelbbraun gegen den düsteren Himmel und gegen die bedrohlichen dunklen Bergflanken. Felsen tragen Seetangbärte, scharf rasiert, wo der Fels bei Flut aus dem Wasser ragt. Und in viele Felsbrocken am Ufer kann man Tiere oder mystische Gestalten deuten.

Irgendwann wird der Regen so stark, dass ich das Zelt aufbaue. Glücklicherweise ist schnell ein Platz gefunden. Im Zelt ist die Welt trocken und alles in Ordnung. Zeit für einen Schwatz mit Uta und dann was aus der Campingküche (Couscous geht schnell, spart Gas).

Die Nacht ist nicht ohne Sorgen, weil es kräftige Böen gibt und ich die Heringe nicht sehr tief in den steinigen Boden bekommen habe. Wenn ich um den Wind gewusst hätte, hätte ich mir mehr Mühe gegeben. Meine Nachlässigkeit bezahle ich mit schlechtem Schlaf. 

Freitag, 15.07.2022

Valberg / 10 km hinter Svolvaer - 50 (2660) km

WETTER - bewölkt - Dauerregen - Wind wechselnd

Kein Foto und das hat seinen Grund. Es regnet den ganzen Tag. 

Das Zelt hat die windige Nacht überstanden. Da ich aber nicht zur Ruhe kam, bin ich zeitig aufgestanden, habe gut gefrühstückt, unter dem Überzelt alles gepackt, zum Schluss noch das nasse Überzelt und dann los. 

Mit komplett trockenen Klamotten in den Regen starten ist an sich unproblematisch. 

Ich habe 50 km geschafft und zwischendurch in Svolvaer - Hauptstadt der Lofoten - einen Stadtbummel gemacht. Kleiner Einkauf und ein Stück am Hafen entlang. Eigentlich bot es sich an, mal irgendwo Fisch zu essen. Aber inzwischen war ich nicht mehr tauglich fürs Restaurant. 

Also zum nächsten Zeltplatz und Schluss für heute. Ich hätte noch einiges mehr geschafft, aber es ist schönes Wetter in ein paar Tagen angesagt und ich möchte wenigstens die nördlich anschließenden Vesteralen bei schönem Wetter erleben. So dass ich jetzt das Wetter aussitzen werde.

Auf dem Zeltplatz ein junges Pärchen aus Bern. Unterwegs mit dem Rad in Schweden und Norwegen. Letzten Sommer schon, dieses Jahr wieder. Beide sehr sehr angenehm. Wir haben einen großen Teil des Nachmittags und Abends in der "Küche" verbracht. Sie fahren morgen weiter Richtung Narvik und Schweden.

Samstag, 16.07.2022

Svolvaer / am Matmora - 20 (2670) km

WETTER - bedeckt - am Berg Regen - wenig Wind

 

Frühstück mit den Schweizern, die gegen 11 Uhr starten.

Es ist trocken, ab und an Sonnenschein. Ich nehme mir Zeit, pumpe die Reifen etwas nach und prüfe mal meine Bremsen. Höchste Zeit, die hinteren Backen sind abgefahren und würden bald die Felgen kaputt machen. Ich tausche sie aus und packe dann zusammen und starte kurz nach 12 Uhr. 

An einem Fjordhafen ca 10 km nach dem Start finde ich überraschend viele intakte Fischerboote und frage mich, ob alle noch zum Fischen rausfahren. Und wann? Schön wäre das, aber ich kann mir das nicht vorstellen. Es ist sicher nicht mehr wirtschaftlich genug.

Wenig später entscheide ich mich an einer Kreuzung gegen die Hauptstraße (20 km zur Fähre) und für einen letzten Schwenk an die Atlantikseite (40 km zur Fähre). Auf der kurzen Route hätte eine früher von mir angepeilte Wanderung auf einen recht hohen Gipfel über dem Trollfjord gelegen. Als ich aber nochmal die Beschreibungen lese, merke ich, dass mir das zu anspruchsvoll ist und auf 1200 m wohl auch noch Schnee liegen wird. 

Nach weiteren 10 km lasse ich mich zum lange herausgeschobenen Restaurantbesuch verführen.

Ich komme also nicht so recht vorwärts, was auch am Wetterbericht liegt, der für morgen wieder etwas Regen vorhersagt und danach gutes Wetter. Und da ich noch paar Tage Reserve habe, kann ich das ja irgendwie abwarten. Wie schon geschrieben, die folgenden Inseln (Vesteralen) würde ich gern bei besserem Wetter durchfahren.

Das Restaurant liegt im Inland auf einem früheren Gehöft. Schick, nett, mit See- und Bergblick. Leider macht die Küche erst 15 Uhr auf. Ich bin zu zeitig. Aber da ich da bin, nehme ich die verfügbare Fischsuppe und danach einen Kaffee. Zusammen 23 EUR, das ist okay. Die Suppe ist wirklich ein Genuss und das Ambiente sehr schön.

Bis zur Atlantikseite schaffe ich es heute nicht mehr, obwohl nur noch schlappe 10 km und gutes, trockenes Radelwetter. Kurz vorher nämlich die nächste Versuchung: ein Wegweiser zum / zur Matmora. Eine kurze Recherche ergibt, dass es ein Gipfel auf knapp 800 m ist, mit sehr schönem Blick. Ohne viel zu überlegen, ordne ich wie am ersten Lofotentag meine Ausrüstung um, stelle Fahrrad und alles was ich nicht benötige regensicher verpackt hinters Gestrüpp und ziehe los.

Alles ist gut markiert und ausgetreten, scheinbar viel begangen. Mir kommen auch um die 10 Wanderer entgegen. Allerdings gehe ich wolkenverhangenen Gipfeln entgegen und es fängt dann auch an zu regnen. Auf einem Sattel stelle ich das Zelt auf, räume rein, was ich für die restlichen 300 hm nicht brauche und gehe weiter zum Gipfel. Der steckt in der Wolke und gibt nur einmal etwas Sicht auf einen Nebengipfel frei, mit einem Blick auf Meer und Inseln wird es nichts, obwohl ich dem Wetter eine halbe Stunde oder mehr Zeit gebe. Ich habe mich verspekuliert und muss mich der Realität beugen, mit der ich hätte rechnen müssen. 

Was mache ich, wenn morgen früh das Wetter besser ist? Nochmal aufsteigen?

Beim Abstieg zum Zelt begleiten mich 2 Griechen, die den Gipfel vom Norden erstiegen haben und noch runter und zum nächsten Zeltplatz wollen. Es ist ihre erste Etappe auf einer Wanderung längs durch die Lofoten bis zur Südspitze. 

Sonntag, 17.07.2022

Matmora / 20 km vor Insel Andøy - 120 (2800) km

22.07.22 - nur Korrektur km-Stand auf 2800 km

WETTER - bewölkt - einige Regenschauer - guter Rückenwind

Nach der Zeltnacht zeigt sich der Matmora weiter wolkenverhangen, so dass kein Anlass besteht, über einen nochmaligen Aufstieg nachzudenken. Aber unter den Wolken hindurch ist es ein schöner Blick auf gegenüberliegende Berge, das Tal und einen begrenzten Teil der Meeresküste.

Auch in Anbetracht meines Vorsprungs und meiner Vorliebe für Wanderungen bei durchwachsenen Wetter habe ich keinen Grund, diesen zweiten Bergausflug zu bereuen. Ich steige gemütlich ab und auch diesmal stehen Fahrrad und Gepäck noch hinterm Busch. 

Es sind noch 30 km Lofotenküste bis zur Fähre in Fiskebøi. Abseits der Küste findet sich ein privat errichteter, moderner, für alle zugänglicher Aussichts-"Pavillon". Ein kleines Juwel für Architekten. Aber ein Zufallsfund - ich bin auf meiner Fahrt bestenfalls nachrangig als Architekt unterwegs, geschweige, dass ich mich in diesem Sinn vorbereitet und eine Liste von Bauwerken abzuarbeiten hätte. 

10 km vor der Fähre überhole ich 2 Schweizer Damen um die 60. Im Vorbeifahren schwant mir nichts Gutes: Sie fahren mit E-Bikes. Da ich mich nun wiederum nicht überholen lassen möchte, habe ich jetzt an jeder Steigung zu tun, einigermaßen Tempo zu halten um die Damen nicht zu sehr herankommen zu lassen. Unnötig verschwitzt und zu zeitig komme ich an der Fähre an, die Verfolger im Rücken. 

Am Fähranleger verabschieden sich die Lofoten nochmal zünftig mit steilen Felswänden, einem lieblichen natürlichen Hafenbecken, Fischerhütten, ein alter Fischerkahn und dahinter ins Land hinein ein kurzer Talkessel hinter dem das Gebirge wieder auf knapp 1000 m aufragt. 

Nach der Überfahrt beginnen die Vesterålen - als nächste Inselgruppe mit dem Hauptort Stokmarknes, den wir (kurze gemeinsame Strecke mit einem Niederländer) schon nach 15 km auf der ersten Insel erreichen und wo ich in einer Abendpause den restlichen Regen in einem Pub abwarte und zu Abend esse. Der Pub liegt unmittelbar neben dem Hurtigrutenmuseum, das ich besuchen wollte, das aber schon geschlossen ist. 

Ab 22 Uhr soll das Wetter endlich stabil trocken werden und nach Mitternacht die Wolkendecke auflockern. Eventuell wird auch ein bisschen Sonne durchkommen. Darauf spekulierend habe ich noch 70 bis 80 Nacht-km geplant. Es ist auch eine Erinnerung an 2017, als die Nacht auf dem Schiff zwischen Lofoten und Vesterålen für mich einer  der beeindruckendsten Abschnitte der Reise war, geprägt von einer besonderen Lichtstimmung (Sonne knapp unterm Horizont, wenig Wolken), glatter See und den Gebirgszügen, die überall aus den Wasser aufsteigen. 

So schön es damals war, etwas "verbraucht" ist damit dieser Abschnitt. Denn auch wenn ich auf gutes Wetter spekuliere, in der Regel ist ein erster Eindruck nicht zu wiederholen. Grundsätzlich sind die Vesterålen aber für mich auch spannend, weil gegenüber den Lofoten unbekannter und nicht so geläufig und im Namen schwingt für mich mehr nordischer und etwas mystischer Klang. Und sie liegen ja auch nördlicher und sind damit zumindest gefühlt stärker den arktischen Witterungsverhältnissen ausgesetzt. Auf den Fotos von 2017 ist ab den mittleren Gebirgslagen viel Schnee zu sehen, heute sind die Berge fast komplett schneefrei. Ich bin aber auch 2 Wochen später im Jahr hier unterwegs. 

Die ersten 50 km Vesterålen-Stecke sind dann aber komplett besiedelt. Erst im Norden von Hinnøy wird die Bebauung spärlicher und Weiden weichen Naturflächen, was dann in der Regel feuchte, moorige Ebenen sind. Zu Wiesen und Weiden urbar gemachte Flächen liegen jetzt eher vereinzelt - meist zwischen Straße und Küste - mitten in den extrem feuchten Naturflächen. Ins Land hinein ragen lange weite Talböden, von denen man annehmen kann, dass sie feucht, moorig und bisher oft unbetreten sein dürften. Das macht einen sehr ursprünglichen und im Dämmerlicht und unter einer dichten Wolkendecke sehr starken Eindruck. 

In diesen Gebieten ist keine Zeltstelle zu finden. Alles zu nass und der Boden zu nachgiebig. Aber plötzlich tauchen an der Küste wieder Streusiedlungen auf mit urbar gemachten Flächen. Dort findet sich eine feste Zufahrt zu einer Wiese auf der ich mit schönem Fjordblick nächtigen kann (wobei die "Nacht" ja schon fast vorbei ist).

Montag, 18.07.2022

vor Andøya / auf Senja - 130 (2930) km

22.07.22 - nur Korrektur km-Stand auf 2930 km

WETTER -  bewölkt - abnehmender Regen - wenig Wind

Schon tags zuvor kam mir das Wort "Schönwetterprokrastination" in den Sinn. Seit Tagen die Ansage von schönem und trockenem Wetter gegenüber real weiterhin viel Bewölkung und auch einigen Regenphasen. Die Regenjacke ist durchgängig im Einsatz und auch die Regenhose muss weiterhin griffbereit sein. Mit der extrem leichten Jacke, die an Starkregentagen vielleicht etwas eher als dickere Jacken "nachgibt", bin ich an solchen Tagen richtig gut versorgt und fühle mich sehr wohl. 

Auch bei mir gibt es natürlich eine morgendliche Prokrastination beim Aufstehen. Tags zuvor in den Bergen vor allem wegen der Kälte. Wo ich doch inzwischen weiß, dass ich immer mit entsprechender Bekleidung und schon den alltäglichen Bewegungen (zusammenpacken, Zelt abbauen) ganz schnell auch außerhalb des gemütlichen Schlafsacks warm werde. 

So sammelt sich auf dem Weg nach Norden ein kleiner Erfahrungsschatz mit dem sich arbeiten lässt und der beruhigend wirkt. Ich weiß besser, bei welchem Wetter ich mir was zutrauen kann oder möchte und kann so auch entschieden, welche Tage ich mit den Radfahrern aussetzen oder mir gar eine feste Unterkunft suchen muss. 

Vorerst ist aber eine gute Wetterperiode in Sicht, die bei etwas Glück bis zum Nordkap reichen könnte.

Ich habe mir vorgenommen, morgen Abend in Tromsø zu sein. Mit Georg gehen schon paar SMS Nachrichten hin und her. Ich freue mich auf diesen festen Anlaufpunkt mitten auf der Reise - in Tromsø werden es recht exakt 3000 km sein, die von den geplanten 6000 km schon gefahren sind. 

Das sind dann heute deutlich über 100 km, die ich trotzdem genieße. Die Fähre von Andenes nach Senja ( nächste Insel) geht 17 Uhr und ich kann gemütlich und mit Pausen die Insel Andøya auf ihrer Westküste befahren. 

Mal wieder direkt am Meer und sehr abwechslungsreich. Mal ein breiter Küstenstreifen, dann wieder die Straße fast im Fels. Manche Siedlung in geschützter Bucht, manche ausgesetzt, zerstreut und frei im Wind (ohne Bäume) auf den den breiteren Küstenebenen. Oft trifft sich das was ich sehe mit Vorstellungen, die ich von Schottland, Island oder den Färoer habe.

Rechtzeitig in Andenes, findet ich hier eine besonders spröde Stadt. Keine gemütliche Ecke in Sicht. Aber die Fähre geht in einer halben Stunde, so ist das für mich kein Drama. 

Die Überfahrt zur Insel Senja ist für mich eigentlich eine Rückkehr aufs Festland. Während Lofoten und Vesterålen draußen im Meer liegen, ist Senja nahe am Festland und man muss auf der Karte schon genau hinschauen, um zu sehen, dass es eben eine Insel ist. 

Hier bin ich nun weniger mit inneren Bildern von 2017 vorbelastet und so begeistert mich die bergige und zerklüftete Küste, der wir uns bei der über 1-stündigen Fährfahrt nähern. Ich freue mich auf den nächsten festlandnahen Abschnitt der Reise.

50 km davon will ich wieder am Abend noch fahren. Wegen einer Tunnelbaustelle muss ich anstelle an der Nordküste quer über die Insel. Ein Pärchen aus Spremberg kommt mir entgegen und ist trotz Verbot in der Nacht durch die Baustelle geradelt, mir ist das aber nicht geheuer. 

Meine Wegstrecke durch die Insel hat auch ihren Reiz. Ich durchfahre auf halber Höhe ein schönes, sehr weites, unbesiedeltes wildes Tal. Spärlicher Birkenbewuchs und ein paar Seen. Die Berge im Hintergrund mit viel Restschnee. Unter anderen ein Fotostopp, weil auf der Gegenseite am Bergfuß und einem See ein Rauchfaden in den Himmel steigt. Wer (aus unserer Generation, die mit Winnetou,  Lederstrumpf und Indianerspiel aufgewachsen ist - was für die Jugend heute völlig unbedeutend ist) da nicht an Nordamerika denkt ...  

Und auf dem kleinen Parkplatz hat mich ein Norweger ansprochen. Er übernachtete mit seinen Wohnwagen und Hund. Ich denke im Wohnwagen auch seine Frau gesehen zu haben. Er ist reichlich 60 und auch wohnhaft nahe am Nordkap. Allerdings wird er noch im Urlaub sein, wenn ich dort oben bin. Ein sehr sympathischer Mensch, dem es unter anderem ein Bedürfnis war, zu erklären, dass wir Europäer angesichts Putins Krieg in der Ukraine unbedingt zusammenhalten müssen und der sich mit einem sehr herzlichen und zugewandtem Händedruck von mir verabschiedete.

Ich radle noch auf die andere Seite der Insel, denke bei der Landschaft an Schweden und an das junge Schweizer Paar, das von seinen Ost-West-Querungen  zwischen Nordschweden und Norwegen schwärmte und mit ihrer Begeisterung fast meine Reisepläne gekippt hätte. Ich hatte gegenüber Schweden immer meine Vorbehalte: zu weich, gemütlich, langweilig. Das hat sich inzwischen etwas geändert, da ich merke, dass ich hier auch die Gegenden attraktiv finde, die diesen Vorstellungen von Schweden nahe kommen. 

Wieder untern am Wasser, wieder mehr besiedelt - eine Zeltstelle findet sich recht schnell.  Es ist gegen 1 Uhr. Spät genug.

Dienstag, 19.07.2022

auf Senja / Tromsø - 110 (3040) km

WETTER - sonnig - trocken - etwas Rückenwind

 

Heute (19.07.22) will ich am Abend bei Georg in Tromsø sein und habe mich für 19 Uhr angemeldet. Die restlichen 100 km sind wohl auch schneller zu schaffen, aber nach den ersten 30 km gibt es nochmal eine Fähre, die recht selten fährt.

Bis zur Fähre ist es eine schnelle Fahrt am Fjord in besiedelte Gegend. Landschaftlich schön, aber auch schon vertraut. Aus der Gegenrichtung kommen mir heute erstaunlich viele Tourenradler entgegen.

Am Anleger wäre dann 2 Stunden Zeit um bisschen zu bloggen und auszuruhen. Am Kiosk hole ich mir dafür gleich in meinen Blechnapf einen Kaffee. So brauche ich die Einwegbecher nicht mehr und in meinen Napf geht auch viel mehr rein.

Mit Schreiben wird es aber nichts, da ich Stefan aus Deutschland kennenlerne, der ebenfalls mit den Rad auf die Fähre wartet. Er ist hat lange bei Banken gearbeitet und tourt seit seinem "Ausstieg" seit 10 Jahren immer halbjährlich mit den Rad, das andere Halbjahr ist er zu Hause. Da mich einige volkswirtschaftliche Themen schon lange interessieren, ist es für mich ein spannender Austausch. 

Wir fahren dann auch bis Tromsø zusammen.

Kurz vor Tromsø geht es unter anderem wieder quer über die Insel, geschätzt auf reichlich 200 m über dem Meer. Eine Abwechslung, landschaftlich und man hat den Blick von oben. Wie schon am Geiranger sieht man nah beieinander liegende Gebirgszüge, bei denen man später staunend feststellt, dass da noch unten ein ganzer Fjord dazwischen passt. 

Nach der Querung beginnt unten am Fjord merklich der Großraum von Tromsø, obwohl es noch ca 25 km bis ins Zentrum sind. Dicht bebaut, keine Landwirtschaft mehr und vom ÖPNV erschlossen. Und viel Verkehr. Trotzdem trotten gemütlich 2 Elche die Straße entlang. 

Dann weitet sich der Fjord vor Tromsø. Die eigentliche Stadt liegt als Insel im Fjord, der eher den Charakter eines großen Sees hat und um den sich mehrere beeindruckende Bergmassive (weit über 1000 m hoch) gruppieren. Aufgrund der Höhe mit reichlich Restschnee.

Man mag meinen, dass es aufgrund der Fahrt Richtung Norden auch kälter werden muss.  Aber es geht seit der Abfahrt von der Nordspitze der Vesterålen zur Zeit fast direkt Richtung Osten. Die Nordspitze der Vesterålen liegt bei 69° 30' Nord. 600 km weiter in Alta werde ich in einigen Tagen mit 69° 50' Nord nicht viel weiter nördlich sein.

Dresden liegt übrigens auf 51° 3' Nord.

Von beiden Fjordseiten führen lange und hohe Brücken auf die Insel, auf der 40.000 Einwohner (Großraum Tromsø knapp 70.000) leben, der Flughafen Platz hat und die auch noch viele Grünflächen und relativ ungenutzte Waldflächen hat. Aber man sieht, dass die Stadt boomt. Es wird viel gebaut. Wohnungen am Hang mit Fjordaussicht sind der Renner. 

Georg wohnt nahe der Eismeerkathedrale auf dem anderen Fjordufer. Ich fahre also über die Insel, durch die Innenstadt und auch noch über die zweite große Brücke. Außerdem verfahre ich mich ziemlich in der Stadt, so dass ich erst 20 Uhr ankomme. 

Eine feste Unterkunft! Nein, eigentlich brauche ich das garnicht. Ich gehe gern jeden Abend in mein Zelt. Aber ich freue mich auf das Treffen mit Georg und kann so natürlich entspannter die Stadt erkunden (bei der Durchfahrt habe ich beschlossen morgen einen ganzen Tag in der Stadt zu verbringen und Georg um eine zweite Übernachtung zu bitten. Eigentlich wollte ich morgen Nachmittag weiter radeln). 

Georg ist noch am Genesen von Corona. Er hat ein Zimmer in einer WG gefunden. Ich kann das Zimmer eines abwesenden Mitbewohners nutzen. Es ist herrlich unkompliziert. Zur Zeit ist noch ein Mitbewohner da: Stan aus den Niederlanden.

Zu Dritt haben wir in der Pizzeria um die Ecke einen interessanten Abend. Nicht zu lange, Georg braucht Schlaf zum Genesen und ich will noch Wäsche waschen und schreiben. 

Mittwoch, 20.07.2022

Tromsø - Stadtrundgang

WETTER - sonnig / abends trüb - trocken - Wind ist mir heute egal 

Vermutlich ist es wettermäßig einer der besten Tage, die ich im Norden haben werde und ich müsste das zum Fahren nutzen. Aber die Stadt hat mich tags zuvor begeistert. In Gegensatz zu vielen bisherigen norwegischen Städten findet sich ein altes Zentrum mit ansprechender historischer Bebauung, dazu moderne Ergänzungen vor allem am Hafen. Und dann ist da einfach der Bezug zu den klassischen Polarexpeditionen von Nansen und Amundsen, die hier gestartet sind. 

Also nach Frühstück mit Georg mache ich mich auf den Weg. Durch die Stadt schlendern, mal schauen, welches Hurtigrutenschiff angelegt hat (Polarlys) und Museum besuchen. Das Polarmuseum zeigt einiges um Fridtjof Nansen und Roald Amundsen und zur Erschließung von Spitzbergen. Sehr anschaulich finde ich eine nachgebaute Hütte, wie sie die Jäger im 19. Jahrhundert auf Spitzbergen bei ihren Überwinterungen errichtet haben. Harte Kerle waren das, aber reich geworden sind sie davon nicht und einige haben die Winter auch nicht überlebt. Umfangreicher und für Ausländer gut aufbereitet haben wir das Thema Polarexpeditionen zwar schon 2017 im Fram-Museum in Oslo gesehen - hier ist es nur ein relativ kleines Museum in einem alten Hafenspeicher - aber es ist für mich eine spannende Ausstellung (und lässt mich bisschen träumen von Reisen noch weiter in den Norden). 

Am Abend kommt Georg "rüber" und wir gehen nochmal zusammen essen. Ich erfahre einiges über sein Forschungsprojekt und bin gespannt, wie die Zeit hier für ihn wird, vor allem auch der Winter.  Ein gutes Stück Heimweh bzw Sehnsucht nach seiner Familie hat er auch durchblicken lassen. Aber Eva und die Mädels sind ja schon mit dem Auto in Finnland und werden ihn demnächst hier besuchen. Und vielleicht treffen sich die beiden Wahl-Norweger Georg und Vincent mal.

Vielen Dank Georg, dass ich hier - tatsächlich mitten in meine Reise - einen so herzlichen Anlaufpunkt haben dürfte!

Mittwoch, 20.07.2022

Tromsø - Geburtstagsgruß

Liebe Esther und lieber Wolfram,

der Norden grüßt hiermit herzlich und warm (20 Grad und Sonne) zum Geburtstag. Ich wünsche einen schönen sommerlichen Geburtstag und habe ein bisschen Sehnsucht nach allen meinen Lieben.

Aber nein, schlechte Laune habe ich nicht.

Liebe Grüße von Fridtjof

Donnerstag, 21.07.2022

Tromsø / Storslett - 110 (3150) km

WETTER - bedeckt - lange Dauerregen - Rückenwind 

Frohen Mutes habe ich heute mit Georg gefrühstückt und mich auf die weitere Fahrt gefreut im Kopf einen nicht ganz schlechten Wetterbericht. 

Dann habe ich noch lange geschrieben, bevor ich gegen Mittag das Rad beladen und abfahre. Erstmal nur zum nächsten Supermarkt - ich muss noch Lebensmittel auffüllen.

Als ich 13 Uhr wirklich starte regnet es dich gerade ein. 50 km zur nächsten Fähre, kurze Überfahrt und nochmal 25 km und eine zweite Fähre, die eine knappe Stunde unterwegs ist. Alles im Regen und ich bin dann auch recht nass. 

So dass mein kurzes Statement eigentlich schon feststand:

"Heute fuhr ich durch eine ähnliche Landschaft wie vor Tromsø. Vermutlich. Gesehen habe ich sie nicht."

Es schien so, als würde es sich kein Foto von Tag geben. Aber man soll den Tag nicht vor den Abend verurteilen, denn ich wurde tatsächlich noch ausgesöhnt und verwöhnt. 

Nach der zweiten Fähre war der Regen vorbei bzw habe ich ihn wohl hinter mir gelassen. Und vor allem reißen über den Bergen auf der anderen Fjordseite die Wolken auf, die Abendsonne scheint ab und an durch und glitzert auf den Fjord oder bestrahlt die 2 Gletscher die auf der anderen Seite die Berge krönen. Nun ist immer wieder Anhalten für Fotos dran. 

Trotzdem kommen noch ein paar Kilometer zusammen und ich habe einen sehr zufriedenen Tagesabschluss mit einer schönen Zeltstelle und bekoche mich freudig aus meiner Campingküche. Die Zeltstelle ist auf ca 200 m Höhe über einem Tunnel, der für Radfahrer gesperrt ist. Ich musste die alte Passstraße nehmen und wurde mit schönen Blicken belohnt. Morgen früh wartet als erstes dann die Abfahrt auf der anderen Seite. 

Übrigens waren das heute auf lange Zeit die letzten Fähren. Vermutlich erst wieder zwischen Finnland und Schweden. 

Und auf dem Parkplatz, neben dem ich zelte, steht ein Infoschild für die Region. Auch  Schilder mit vom Parkplatz beginnenden Wanderrouten habe ich oft gesehen. Die Berge sind also schon - beschränkt - erschlossen. Und das Infoschild hier zeigt mit, wie anderswo auch schon, dass die Regionen auch jenseits der Hauptstraße touristisch erschlossen sind. Bis in die letzten Inselzipfel. Ich lasse mir davon ein wenig mein unbeirrtes Durchfahren hinterfragen. Abstecher an den Arsch der Welt (davon gibt es hier viele) samt Ruhe- oder Wander- oder Fischfang-auf-See-Tag wären doch schön, wenn man schon hier ist und wo man hierher nicht so schnell wiederkommen wird. 

Daneben kommt gerade die Vorfreude auf Finnland. Im Norden und im Süden sicher sehr unterschiedlich. Ich habe einige Vorstellungen, bin aber schon gespannt auf das Unbekannte. Aber das ist noch eine reichliche Woche hin. 

Ach und ein Letztes. Martin hat mir per Mail heute etwas über die Samen geschickt. Danke, gleich gelesen und sehe interessant und auch etwas schockierend. Aber just heute hatte ich zumindest die ersten Beschilderungen an der Straße, die mit ihrer Mehrsprachigkeit (ähnlich wie bei uns in der Lausitz) darauf hindeuten, dass ich im Gebiet mit teilweise samischer Bevölkerung unterwegs bin. Mir ist auch aufgefallen, dass neben festen Häusern oft noch ein Zelt steht und ich habe mich gefragt, ob sesshafte Samen noch das Zelt neben dem Haus aufstellen. Aber das ist Spekulation. 

Und vor dem Start war ich noch in Tromsø in der Eismeerkathedrale. Ich hatte befürchtet, dass sie mir zu gewaltig sein wird, aber sie ist garnicht so groß und hat mir mit den Lichtsituationen, die die Architektur des Daches und das große farbige Fenster hinter dem Altar erzeugen, sehr gefallen.

Samstag, 23.07.2022

im Fjell ca 80 km hinter Alta - 310 (3440) km an 2 Tagen

WETTER - wechselhaft - immer Rückenwind

Ich fasse noch nachträglich die 2 Tage vor dem Schlussspurt zum Nordkap zusammen. Bzw schreibe paar Dinge auf, die mir einfallen.

Als erstes habe ich die letzte größere Stadt - Alta, ca 300 km hinter Tromsø - und die Gegend wie folgt erwartet (ohne mich informiert zu haben): eine kleine Industiestadt im unbesiedelten Irgendwo im unbesiedelten Gebiet.

Schon ein genauer Blick auf die Karte hätte gezeigt, dass das evtl nicht stimmt. Die erhoffte große Einsamkeit gibt es hier nicht. Und das ändert sich übrigens bis Honningsvåg auch nicht. Um Alta herum wird es sogar nochmal richtig dicht besiedelt. 

Aber ich fahre ja bisher so gut wie ausschließlich an den Fjorden lang. Die große Ausnahme nämlich - und "groß" ist hier auch flächenmäßig gemeint und dabei völlig untertrieben, sind die Fjelllandschaften jenseits der Fjorde. Südlich ins Festland, Richtung finnische oder schwedische Grenze, ein paar (lange) Stichstraßen und rundherum tausende km2 Einsamkeit. 

Von der ich eine Ahnung bekomme, als ich 100 km zwischen  dem Altafjord und dem Fjord, der zum Nordkap führt, quere. Ich muss nicht sehr weit hoch (im Mittel 200 m über Null, max 400 m) und es ist eine andere Welt, für die ich mich sehr begeistern kann. Und es gibt tatsächlich "oben" mehrere Nationalparks, die für Wanderer erschlossen sind. Was sicher zu empfehlen ist. Querfeldein kann ich mir nicht vorstellen. Zuviel Wasserläufe, feuchte Ebenen. Dornheims haben ja diese Landschaft in Nordschweden vor vielen Jahren (bei anspruchsvoller Witterung) kennengelernt und ich trage auch seit einiger Zeit den Kungsleden-Weitwanderweg im Kopf herum (soll inzwischen überlaufen sein). 

Ja, eine echte Inspiration.

Dazu Rentiere, die bald "normal" werden, weil sie zahlreich und wenig scheu sind, und im Hinterkopf das Thema "Samen", zu denen ich aber keine Berührungspunkte hatte. An den Samen-Souvenirhütten wäre Gelegenheit gewesen. Zum Anhalten fehlte mir die innere Ruhe.

Schön auch im Fjell die romantischen Bilder von den Anglern, die am Abend im Fluss stehen.

Und wieder Hyttas (für die "Großstädter" aus Alta oder die Osloer, die am Wochenende mit dem Flieger hochkommen?), die sich hier in der Weite aber vertun und manchmal mit einem Grasdach getarnt sind. In so einer Hytta könnte ich es mir auch mal gut gehen lassen. Sommers oder winters, egal.

Ich habe meine eigene Hytta dabei und suche mir bewusst einen Platz, wo das Fjell schon Richtung Fjord abfällt. Ganz oben ist es mir zu unheimlich und dem Wetter zu sehr ausgesetzt.

Alta als Stadt übrigens recht spröde, aber - wie seit 2013 auch mit einer durchaus beeindruckenden Eismeerkathedrale (siehe Tromsø) im Stadtzentrum. Das aber eher ein moderner Einkaufspark ist. Noch ein paar Hotels dabei, keine Wohnungen ... es ist alles andere als gemütlich. Dabei wollte ich hier vor den abendlichen Kilometern nochmal etwas essen oder einen Kaffee trinken. Schade.

Zumal die Stadt mit ihrer Fjordlage Potential hat, was sie mit ihrem offensichtlich mal neu gebauten Zentrum überhaupt nicht ausspielt. Das liegt zwar auf dem Berg, aber so zurückgesetzt, dass kein Fjordblick möglich ist. Den haben dafür die umliegenden Gewerbegebiete und die Einfamilienhäuser und der Flugplatz.

Sonntag, 24.07.2022

Honnigsvag - letzter Kaffee vor dem Nordkap

Ihr Lieben, ich habe die letzten Tage nicht geschrieben. Gestern und vorgestern habe ich Kilometer gemacht - trotzdem die (zum Teil neue) Landschaft genossen und kein Rentier überfahren.

Jetzt - 19 Uhr - sitze ich in Honnigsvag im "NOR - Mat og Drikke", einem schönen Restaurant mit sehr netter Bedienung: Kameraakku laden und Kaffee trinken und was Süßes essen. (Cappuccino wow)

Ja und dann sind es noch 35 km zum Nordkap. Ich möchte gegen 23 Uhr dort sein. Ab 23 Uhr soll die Sonne rauskommen und gegen 2 Uhr sollen auch die Wolken fast komplett verziehen. 

Ich habe wirklich Glück mit dem Wetter und bin froh, dass ich km vorgelegt habe, morgen wird es wieder schlechter.

Sonntag, 24.07.2022

Nordkap - 150 (3590) km

WETTER - etwas Sonne - fast trocken - Wind aus allen Richtungen 

Die Wettervorhersage für das Nordkap: heute (Sonntag) spät in der Nacht aufklarend, morgen (Montag) im Laufe des Tages wieder schlechter. Bis zum Nordkap sind es dank gestriger Vorarbeit (160 km) "nur" noch 150 km. Machbar und scheint sich zu lohnen.

Ich komme trotzdem erst gegen 8.00 Uhr aus den Daunen und rolle 9.30 Uhr 15 km aus dem Fjell runter an meinen letzten Fjord, an dessen Ostküste es reichlich 100 km nach Norden geht. Als Radkilometer mit Buchten Ausfahren und aller Kurverei.

Mir kommen auch heute - schon zeitig am Tag - Radler (und 3 Wanderer) entgegen. Die Radler (alle, die mir bisher entgegenkamen und die Stecke andersherum fahren) bedaure ich etwas, weil ich vermute, dass sie viel Gegenwind haben werden.

Am Fjord ist abwechslungsreiches Wetter - Wolken und Sonne zeigen , was sie gemeinsam so drauf haben. Auch das Ufer unter der Straße ist immer anders. Steilküste, mal Sand- dann wieder Kiesstrände. Und die Wellen haben einen auffällig langsamen Takt, als ob sie jemanden zur Ruhe bringen möchten. Das ist mir so noch nie aufgefallen.

Die Steilküste besteht vorwiegend aus Schiefergestein. Dünne Platten übereinander - es sieht nicht sehr stabil aus. 

Aber zugegeben: ich haste auch etwas durch, in dem Wissen, dass ich die 100 km rückwärts nochmal fahren werde.

Kurze Pause an der Hütte des "Drahtigen". Er hatte mir sein Bootshaus samt davor liegenden traditionellem Holzboot so gut beschrieben, dass ich es gleich erkenne, als ich "um die Kurve komme". Es ist ein schönes Bootshaus mit einer kleinen Mole samt kleinem Leuchttürmchen und am Bootshaus einige alte traditionelle Gerätschaften. Klingt nach "Gartenzwerg"-Stil, ist es aber absolut nicht, sondern sehr geschmackvoll. Leider ist niemand da, es ist auch fraglich, ob ich seit Bodø samt meiner Auszeiten für Regen, Berge und in Tromsø nun schneller war oder er (und sein etwas langsamerer Freund). Auf der Rückfahrt schaue ich nochmal vorbei und hinterlasse eine Nachricht. 

Ja und dann ist das Kap ja auf einer Insel, die man durch einen Umterwassertunnel erreicht. 7 km lang, reichlich 200 m tief. Als ich in das Loch reinfahre, ist mir etwas anders, aber ich bin froh, dass ich inzwischen ein Tunnelprofi bin. Immerhin ist man wegen des Schlussanstiegs mindestens eine 3/4 Stunde drin. Gut beleuchtet und wenig Verkehr (mich überholen ganze 10 Autos) störten mich am meiste  die Lüfter an der Decke - laut wie Flugzeugtriebwerke. Glücklicherweise gibt es die nur in der Tunnelmitte, sonst wäre es wirklich furchtbar. 

Auf der Insel habe ich noch Zeit: Sonne kommt gegen Mitternacht und es ist jetzt gegen 18 Uhr. Die 30 km zum Kap verschiebe ich und mache in Honnigsvåg noch eine Pause, die mich aufbaut für die restlichen km (siehe mein anderer Eintrag).

Ich fühle mich im Restaurant so wohl, dass ich nach Telefonaten mit meinen Eltern und Uta erst kurz vor 21 Uhr den Rest unter die Pedalen nehme. Es ist noch mal hoch, runter, hoch.mit zusammen 700 hm und ein paar davon laufe ich einfach mal. Das Plateau ist noch nebelverhangen, ich lasse dem Wetter noch etwas Zeit. Und beim Laufen mache ich die merkwürdige Erfahrung, dass ich viel besser irgendwelchen Gedanken nachhängen kann, als beim Radfahren. 

Die Insel ist bestimmt 2 Grad kälter als das Festland. Aber oder Wind vom Nachmittag hat sich komplett gelegt. Es ist ganz ruhig. Da man viel über die Hochebenen fährt, kann das ganz anders sein. Und es ist auch viel milder, als ich vermutet habe. 2017 lag viel Restschnee, heute - 5 Jahre und 3 Wochen später - ist kein einziges Schneefeld zu sehen. Am Ende bleiben Handschuhe, Mütze, "Oma" und lange Unterhose völlig unbenutzt in meiner Radtasche? Ich habe für Notfälle sogar einige Wärmepads dabei ... 

Ich bin unschlüssig, ob ich der Herausforderung, das Nordkap bei Schnee und Kälte erkämpfen zu müssen, nachtrauern sollte. Männer / Schneider !!

Als ich aufs Plateau komme (5 km vor dem Kap) ist es wolkenfrei. Kurz vor dem Ziel etwas Rührung und 2 Tränen. Für mehr ist kein Platz im Rummel, der mich erwartet. Sicher ist es ruhiger, als tagsüber, aber es ist nicht dran zu denken, dass man mal Zeit für sich hat. Und ich schiebe mein Rad auch bissel in die Ecke: einerseits bin ich sowieso nicht exklusiv und andererseits mag ich nicht rumprotzen. Es wird also kein Foto mit Rad und Globus geben? Mal sehen. 

Schön ist, dass man neuerdings hier oben zelten kann. So bleibe ich über Nacht. 

Montag, 25.07.2022

Nordkap - 0 km

WETTER - sonnig - trocken - Wind egal

Ich fahre heute keinen Meter.

Einerseits unentschlossen - siehe unten. Und es darf auch mal sein. Und (im Restaurant am Bufett) zuviel gefrühstückt. 

Ich habe 3 deutsche Radler hier oben getroffen (gestern unterwegs überholt, aber wegen meiner Pause in Honningsvåg waren sie eher am Kap). Alle 3 fertig mit dem Studium und vor dem Arbeitsstart eine Runde Skandinavien. Von Finnland und Schweden kommend, haben sie meine Vorfreude ziemlich ausgebremst. Eigentlich gibt es dort unten keine Berge mehr - für Nordfinnland hatte ich das erhofft - dafür richtig viele Mücken und eher wenig Abwechslung in der Landschaft. 

Ich habe nochmal hin und her überlegt, aber eine Änderung meiner (grob) geplanten Route kommt nicht wirklich infrage. So kann es sein, dass ich den Rest in Norwegen etwas gemächlicher radle und dann in Finnland durchziehe. 

Immerhin gibt es in Finnland die tollen kostenlosen Rastplätze. Eva hatte mir schon vor dem Start davon erzählt. Oft mit Feuerplatz - die 3 haben ihre Gaskartuschen in Finnland fast nicht benutzt. 

Im Souvenirshop wollte ich eigentlich ein T-Shirt für mich. Es gibt keine schönen. Auf den Hurtigrutenschiffen hatten sie schöne schlichte Sachen und uch hatte es im Nachhinein schade, auf ein Andenken verzichtet zu haben. Joachims Nordkapp-T-Shirt ist ihm inzwischen zu klein und mir leider zu eng. Obwohl ... jetzt müsste ich mal anprobieren.

Vielleicht richte ich es mir so ein, dass ich morgen in Honningsvåg kurz auf ein Hurtigrutenschiff kann? Die Schiffe kommen täglich und liegen dort einige Stunden im Hafen, während die Passagiere mit dem Bus zum Kap fahren - wie wir 2017 -    :-)

Fürs Büro habe ich eine Postkarte gekauft. Ohne Briefmarken. Hier 3,60 Euro, sonst in NOR 2,60 Euro - teuer. Was man versteht, wenn man mal am Postschalter der Supermärkte gestanden und was verschickt hat. Es dauert alles umd scheint ein ungemein umständliches System zu sein. Oder es wird erst kompliziert, wenn es international wird. 

Aber sonst sind die Preise hier im Nordkapzentrum (Restaurant usw) ganz normal und in Ordnung. 

Sehr grob schätze ich übrigens, dass hier täglich 30 Radler ankommen. Und die Masse ab Südnorwegen oder Zentraleuropa. Heute ist schlechteres Wetter und tatsächlich war viel weniger los und fast keine Radfahrer - andere sind auch so schlau wie ich.

Heute gegammelt (die 3 Deutschen sind auch noch da) und morgen weiter.

Macht mal jemand das Licht aus?  ;-)

Dienstag, 26.07.2022

Nordkap auf Magerøya / vor Olderfjord - 110 (3700) km

WETTER - bewölkt/sonnig - trocken - windstill

Ich schicke mal vorweg, dass es mit meinen Eintragungen spärlicher werden kann. Es ist ein wenig die Luft raus und ich muss mich nach dem motivierenden Zwischenziel neu orientieren. Vielleicht ist es jetzt auch nur noch eine sportliche Rückfahrt (was für mich in Ordnung wäre, auch wenn es nicht jeder verstehen könnte). Das muss sich in den nächsten Tagen zeigen. 

Also nicht verrückt werden, wenn hier nichts passiert. Mir geht's gut und bei Uta und meinen Eltern melde ich mich öfter.

Ich bin also ziemlich unmotiviert am Nordkap aufgebrochen. Begleitet von inzwischen überwundenem Halskratzen und ein wenig Husten, was mich unruhig gemacht hat. Die zweite Nacht oben brachte wenig Schlaf und auf der Fahrt heute habe ich immer geschaut, dass ich mich nicht zu sehr anstrenge und nicht schwitze und bei den Abfahrten gebremst, um den Fahrtwind zu minimieren. So macht Radfahren keinen richtigen Spaß. 

Nach Honningsvåg bin ich dann auch nicht mehr rein, habe nur vor der Stadt noch eingekauft. Ich hatte noch 150 g Haferflocken und etwas Honig, brauchte dringend Nachschub. 

Trotzdem wurden es am Ende über 100 km?

Erstens liegt das Kap ja auf 300 m über Null. Es geht also eher nach unten.

Zweitens war es windstill und ab und an sonnig. Also gutes Wetter zum Radfahren. 

Drittens treffe ich am Eingang zum Unterseetunnel, (durch den ich wieder hindurch muss) einige Radfahrer, die gerade hoch auf die Insel kommen. Zwei davon sind aus "Germany" und sie kommen sogar aus Dresden. Vater und Sohn. Sebastian und Karl. Sebastians Eltern (Zapf) kenne ich gut aus unserer Kirchgemeinde und Karls Mutter (Juliane) hat in meiner Kantorei mitgesungen .... ein ziemlicher Zufall. Und Sebastian hat mich bzgl Finnland und auch sonst mit einer optimistischen Sicht wieder ein bisschen aufgebaut. 

Viertens war es aus dem Tunnel raus auf dem Festland klimatisch gleich gemütlicher. Dabei war mir die Insel Magerøya hold. Heute übers Hochland bei Windstille und immer wieder Sonne fahren zu dürfen - vielen Dank! 

Fünftens fand ich die Hinfahrt am Sonntag am Porsangerfjord sehr schön, so dass ich mich grundsätzlich auf die Rückfahrt auf derselben Strecke (die letzten 120 km zum Nordkap sind eine Sackgasse, man fährt sie immer hin und zurück) gefreut habe.

Und Sechstens zog es mich zur Hütte des "Drahtigen". Der war leider wieder nicht da, so dass ich eine Nachricht hinterlasse und kurz darauf in schöner Uferlage das Nachtlager einrichte.

Ich würde mich freuen, wenn sich der "Drahtige" meldet. Da sind noch ein paar Fragen zum Leben hier oben, die hier und da beim Blick ins Land aufkommen. Vor allem erstaunlich ist der Aufwand, der in der Infrastruktur betrieben wird. Die Finnmark ist als Provinz so groß wie Sachsen und Brandenburg zusammen und hat nur 75.000 Einwohner, etwas mehr als Plauen im Vogtland. Immer wieder kommen mir Linienbusse entgegen, die über hundert Kilometer und mehr unterwegs (und fast leer) sind und überall wird in Straßenbau investiert. 

Und die Frage: wie ist es im Winter? Fast möchte ich das mal persönlich erleben. Denn solange man (jetzt) unten am Fjord entlangradelt, sind es zwar keine 30 Grad, wie in Zentraleuropa, aber es ist alles frisch und grün und auch hier noch stehen Schafe und Kühe auf den Weideflächen und man vergisst schnell, dass man sich, übers Jahr gesehen, in einer unwirtlichen Region befindet. 

Oder es ist schwer auszumachen, wieviele der Häuser bewohnt sind (einige wirken verlassen, manche sind es ganz offensichtlich) und welche nur im Sommer bewohnt sind oder nur an Wochenenden (im Sommer) genutzt werden. Wie menschenleer(er) wird es also im Winter. Ein angelegter Gemüsegarten wie auf dem Foto ist selten zu sehen, lässt mich aber darauf schließen, dass mindestens hier jemand das ganze Jahr über da ist. 

Spannend fand ich noch das Gestein (Foto) am Fjordufer. Wir hatten bereits 2017 am Nordkap die schieferartige Schichtung bemerkt, die mir bei der Fahrt am Ufer nun wieder auffällt. Die Schichten sind mal mehrere cm dick oder nur wenige mm, mal wirkt es stabil, mal zerbrechlich, mal stehen die Schichten, mal liegen sie eher ... Vor allem macht es einen eher instabilen Eindruck. Der Googleeintrag zum Nordkap führt mich weiter zum Eintrag über der/die/das "Grauwacke". Wo ich aber aufgebe. Herrliches aber unverständliches Geologen"deutsch" wie ich es aus Baugrundgutachten kenne. Liebe Anne, lässt sich das auch allgemeinverständlich erklären?

Mittwoch, 27.07.2022

Olderfjorden / kurz vor Lakselv - 70 (3770) km

WETTER - bedeckt - Regen - wenig Wind 

Fotos hat das Wetter heute nicht hergegeben.

Am Morgen war es noch schön. Ich habe das an meiner schönen Zeltstelle ausgekostet. 

An Abend muss es unbedingt ein Campingplatz sein. Ich muss duschen und Sachen waschen. Der Campingplatz ist 70 km entfernt. Ein kurzer Tag. Weshalb der bald beginnende Regen mich nicht stört. 

Da es sonst nichts zu berichten gibt, noch ein Nachtrag zur gestrigen Rückfahrt. Ich habe gestern beim Fahren oft auf das gegenüberliegende Fjordufer geschaut. Mich faszinierte, dass dort tatsächlich keine Straße und keine Siedlungen mehr sind. Pure wilde Natur. Mit einem Segelboot könnte man auf Entdeckerreise gegen - dachte ich so bei mir. Und mir war auch bewusst, dass diese wilde andere Seite tatsächlich dort im Norden in der Arktischen See endet. Auf dem Nordkap war mir das garnicht eingefallen. Da hatte ich "nur" so ein Atlantik-Gefühl.

Donnerstag, 28.07.2022

Vor Lakselv / Karasjok - 100 (3870) km

WETTER - bedeckt - trocken- windstill

Die letzten Fjordkilometer am Porsangerfjord sind etwas langweilig. Es wird flacher und vor Lakselv auch mehr besiedelt. Lakselv selbst ist als Verwaltungszentrum die typische Ansammlung von Wohnhäusern um einen mittelgroßen Einkaufspark. Dazu sicher etwas abseits der Straße noch Schule, Krankenhaus / Poliklinik. 

Ich mache meinen Einkauf. Beschränke mich aber auf das Wesentliche, da ich ahne, dass vieles in Finnland preiswerter sein wird (Beuteltee für 6 Euro das Päckchen kann noch warten).

Danach die Straße raus nach Süden. Immer noch mit gebremster Motivation. Und von Meereshöhe ins Land hinein natürlich erstmal bergauf. Anfangs aufgrund der Straßenführung auch vorerst ohne schöne Blicke ins Tal.

Aber meine Laune wird dann doch besser. Das Wetter stimmt, manchmal hellt der Himmel etwas auf, ohne aber die Sonne ganz durchzulassen. Und bald stehe ich auf einem kleinen Pass, an dem ich.das Gefühl habe, dass sich der Charakter der Landschaft ändert und ich schon 50 km vor der Grenze in Finnland bin. Alles sehr weit. Erhöhungen höchstens bis 500 m, nur im Hintergrund Richtung Norwegen steigt es noch auf 1000 m hoch. Und doch nicht langweilig - für mich jedenfalls (noch) nicht. 

Es bleiben trotzdem noch einige Auf- und Abfahrten bis Karasjok, einem Städtchen vor der finnischen Grenze. Ich will durchfahren und noch 30 km weiter an der Grenze wild campen. Aber bei der Einfahrt in die Stadt passiere ich ein Samen-Museum und einen Samenpark und entschließen mich zu bleiben und morgen ins Museum zu gehen.

Der örtliche Campingplatz liegt dann auch noch wenig hinter dem "Sameting". Ein relativ neues und sehr schönes Gebäude des norwegischen Samen-Parlaments. 

Übrigens scheint im.Gegensatz zur inzwischen nicht mehr gebräuchlichen weil diskriminierenden Bezeichnung "Lappen" für das Volk der Samen das Wort "Lapland" für die Gegend unproblematisch und üblich zu sein. Es begegnet einem noch oft, alternativ aber auch der Begriff "Sapmi", mit dem die Samen ihr Land bezeichnen. Auch für die nördlichste und größte Provinz Finnlands scheinen beide Worte benutzt zu werden.

Der Campingplatz ist supermodern und mit 20 Euro im Rahmen. Sanitärräume mit Dusche, WC und Waschbecken in einem. Alles sehr chic. Der runde Spiegel hat einen beleuchteten Rand. Als ich reinschaue bekomme ich einen Schreck. Ich habe mich ein paar Tage nicht im Spiegel gesehen. Mit meinen Pupillen stimmt was nicht. Abgrundtief schwarz mit einem grellweißen Rand - etwas monströs. Ich beruhige mich schnell. Es ist der Widerschein des beleuchteten Spiegels. Auf den 3 Touch-Symbolen auf der Spiegeloberfläche kann ich die Beleuchtung abschalten, dimmen und anders ändern. So was wil ich auch zuhause   ;-)

Ein schöner Abschluss des Tages ist das Gespräch mit einem Norweger, der mich in der Küche anspricht. Er wirkt etwas einfach und für sein Alter von wohl auch 50 Jahren leider auch etwas verbraucht und erschlafft. Er war in Inari, hat sich Bier mitgebracht und "bessere Wurst als in Norwegen" und besucht in Karasjok alte Freunde. Hier ist er auf einem Bauernhof aufgewachsen und wohnt jetzt in Alta. Unterwegs ist er mit dem Bus. 

Er schwärmt von Finnland. Es ist alles preiswerter, die Menschen sind freundlich und herzlich. Norwegen ist "destroyed" vom Geld. Die Norweger distanzierte Menschen und dem Geld verfallen ... - sicher ist auch irgendein persönlicher Frust dabei, aber wohl auch etwas Wahrheit. 

Mir hilft sein Tipp, besser das Samen-Museum in Inari zu besuchen. Es sei schöner und größer. Und er bestätigt mir auch meine geplanten Straßen Richtung Rovaniemi als gut fahrbar und interessant. Die alternative Hauptstraße solle ich meiden.

 

Freitag, 29.07.2022

Karasjok / vor Inari - 110 (3690) km

WETTER - viel Sonne - trocken - windstill 

Es wird ein sehr schöner Tag - viel Sonne ist angekündigt. Früh brauche ich wieder länger. Alles mal richtig in der Sonne trocknen, Kette ölen und auf die Reifen mehr Luft. Den Effekt merke ich später beim radeln deutlich. 

Auch der Norweger von gestern kommt nochmal auf einen Plausch. Finde ich schön, könnte mir ja auch mal einfallen. Dazu bin ich aber - das meine ich selbstkritisch - zu sehr meinem Tagesplan verfallen.

Am breiten Fluss "Karasjohka" führt die Straße zur Grenze. Der Fluss biegt an der Grenze nach Norden ab, wird zur "Tana" und erreicht das Eismeer am Tanafjord an der nördlichsten Flussmündung Europas. 

Den Fluss entlang ist das Tal erstaunlich intensiv besiedelte und vor allem wieder landwirtschaftlich genutzt. Einmal vorweg ich zum die Ecke und habe gleich den wunderbaren Geruch frisch gebären Grases in der Nase. Man fühlt  sich auf den 15 km wie in Zentraleuropa.

Nach der Grenze, die auf einer Brücke über einen kleineren Zufluss zur Karasjohka durch uralte Beschilderung markiert ist, geht es aber erstmal bergan und mit der sportlichen und landschaftlichen Gemütlichkeit ist erstmal Pause. Wogegen mich der Anstieg der Straße schnell auf ca 250 hm bringt. Dort biegt ein Waldweg ab, dem ich nicht widerstehen kann. Nach 2 km schlechtem Radeln und einer 45 minütigen Wanderung stehe ich nämlich auf dem Berg, den ich bereits seit Karasjok im Blick habe. Er ist nur 650 m hoch, steht jedoch einzeln in der Landschaft mit einzigartigem 360-Grad-Panorama. Nach Norden kann ich zurückschauen, unten den Fluss nochmal sehen und ein gutes Stück nach Finnland blicken. Ich bin froh, dass ich das gemacht habe, obwohl es nicht in den Zeitplan passt. 

Nun aber los? Nicht ganz! Schon 5 km später ein Parkplatz, der einen angrenzenden Nationalpark bedient. Natürlich kann ich bei noch ausstehenden 70 km um 17 Uhr keine zweite Wanderung anschließen. Aber ich lese mir die gutem Infotafeln durch (deutsch!!) und gehe nur die markierten ersten 200 m. Ich tauche in eine kleine Zauberwelt aus Licht, Sonne, Wasser, Wald und Pfad ein, staune und versuche etwas davon auf Fotos zu bannen. Wieder mit dem Gefühl, dass es nicht wirklich gelingen wird. 

Sanft schlängelt ein Flüsschen durch einen Birkenwald. Mäßiges Gefälle, einige Steine und Mooshügelchen im Wasserlauf machen diesen zusammen mit dem Sonnenlicht interessant, ohne "ein Drama zu veranstalten". Die Birken stehen licht und sind nur bis 3 m hoch und oft verknorzelt und die Stämme mit Flechten bedeckt. Alles bisschen wie man es kennt und doch ganz anders. 

Ziemlich beseelt mache ich mich wieder auf, ziehe nun wirklich durch und finde kurz vor Inari einen schönen Platz an einem See. Sogar noch so zeitig, dass ein Telefonat mit Uta möglich ist, die gerade mit Mechthild ein Spielchen macht. Ach ja, in Deutschland ist es eine Stunde früher. 

Übrigens gibt es heute abend zwar nur Fertigessen. Gestern habe ich mich aber zum ersten Mal - ich bin da sehr vorsichtig - am Straßenrand bedient. Dort stehen Steinpilze aber vor allem der Gemeine Birkenpilz in Unmengen und man kann sich die schönsten Exemplare aussuchen. Sicher wird das in den nächsten Tagen immer mal meine Speisekarte bereichern. 

 

Samstag, 30.07.2022

vor Inari / vor Pokka - 110 (4100) km

WETTER - bedeckt - trocken - windstill

Inari hält gleich am Ortsteingang das schon erwähnte Samen-Museum bereit. Vorher muss ich aber mit Joachim noch einiges klären, da Uta nächste Woche Geburtstag hat  ;-)

So bin ich erst Mittag im Museum, das den Vorschusslorbeeren des Norwegers in Karasjok unbedingt standhält. Eine sehr moderne und ansprechende (das sollte ein Museum ja tun) Ausstellung zum Leben der Samen und zur Erdgeschichte Nordskandinaviens. Das Leben der Samen wird entlang der Monate erklärt und jeder Monat mit einem wunderschönen Großpanoramafoto eingeleitet. Dazu eine kleine Kunstausstellung und ein Freigelände mit alten Häusern.

Alles auch in Englisch. Leider ist mein Englisch so begrenzt, dass ich mir vor allem optische Eindrücke und Inspirationen mitnehme. Ein nachträgliches Informieren bleibt eine Hausaufgabe, die ich mir fest vornehme.

Der Beuteltee ist in Finnland tatsächlich preiswerter. Dazu sind noch andere Kleinigkeiten einzukaufen und dann - erst 17 Uhr - geht es endlich auf die Straße. Noch 90 km. Das wird gegen Mitternacht. 

Ich starte in Inari übrigens bei einem Stand von genau 4000 km in das letzte Drittel meiner Reise. Und es ist vermutlich det östliche Punkt der Reise bei immerhin 27 Grad östlicher Länge, das ist ungefähr die Länge von Istanbul bzw Westküsr Schwarzes Meer. Aber hier oben ist es relativ leicht, so weit nach Osten vorzustoßen ...

Ein kleines Abenteuer ist die 190 km lange Nebenstraße zwischen Inari und Kittilä für mich. Es soll unterwegs nicht viel geben. Und so ist es auch.

Um in eintönigerer Umgebung besser voranzukommen, habe ich mir für das flache Finnland vorgenommen, meine Durchschnittsgeschwindigkeit noch nach oben zu schrauben. Ich war gestern bei schlappen 16,63 km/h. Was auch immer das Tacho da misst und rechnet - wenn ich Finnland verlasse will ich wenigstens bei 17,00 km/h stehen. Man(n) braucht ja Ziele. Und so trete ich gleich sportlicher in die Pedalen, hoffe darauf, dass immer mal wieder 0,01 km/h hinzukommen und bin heute abend schon bei 16,70 km/h.

Sonntag, 31.07.2022

Pokka - 4115 km

WETTER - bedeckt mit etwas Sonne - trocken -windstill

Nach spätem Start muss noch das Foto der großen Wiese vor meiner Zeltstelle her. Vermutlich wird es nicht transportieren können, was ich sehe: eine weite Ebene, gerahmt von Wäldern und einem rückwärtigen flachen Bergrücken. Auf der Ebene einzelne Bäume. Das Ganze eben so, dass es mich zum Fotografieren reizt und hoffentlich wenigstens bei mir die Erinnerung weckt, die dahinter steckt und mich an Kanada oder Alaska denken lässt.

Insgesamt beginnt das km-machen aber heute schon Mittag und nicht erst am Abend (wie gestern).

So dass ich mir beruhigt nach den ersten 15 km für den Knaller des Tages (und zum Aufladen des Foto-Akkus / Schreiben) Zeit nehmen kann: die Bar "Tieva Baari" in Pokka. Kein Architekturhighlight sondern ein authentischer Ort mit einer wunderbaren 65-jährigen Dame am Tresen. Man bekommt auch Motorenöl, handgemachte Socken als Souvenir und ähnliches.

Von hier aus sind es 110 km nach Inari und in der anderen Richtung 70 km bis zur Hauptstraße nach Kitilää. Dazwischen fast nichts. Wo Wasserläufe die Straße queren, manchmal ein oder zwei kleine Höfe. 

Und es ist Betrieb im "Tieva Baari", da scheinbar jeder, der vorbeikommt, hier rein muss und will. Als ich kam, war ich allein, jetzt noch 2 Familien und ein Biker-Paar. Eher Finnen. Aber doch Urlauber, keine Einheimischen. Die kommen am Abend?

Alles zusammen ein Wild-West-Feeling, was sich in mir breitmacht. Ich könnte hier Stunden sitzen oder gleich ..... Oder mal im Winter wiederkommen. Da scheint es hier sehr kalt zu sein. Mit 1999 gemessenen -51 °C ist hier der Kältepol Finnlands.

Aber woher weg von Dresden. Ich habe gestern festgestellt, dass ich die ersten 3 Tage in Finnland eher gegen  den Süden  "gekreuzt" bin, als wirklich nach Süden voranzukommen. Der Inarisse liegt zum Beispiel Luftlinie nur 150 km von Kirkenes und der arktischen See entfernt, obwohl ich schon 4 Tage vom Nordkap "nach Süden" unterwegs bin. Es war gestern ein kleiner Schreck, als ich auf einer Finnlandkarte feststellen musste, wie ich noch in der allerletzten nördlichen Ecke Finnlands feststecke.

Also los jetzt. Weiter geht's. Oder doch noch einen Kaffee und Kuchen? Hier ist ja alles auch wieder viel preiswerter als in NOR.

Sonntag, 31.07.2022

weiter bis vor Kitilää - 90 (4180) km

  • WETTER - sonnig - trocken - wenig Wind

Aus der Bar in Pokka ist schwer loskommen. Ich habe viel geschrieben und nebenbei das Flair genossen. Es kamen dann noch Einheimische, zu denen sich die Betreiberin an den Tisch setzte und einen Plausch hielt. Vom Herrn des Hauses, der besser Englisch konnte, habe ich noch erfahren, dass vor allem im Winter viel los ist. 60 km südwestlich liegt an einer Hauptstraße ein Wintersportgebiet und von dort kommen dann viele mit dem Schneemobil und machen bei ihm Pause und tanken das Schneemobil auf. Die Schneemobile gegen "ehrliche" Skilangläufer getauscht, muss ich an die Kneipe auf der großen Iserwiese denken. Und auch unabhängig vom Winter erinnert mich manches ans Isergebirge. Mit Jens waren wir vor einigen Jahren im Frühjahr dort radeln und die Wiesen und Wasserläufe westlich von Izerka haben mit der Landschaft hier auch einiges gemein. 

Also bald wieder mal ins Isergebirge!!

Da die Dame am Tresen kein Englisch versteht und natürlich auch aus Gründen der Höflichkeit notiere ich mir auch ein kleines Vokabular Finnisch. Mein unbeholfenes "Kiitos" nach meiner zweiten Bestellung bringt mir dann gleich ein Lächeln ein.

In Norwegen, stelle ich bei der Gelegenheit fest, ist der Gebrauch des Englischen so üblich, dass ich überhaupt keine Landessprache benutzt habe. Im Nachhinein finde ich das sehr schade und eben unhöflich.

Ich bin wohl gegen 13.30 Uhr in die Bar gekommen. Raus bin ich etwas vor 17 Uhr und wollte noch 100 km fahren. Da ist was schiefgelaufen. Egal wie weit noch, erstmal los. Bald wird aus der guten Straße für 50 km eine Schotterpiste. Aber so glatt gefahren, dass es wenig Unterschied macht.

Oder doch? In Zusammenhang mit der gleichförmigen Landschaft wird der Weg schwer. Als Ablenkung von den nicht zu ändernden Gegebenheiten findet sich schließlich eine mathematische Knobelei (im Kopf) mit realem Hintergrund: ich will wissen, welche Durchschnittsgeschwindigkeit ich im restlichen Finnland fahren muss, damit ich auf eine Gesamtdurchschnittsgeschwindigkeit von 17 km/h komme oder ob das nicht sowieso unrealistisch ist. Das Aufstellen eines Rechenweges ist nicht ganz einfach und ich mags ja, nicht gleich zu rechnen, sondern erst eine Formel auf- und umzustellen, bis sie so einfach wie möglich ist und dann erst richtig zu rechnen. Nun muss ich nicht brüsten, ich habe es mit einfacher Mathematik zu tun und ich brauchte außerdem einige Anläufe bis ein plausibles Ergebnis mir suggerierte, dass ich nicht auf dem Holzweg bin. Jedenfalls muss ich mit den angenommenen Werten und einigen Rundungen jetzt im Mittel 18,5 km/h fahren - was mich beruhigt, weil es schaffbar ist. Also war die Gehirnarbeit nicht ganz nutzlos und am Abend habe ich es nochmal schriftlich nachgerechnet (es gibt hoffentöoch den einen oder anderen, der den Spaß an der Sache nachvollziehen kann und ich selbst erwische mich bei der Vision, an einer großen Tafel tolle Formeln herzuleiten).

Aber da habe ich zu sehr geträumt und ganz verpasst, dass ich schon eine Weile auf holpriger, grob geschotterter Baustellenpiste unterwegs bin (die Straße wird erneuert - ist aber leider noch nicht fertig) und dass die Luft im Hinterrad immer weniger wird. Irgendwann ist es nicht mehr zu ignorieren, ich muss das Hinterrad reparieren und lasse beim Absteigen meinem Ärger mit einem unwilligen Fußtippser ans Hinterrad freien Lauf.

Der hintere Mantel ist hinüber, an vielen Stellen schaut das Gewebe raus. Die Schotterpiste hat dem Mantel den Rest gegeben. Endlich. Wozu fahre ich seit Trondheim den dort gekauften Ersatzmantel spazieren? Also Mantel wechseln und Loch flicken und weiter. Am Ende ist in einer 1/2 Stunde alles erledigt und den alten Mantel wickle ich um eine Baustellenbarke. Die Baustelle ist ja Schuld am Ganzen. Dort werden sich die Straßenbauer drum kümmern, dass er den rechten finnischen Abfallweg findet.

5 km weiter beginnt die alte asphaltierte Straße. Dann noch 15 km zur Hauptstraße und dort noch 20 km. Nach insgesamt 90 km ist Schluss. Mehr geht heute nicht. Vorher finde ich noch Wasser an einer Quelle, die an der Straße ausgeschildert ist ("Lahda" - zufällig suche ich ausgerechnet für dieses Schild die Übersetzung um Handy).

Montag, 01.08.2022

Vor Kitilää / Rovaniemi - 180 (4370) km

WETTER - sonnig - trocken - windstill 

Heute abend muss es wiedermal ein richtiger Zeltplatz sein und den gibt es nur in Rovaniemi. Was 180 km harte Arbeit bedeutet, glücklicherweise auf so eintöniger Strecke, dass ich nur selten abgelenkt werde. Ich fahre die ganze Strecke parallel zum "Ounasjoki", dem längsten Fluss Finnlands. Er ist aber meist durch Wald verdeckt. So bekommt man ihn nur zu Gesicht, wenn man ihn mal überquert. Dort habe ich dann auch Pausen eingelegt und den Blick auf den Fluss genossen.

Die Bebauungen sind immer noch spärlich. Im übrigen fast immer von der Straße zurückgesetzt und vom Wald verdeckt. Eigentlich weiß man nicht, wo da überall gebaut ist. Wiederum verführt die zunehmende Bebauung und vor allem die oft hübsche Gestaltung der Gärten und Höfe - wenn sie mal direkt einsichtig sind - sich wie in Mitteleuropa zu fühlen. Dabei ist immer noch das Hinterland über viele km weit unberührte, nordische  Landschaft.

Und die Rentiere erinnern weiter daran, dass man durch Lappland reist. Immer wieder sind sie neben und auf der Straße anzutreffen, oft unschlüssig und dadurch auch unberechenbar in ihrem Verhalten, weshalb das immer auch bedeutet, dass ich abbremsen und eher vorsichtig passieren muss.

Viel mehr bringt der Tag nicht. Spät bin ich in Rovaniemi und mache einen Umweg ins Zentrum. Zwar alles nach 1970 bis heute gebaut, aber ich mag es. Es hat (wesentlich mehr) Flair, als das grundsätzlich ähnliche Zentrum in Alta. Woran es liegt, kann ich nicht sagen. 

Und über den Fluss zum Campingplatz führt eine recht neue und schöne Hängebrücke. 

Der Campingplatz ist am Ufer gegenüber der Stadt. Er ist sehr teuer und unterm Durchschnitt. Was übrigens meine anfängliche Euphorie (Vorschusslorbeeren) gegenüber Finnland dämpft - zusammen mit der Tatsache, dass regelmäßig mein grüßendes Kopfnicken unerwidert bleibt 

Ich bin wieder südlich des Polarkreises. Das ist sicher der Erwähnung wert. Nach dem Start der Rückfahrt am Nordkap und später der Rückkehr in die EURO-Zone an der finnischen Grenze ein weiterer Step "nach Hause". Den Polarkreis quert man wenige km nördlich von Rovaniemi (wiedermal erstaunlich, dass das die Höhe von Nordisland ist, wo sich alles ganz sicher viel rauer darbietet) 

Ja und dann merke ich noch am Abend im Zelt, dass es dunkler wird und ich entweder meinen Rhythmus wieder anpassen oder die Stirnlampe rausholen muss. Logisch eigentlich, aber  überraschend und unerwartet.

Dienstag, 02.08.2022

Rovaniemi / Ranua - 80 (4410) km

WETTER - wechselhaft

Uta hat heute Geburtstag und muss ohne uns feiern. Joachim ist ja auch verreist. 

Wegen des für den frühen Nachmittag angekündigten Gewitters und Starkregens bin ich früh gestartet und habe die 80 km in einem Rutsch abgefahren. Die letzten 10 km dann doch im Regenschauer, der sich zeitlich nicht an die Vorhersage gehalten hat.

Wie gestern schon ist die Strecke unspektakulär und eintönig.

Durch die frühe Ankunft auf dem Zeltplatz ist Zeit für Telefonate mit den Eltern und natürlich mit Uta, die ich ein wenig von den Vorbereitungen für ihre abendliche Geburtstagsparty abhalte.

Wegen des Regens verbringe ich viel Zeit in der Zeltplatzküche. Von einem deutschen Rentnerehepaar erfahre ich viel über ihre Reisen in ihrem kleinen Van und sie sind auch angenehm neugierig. Alle Finnen, die ein und aus gehen, tun das dagegen leider ohne Gruß .... - aber vielleicht sehe ich inzwischen so rumplig aus ...

Andererseits sprechen viele Finnen kein Englisch. So dass schon dadurch die Kontaktaufnahme zu Fremden erschwert ist. Mir geht es ein paarmal so an der Straße, dass ich jemanden sehe und ansprechen will (weil ich eine Frage habe), aber kein Kontakt möglich ist.

Naja. Irgendwie bekommt mein Bild von den Finnen einige Kratzer. Nicht zuletzt bemerke ich viele übergewichtige Kinder, obwohl im Supermarkt das Angebot ausgewogener erscheint als in  Norwegen.

Mal sehen, was die nächsten Tage bringen.

Mittwoch, 03.08.2022

Ranua / Irgendwo - 140 (4590) km

WETTER - Sonne und Regen im Wechsel - wenig Wind

Es sind nun mit 4500 km über 3/4 der geplanten Tour vorbei. Unglaublich - vor allem, wenn ich daran denke, wie unendlich viel vor mir zu liegen schien, als ich die ersten 1000 km "feierte".

Auf der Karte habe ich gestern mit 10 km Umweg eine Nebenstraße entdeckt, die sich nicht als spannend, aber doch deutlich angenehmer herausstellt, als die Hauptstraße der letzten 2 Tage. 

Nicht nur am Wald, der sich immer ein wenig unterschiedlich präsentiert, ist man auf den Nebenstraßen näher dran. Hier sind auch die Höfe und Häuser nicht so versteckt von der Straße bebaut. Da schaue ich auch gern hin. Wie bisher gerade auch die Gärten hübsch gepflegt.

Ab und an auch wieder Weideflächen, zum Teil gemäht mit den abgemagerten weißen Rundballen. Nur weiß ich immer noch nicht, wo die Kühe zu finden sind. Viele Höfe haben einen (Einheits-) Stall, bei denen ich aber sicher bin, dass dort keine Kühe mehr gehalten werden. Ich vermute, dass es ab und an einen größeren Bauern / Stall gibt, der die Ballen von den Weiden abnimmt und verfüttert.

Übrigens auch heute noch viele Rentiere an der Straße. 

Am Abend findet sich endlich mal einer der vielgepriesenen Rastplätze, die es in Finnland überall gibt. Hier sehr schön am See gelegen eine überdachte Grillstelle, Holzvorräte und ein Klohäuschen. Es ist schon ein Zelt vor Ort. Ein junger Mann aus Radebeul auf dem Weg zum Nordkap - und weiter nach Kap Hoorn (Südafrika).

Er spendiert den Rest Fisch, den er von einem Einheimischen geschenkt bekam und dann ist ganz gut schwafeln. 

Mich lädt der Grillplatz ein, garnicht erst das Zelt aufzubauen, sondern auf der überdachten Bank zu schlafen. Nach 3 Stunden gebe ich den Kampf gegen die Mücken auf und baue doch mein Zelt auf. Der Kollege hatte mich gewarnt. Und es ist keine taghelle Nacht mehr, wie noch vor 1 Woche weiter im Norden, das macht den Zeltaufbau etwas kompliziert.

Donnerstag, 04.08.2022

Irgendwo / Oulusee - 120 (4710) km

WETTER - bedeckt - wenig Regen und Wind

Heute morgen ist leider das zweite Mal eine Zeltstange gebrochen. Das erste Mal ist es vor Inari passiert. Womit die 2 Reparaturhülsen, die ich dabei habe, nun aufgebraucht sind. War ein 200-Euro-Zelt doch zu preiswert? Ansonsten kann ich nicht meckern. Die Schlaufen, in denen die Stangen laufen, scheinen schlechtes Material zu sein. Sie bleichen schon aus und wirken verbraucht (nach 1 Jahr), während die eigentliche Zeltbahn wie neu ist. Komisch. 

Und ich wollte noch nachtragen, dass ich zwar in Finnland bisher keinen Bären und keiner Kreuzotter begegnet bin, obwohl vor beidem "gewarnt" wird. Dagegen hatte ich in Südnorwegen mal eine eher kleine Kreuzotter mitten auf der Straße.

Nach einer ersten Tageshälfte mit Wald, Wald, Wald und mittags wieder einem urigen Kiosk an einer Kreuzung, die ich inzwischen gern für eine Kaffee-Kleingebäck-Pause einplane, bin ich endlich im Seengebiet angekommen. Erst ein paar kleine Seen (für finnische Verhältnisse), an einem wieder ein Grillplatz, nur leider ist noch nicht Abend und einiges zu tun.

Aber am Abend dann der Campingplatz am richtig großen Oulusee. Das andere Ufer schon noch erkennbar, aber nur noch als schmaler dunkler Streifen. Und am Zeltplatz mit schönem Sandstrand. Wie Ostsee. Ich möchte am liebsten morgen noch hier bleiben und ziehe es wirklich in Erwägung. Aber tags drauf ist das Wetter nicht so, dass es sich lohnen würde. Schade.

In der Zeltplatzküche heute eine Familie aus Litauen. Sie sprechen gemixt  litauisch und russisch und da ich nur das Russisch verstehe, denke ich zuerst, es sind Russen und habe meine Vorbehalte. Aber ein neutrales "where do you come from" klärt die Sache schnell und unverfänglich.

Beim Abendbroteinkauf die Campingplatzküche im Hinterkopf, habe ich mich mal für Kartoffeln mit Quark und Tomaten und Zwiebeln entschieden. Kartoffeln kochen würde auf meinem Kocher zuviel Gas verbrauchen, gibt es also sonst nicht. Dazu ein Staropramen - wenn's mir im Supermarkt schon über'n Weg läuft.

Und Flugs ist der Abend schon wieder vorbei. 

 

Freitag, 05.08.2022

Oulusee / Kiuruvesi - 130 (4840) km

WETTER - von allem was

Zuerst noch eine klare Empfehlung für den Zeltplatz am Oulusee (oben noch ein Foto vom See): klein, einfach aber gut, sehr nett und tolle Lage. Also, wenn mal jemand hier unterwegs ist ...

Ich mache tatsächlich keinen Pausentag. Bei dem angekündigten Wettermix wäre es schade um den Tag. Ich könnte es nicht genießen. 

Mich nimmt das mental ein wenig mit und zwar nicht erst heute: es sind eine ganze Menge Häuser und Höfe zu sehen, die dem Verfall preisgeben sind. Die Landschaft wird zum Abend hin offener, mehr Weideflächen. Auch erste Felder mit Getreide. Und je mehr bebaut ist, umso mehr verlassene Höfe sind leider zu sehen. Aber vielleicht überbewerte ich das. Es ist auch viel neu gebaut. Es ist eher ein Zeichen des Wandels als des Verfalls.

Auch sind auf den meisten Höfen die kleinen Ställe nicht mehr in Nutzung, dafür gibt es offensichtlich den Trend, dass ein großer Hof/ Bauer die Flächen bewirtschaftet. Als Ostdeutscher kann ich mit dieser Art "effizienter" Landwirtschaft ganz gut leben und freue mich eher, wenn ich beim Radeln das Gefühl bekomme, dass die Landwirtschaft hier funktioniert. 

Meine Route habe ich geändert und fahre 30 km östlicher als geplant nach Süden. Das schlechte Wetter soll sich im Westen austoben. Es funktioniert ganz gut und ich habe keine starken Schauer und kein Gewitter. (Stimmt nicht ganz. In Pyhäntä gibt es einen ordentlichen Wolkenbruch als ich gerade meine Pause in einem Supermarktcafe mache. Ich bln dankbar, dass der mich nicht auf dem Rad erwischt hat.)

In Kiuruvesi gibt es den Campingplatz nicht, denn ich anvisiert habe, und mein Wasser ist alle. Ich muss gegen 22 Uhr nochmal einen recht distanziert wirkenden Familienvater rausklingeln und um Wasser bitten (es war noch Licht im Haus). Was mir nicht leicht fällt.

5 km weiter zelte ich wild an einem Waldrand an einem Weizenfeld. Gut windgeschützt - mit meiner Zeltstange fühle ich mich nicht ganz sicher und in den Bäumen rauscht es ordentlich 

 

Samstag, 06.08.2022

Kiuruvesi / Viitasaari - 140 (4980) km

WETTER - von allem was

Landschaftlich komme ich durch meine wetterbedingte Ostvariante viel mehr in das Gebiet der größeren Seen. Ich hätte das sonst verpasst! Und da ich vom Fahren durch den Wald inzwischen genug habe, sind die Seen die Höhepunkte beim Radeln dieser Tage. 

In Pielavesi mache ich in der Pizzeria am See meine tägliche Kaffeepause. Eine Finnin spricht mich an und wir unterhalten uns eine Weile. Das geht gut, da sie perfekt Deutsch spricht. Sie ist ungefähr 60 Jahre, hat in der Schweiz gelebt und jetzt ist sie im Winter auf Malta und im Sommer in Finnland. Ihre Großeltern hatten auch einen großen Hof, dessen landwirtschaftliche Flächen inzwischen an einen anderen Bauern verkauft sind und den Hof vermietet der Cousin von Helsinki aus recht lukrativ für Seminare und kleine Konferenzen. Ich hatte ihr meine Beobachtungen geschildert. 

Am späten Nachmittag ist mal wieder ein Abschnitt auf einer größeren Straße nötig. An einer Stelle führt Sie über eine baumlose Anhöhe und gibt einen ungewöhnlich weiten Blick übers Land frei. Andererseits bestätigt sie wieder, dass zum Radfahren die kleinen Straßen interessanter sind. Mir fällt zum Beispiel auf, dass auf den 40 km fast keine direkte Zufahrt zu einem Grundstück oder Gehöft existiert. Und ich schaue doch zur Abwechslung gern in die gepflegten Gärten und Höfe rein.

Mein Zeltplatz liegt etwas außerhalb der kleinen Stadt Viitasaari, die auf einem schmalen Landstreifen zwischen 2 Seen liegt. Meine Erwartung an ein nettes Uferpromenadencafe werden leider enttäuscht. Samstag gegen 18 Uhr ist hier nichts (mehr?) los und alles schon geschlossen. Vermutliche haben die Finnen da was Besseres vor. 

Oder ihnen ist ihr privater Seeblick irgendwo im nirgendwo am Samstag lieber. Das ist gut denkbar.

Auf dem Zeltplatz (in der Küche) wieder ein netter Kontakt. Ein Paar aus Estland. Beide um die 60 Jahre. Unterwegs mit einem Kleinbus mit Dachzelt. Ein eher turmartiges Gebilde war das (fertig aufgebaut). Und die Nacht war sehr stürmisch. Sie haben schlecht geschlafen. 

 

Sonntag, 07.08.2022

Viitasaari / Keuruu - 140 (5120) km

WETTER - wolkig - trocken - Nachmittag abflauender Gegenwind

Das war wohl der Tag in Finnland, der von mir das meiste abverlangt und im Gegenzug nicht viel zu bieten hatte. Aufs Sognefjell rauf war es sicher noch anstrengender, aber mit Belohnung eben.

Den ganzen Morgen tobt der Wind in den Baumwipfeln über dem Zeltplatz und aus dem Wetterbericht weiß ich, dass das kein Rückenwind sein wird.

Und ich fühle mich etwas schwach. Wenn ich mich so ansehe, habe ich das Gefühl, dass aus meinem Körper keine Energie mehr rauszuholen ist. Ich muss genügend in mich reinschaufeln und wohl kein schlechtes Gewissen haben, wenn ich 3 Bananen auf einmal verdrücke oder mal ne halbe Schokolade. Zu Hause wird sich zeigen, wie eine Umstellung ins normale Leben funktioniert.

Und wieder nur Wald vor mir und heute auch 40 km ohne Asphalt. 

Ich starte sehr träge und demotiviert. Den Tag überstehe ich dann doch irgendwie. Der Wind wird weniger, es ist etwas sonnig. Aber insgesamt quäle ich mich durch.

Zusammen mit den vielen eintönigen km der Vortage - im Prinzip seit Kitilää (vielleicht vor 1 Woche), dem Regen, dem Auf und Ab der Straße ohne Aussicht auf eine Aussicht und was sonst noch sich angesammelt hat, bin ich heute Abend mit Finnland erstmal "fertig"

Das wiegt auch mancher See und mancher wirklich preiswerter Kaffee samt Munkki (zusammen manchmal schon bei 3 EUR) nicht auf. Heute Abend jedenfalls nicht.

Die im Internet ausgesuchte Zeltstelle funktioniert auch nicht. Sie liegt nahe der Stadt und ist von der örtlichen Jugend lautstark besetzt. Ist ja auch okay, ich nehme dann eben den richtigen Campingplatz - 5 km weiter. Mit wieder 15 EUR ist das in Finnland angenehm preiswert.

Montag, 08.08.2022

Keuruu / Murole - 100 (5220) km

WETTER - sonnig - kleine Schauer - etwas Gegenwind

 

Rückblickend (ich schreibe das kurz vor Turku) mochte Finnland wohl nicht so in Erinnerung bleiben, wie ich gestern geschrieben habe. 

Für die Finnen selbst würde ich inzwischen meine Einschätzungen auch ein gutes Stück anpassen. Viele Finnen sprechen einfach kein Englisch, das macht sie zurückhaltend. Aber ich hatte einzelne Begegnungen, wo ich interessiert angesprochen und auch mal eine Übernachtung angeboten wurde. Tendenziell würde ich sagen, dass es hier im Süden einfacher ist. Zumal hier mehr Menschen leben, auf den Straßen mehr los ist oder man im Kaffee, zB an der Tankstelle, immer auch Leute, meist Arbeiter, Pause machen und quatschen. Ich verstehe nichts, bin aber mehr "im Leben drin" als die Wochen vorher im Norden. 

Aber das sind schon Eindrücke der folgenden Tage. 

Ab heute ist erstmal 1 Woche Sonne angesagt. Leider dreht der Wind endgültig, so dass ich beim Rest - noch etwa 300 km - immer mit Gegenwind (mehr oder weniger) zu tun haben werde. 

Außerdem sind durch die Nähe zu Tampere auch die von mir favorisierten Nebenstraßen gut ausgebaut und gut fahrbar. 

Südlich von Keuruu gibt es in einem kleinen Städtchen am See die Gelegenheit für einen kurzen Besuch in einer Kunstgalerie. Für das Kunstmuseum 5 km weiter habe ich nicht die nötige Ruhe - ich weil morgen in Tampere sein und dafür noch was "vorlegen". 

Der Rest des Tages wie immer, mit dem Unterschied, dass Straße und Wetter sich von der besten Seite zeigen und man an den Siedlungen merkt, dass man in den Speckgürtel von Tampere eintaucht. Alles etwas nobler.

Eigentlich zu früh dann die Einladung zur Nacht: eine wunderschöne Badestelle. Ich kann mich noch nicht drauf einlassen. Ich wollte doch (schon den ganzen Tag) anlässlich Almuts und Mechthilds Geburtstag noch einen guten Kaffee trinken. Also fahre ich noch paar km in den vielversprechenden Ort Murole Kanava. Dort kommt das Linienboot Tampere-Virrat samstags und donnerstags durch. Es ist ein kurzer Kanal zwischen 2 großen Seen mit einer Schleuse und einer Drehbrücke. Tatsächlich gibt es dort einiges an Gastronomie und eine Marina. Neben den 2 Linienbooten in der Woche scheint an privatem Bootsverkehr einiges los zu sein. Nur leider nicht heute. Für mich also ein Umweg ohne Kaffeegenuss, aber ich bin froh, den Ort gesehen zu haben. Er scheint übrigens schon früher wichtig gewesen zu sein - an der Straße finden sich mehrere schicke, gediegene, sehr herrschaftliche Holzhäuser in (nicht tot-) restauriertem Zustand. Schön!

Ich muss von Murole Kanaba wieder ein paar km zurück und entscheide mich dafür, den Tag an der Badestelle zu beenden. Nahe davon ist noch die Kirche von Murole. Ein schöner Holzbau. Leider verschlossen. Und der Friedhof, den ich erwähnen muss, weil er mich mit seiner sehr gepflegten Kriegsgräberstelle vom 2. Weltkrieg wiedermal in unsere deutsche Geschichte zurückwirft.

Der Abend an der Badestelle ist ein Genuss. Es gibt keine Mücken (mehr), dafür werden Abend und Nacht inzwischen recht kühl und am Morgen ist das Zelt von innen klatschnass.

Am Abend kommt noch ein Finne vorbei, der ein kurzes Bad nimmt, samt Haare waschen. Beim Frühstück auf dem Steg darf ich einer Dame um die 55 Jahre beim morgendlichen Bad zuschauen.

Ansonsten ist es aber ein ruhiger Platz. Am Morgen liegt über dem See lange der Nebel.

Dienstag, 09.08.2022

Murole / Tampere - 80 (5280) km

WETTER - sonnig - wolkenlos - windstill

 

Tampere ist der nächste Versuch Finnlands, mich noch zu versöhnen. 

Nach einer wie immer anstrengende  Stadteinfahrt, die kein Ende nehmen will und hier erstmal noch zum 5 km in anderer Richtung außerhalb liegenden Zeltplatz führt, lasse ich mich ab spätem Nachmittag von einer agilen, modernen und interessanten Stadt überraschen. 

Ich fahre mit den Rad "rein", stelle es im Zentrum ab und spaziere durch die Stadt. Die Fahrt in die Stadt durch herrliche Parkanlagen entlang des Seeufers. Hier also auch im öffentlichen Bereich die Gartenbaukunst und das Händchen dafür, wie ich es vielfach bei den privaten Häusern gesehen habe. Und das trifft auch in der Stadt auf die Gestaltung der öffentlichen Räume zu.

Ich laufe nur durch die Stadt. Museen anschauen mag ich nicht. Bin ich auch wieder zu spät. Obwohl hier im Gegensatz zu den ländlichen Gebieten auch am Abend noch was los ist. 

Neben den Grünanlagen fällt mir auf, dass es wenig ganz alte Stadt gibt. Mehr beherrschen die Stadt Industrieanlagen von ca 1900 (plus /minus), in schöner Backsteinarchitektur, direkt am Kanal, der im Zentrum durch die Stadt führt. Die Industrieanlagen sind inzwischen zu Museen etc restauriert und umgenutzt und gestalterisch anspruchsvoll auch erweitert worden. 

Am Ende des Spaziergangs komme ich im Norden  der Stadt in einem alten Hafen an, der wie in vielen Städten zum hochwertigen Wohngebiet mit netten Hochhäusern (wieder ansprechende Freiflächen) umgebaut wird. An einer Landspitze finde ich meinen heutigen ultimativen Kaffeeplatz. Eine kleine modern gestaltete Imbissbude auf einer Holzterrasse am Ufer, mit tollem Seeblick, sehr leckerem Apfelkuchen und bequemen Holzliegesesseln.

Der Stadtrundgang vervollständigt sich mit dem Besuch eines erhöht liegenden Parks mit Seeblick, einer Pizzeria und einem Abstecher zur Nokiaarena (Heimat des städtischen und erfolgreichen Eishockeyklubs). Dann wird es dunkel, ja leider, ich gewöhne mich nur schwer daran - wie mag es den Einheimischen vor allem im Norden gehen, die diesen Wechsel viel einschneidender empfinden müssen?

Weiterhin heute:

Mein Lager am Lenker knarzt. In einer Werkstatt die Auskunft, das sei nicht einfach und schnell zu reparieren und evtl geht es noch 800 km bis Dresden. Ich werde es bei meinen 2 Ruhetagen in Danzig nochmal in einer Werkstatt probieren, kann mir aber auch vorstellen, dass man so noch bis Dresden kommt.

Ich wollte vor Tampere mal einen Mittagskaffee trinken. Ein Kaffeeausschank an einem Parkplatz fand ich erstaunlich (bezeichnend?). Alles nett gemacht, aber einfach an der Straße, während 50 m weiter eine Brücke über eine schöne Flusstelle führt, was ein wirklich wunderbarer Platz zum Sitzen und Kaffeetrinken wäre. 

Auf dem Zeltplatz, meinem "Platz der Begegnungen" heute eine Familie aus Frankreich (Zentralmassiv). 4 Kinder zwischen 5 und 13 Jahren. Mit dem Rad 6 Wochen durch Schweden und Finnland. Als die Kinder abends im Bett sind, tauschen wir uns ein wenig aus. Englisch geht gut. Und am Morgen sitze ich bei meinen Frühstück neben den zeichnenden Kindern. Alle zeichnen Landkarten oder Hauspläne. Der Vater war mal Geografielehrer, meint er erklärend (jetzt Krankenpfleger und Sozialarbeiter an einem Gymnasium).

Und eine wichtige Notiz für die nächste Tour:

Auf einigen Seen fahren Nord-Süd regelmäßig Bootslinien. Es wäre eine geniale Ergänzung gewesen, mal einen Tag 70 km Boot zu fahren. Schon um die Landschaft zu genießen, auch um mal ausruhen zu können. Aber die Boote fahren nur an zwei Wochentagen oder gar nur an einigen  ausgewählten Tagen im Sommer. Man muss also die gesamte Radreise um diese Bootslinien herum planen. Was natürlich Theorie ist ;-) 

Ich hatte hier mal gar kein Glück. Es passte überhaupt nicht in meinen Plan und je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr bedaure ich das bzw den Umstand, dass ich mir dann nicht 2 oder 3 Tage mehr Zeit gelassen oder irgendwo Pause gemacht habe.

 

Mittwoch, 10.08.2022

Tampere / Oripää - 120 (5400) km

WETTER - sonnig - trocken - mäßiger Gegenwind

Ergänzungen, die ich nicht vergessen möchte:

Vor 3 Tagen überholt mich am Abend ein Geländewagen mit Mtorrad auf einem Anhänger. Im Flow hatte ich glücklicherweise keine Zeit für meine üblichen Vorurteile. Hinter der nächsten Kurve wartet er auf mich in einer Parkbucht und fragt mich nach meiner Tour usw. Schließlich bietet er mir eine Übernachtung im großen Garten seines Cousins, ca 3 km zurück, an. Eine schöne Begegnung. Das Angebot habe ich nicht angenommen, da ich noch ein Stück näher nach Tampere heran wollte.

Und in Tampere hat sich die von mir andernorts kritisierte Stadteinfahrt als Glücksfall herausgestellt. In einem Vorort steht da zufällig eine wunderbare, neu gebaute, recht große Kirche. An sich sehr schön als Bauwerk, war es dann auch erquicklich, den sehr jungen Pastor zu treffen und bisschen über Luther, Sachsen und gemeinsame Kirchenlieder zu sprechen. Die Kirche selbst hat mich noch mehr angesprochen, als die modernen Kathedralen in Tromsø und Alta, weil sie vom Anspruch etwas "normaler" wirkte und trotzdem einen starken Eindruck hinterließ.  Mit ein paar Einschränkungen, wo ich gestalterische und künstlerische Elemente nicht nachvollziehen konnte bzw störend fand. Vor allem war hinter dem Altar kein Kreuz an der Wand, sondern ein überlebensgroßes Jesus-Gesicht halbtransparent auf Milchglas mit merkwürdig ausdruckslosem, weder leidendem noch freundlichem Gesichtsausdruck schaut er jedem Besucher direkt in die Augen. Für mich recht unangenehm und vor allem distanzierend anstatt Beziehung herstellend. Schade!

Und durch den Kopf gehen mir ab und an schon Optimierungen für eine zweite Tour zum Nordkap  ;-)

Zum Beispiel nur Rauffahren und dann Rückflug oder mindestens 1000 km in Finnland mit dem Bus abkürzen. Auf jeden Fall mit einer Bootsfahrt vor Tampere. Und evtl mit dem Zug rein nach Trondheim / Kopenhagen oder anderen Großstädten (die Stadteinfahrten sind einfach unattraktiv und sehr anstrengend).

Ja. Von Tampere nach Turku, an der SW-Ecke von Finnland, sind es nun noch 2 Tage und es mischen sich Erleichterung, dass ich es durch Finnland geschafft habe, mit Wehmut über den Abschied von Skandinavien als das eigentliche Reiseziel.

Der Gegenwind kostet mich die 17,00 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit. Die werde ich in Finnland nicht mehr schaffen. Was für mich daran aber wichtiger ist: ich weiß jetzt nochmal deutlicher, was für ein Glück ich mit dem Wind hatte und dass die Windverhältnisse - bei mir - die Reisegeschwindigkeit und vor allem die Motivation extrem beeinflussen. Mindestens wie Dauerregen, vielleicht sogar stärker. Hier hülfe (??? ;-) ein Partner, mit dem man abwechselnd dem Wind die Stirn bieten bzw im Wimdschatten fahren könnte.

Landschaftlich wie gehabt, bei schönstem Wetter und immer intensiverer Landwirtschaft. Es scheint die Kornkammer Finnlands zu sein. Eine Freude ist es, die großen gepflegten Bauernhöfe zu sehen. Meine Vermutung, dass in den fast fensterlosen, künstlich belüfteten Ställen Schweinefleisch "produziert" wird, dämpft die Freude aber auch wieder. Im Gegensatz zur Milchviehhaltung hört bei mir bei "industrieller" Schweinehaltung der Spaß auf. Ich kann mir nicht vorstellen, dass da auch nur ein klein wenig Lebensqualität für die Tiere (und Schweine sollen ja recht intelligent sein - so wie unsere Jugend, die auch immer weniger Tageslicht benötigt? ) möglich ist, lasse mich aber gern belehren.

Nachmittag mache ich mal eine Hamburger-Pause. Die weibliche Bedienung in meinem Alter ist sehr sehr freundlich, jawohl! Leider spricht sie kein Englisch. Trotzdem fühle ich mich wohl und auf der Terrasse ist es schon dicht gedrängt mit einheimischen Männern wo ich mich einfach dazwischen zwänge, dem Plausch lausche und am Ende von einem der Jüngeren auf englisch noch etwas ausgefragt werde.

10 km vor dem geplanten Tagesschluss komme ich plötzlich auf eine Hochebene, höchstens 30 m über den umliegenden Kornfeldern, uns radeln unvermittelt wieder durch einen Wald, wie er im Norden von Finnland typisch war: grobsteiniger bzw felsige Boden, von Flechten und Moosen und Heidekraut überzogen und die Kiefern wieder kleinwüchsiger und auch am unteren Stammbereich.mit Flechten bewachsen. Ich beschließe einfach hier zu übernachten, weil das für.mich ein schöner Abschied ist. 

Zu allem Überfluss steht an der Stelle, an der ich anhalte, ca 50 m im Wald ein Grillplatz mit Feuerstelle. Also volle Finnlanddröhnung an diesem Abend mit kleinem Feuer und - es gibt hier keine Mücken - Schlafen auf der breiten Sitzbank der Grillplatzüberdachung.

Am nächsten Morgen merke ich, dass der Platz zu einem Freizeitparcour der besonderen Art gehört, wie ich sie schon mehrmals gesehen habe: ein Frisbeeplatz. Ähnlich wie auf einem Golfplatz, aber im Wald, sind hier Frisbeewürfe zu absolvieren. Von festgelegten Standpunkten aus sind unterschiedlich weit entfernte Einwurfkörbe (Durchmesser ca 50 cm / Wurfweite zB 30 m) zu treffen. Für mich völlig unvorstellbar, dass das funktionieren soll.

Donnerstag, 11.08.2022

Oripää / Turku Zeltplatz - 70 km (5470) km

WETTER - sonnig - trocken - mäßiger Gegenwind

 

Wetter, und Landschaft wie gehabt.

Ich kämpfe gegen den Wind, der nach meinem Mittagskaffee an einer Tankstelle (Tee plus Munkki zu unter 4 EUR, da habe ich gleich doppelt zugeschlagen und beim Blog-Schreiben bestimmt 2 Stunden ausgeruht) deutlich abschwächte.

Durch die Pause ist die Ankunft in Turku spät und keine Stadtbesichitgung mehr drin. Also nur Durchfahren und seeseitig auf eine lange Halbinsel wieder raus auf den stadtnächsten Zeltplatz. Zum Zentrum 15 km entfernt, ist nicht daran zu denken, am Abend nochmal "reinzufahren" (es gäbe sogar eine Buslinie direkt vom Zeltplatz ins Zentrum). Aber morgen geht die Fähre erst 20 Uhr - da habe ich noch Zeit für die Stadt.

Zum Zeltplatz gehört ein Strand, also gibt es statt Stadtrundgang ein Bad im Abendlicht.

Turku ist für mich der Abschied von Skandinavien. Und gefühlt ein erstes Ende der Reise, so wie in Oslo (später auch nochmal - anders - in Trondheim) wie ein zweiter Start war. Das ging mir beim Radeln mehrfach durch den Kopf und hat mich mal motiviert, reinzutreten in die Pedalen, aber ab und an auch traurig gemacht. Dann bin ich betrübt und langsam dahergeradelt und hab die Seele etwas baumeln lassen.

Freitag, 12.08.2022

Turku Fährterminal Silja Linen - 5500 km

WETTER - sonnig heiter trocken - Wind egal

An der Fähre stehen ist für mich wie am Flughafen. Ich wollte ergänzen " aber ohne schlechtes Gewissen ", aber ich bin nach längerer Internetrecherche nicht sicher. Über den CO2-Ausstoß der großen Ostseefähren ist nichts rauszubekommen. Vielleicht nicht ohne Grund.

Am Terminal bin ich aber erstmal ganz im Fährfieber. Leider kein anderer Radfahrer, mit dem ich das teilen kann. Es geht übers Meer, in ein anderes Land und wegen der Meerüberfahrt auch oft in eine etwas andere Welt, eine andere Kultur. Es ist keine simple Grenzüberquerung. 

In Turku legt also gerade meine "Baltic Princess" an und in 1 Stunde geht es ab durch den Schärengarten nach Stockholm. In einer 4er Innenkabine - das wird weniger ein Spaß, aber ich werde mich einfach lange an Deck rumtreiben. 

Turku ist wie Tampere eine wirklich tolle Stadt. Etwas größer noch und mit dem Plus der Hafenstadt. Aber vorweg: von Kopenhagen war ich auf der Hinreise erschrocken, wie überfüllt die Stadt war. Hier in Turku tritt man sich noch lange nicht auf die Füße und das macht es zusätzlich sympathisch und vermutlich noch authentisch. 

Programmpunkt Eins war die Ökumenische Kunstkapelle Turku (etwas außerhalb von Turku). Ein sehr beeindruckender schlichter Raum aus Holz. Gern mal selbst googeln oder bei Wikipedia nachschauen (dort ist ein wenig verzerrtes realistisches Innenraumfoto zu finden).

Nur ein richtiges Kreuz an der Altarwand fehlte mir. Ich fühlte mich nicht wir in einer Kirche, sondern wie in einem Meditationsraum. Und ich glaube, dass die Kapelle auch keine richtige Gemeinde hat, das spürt man leider. 

Zweitens muss ich wieder in einer anderen Stadtecke in einem Copyladen (gibt in Turku davon nicht so viele wie in der Dresdner Neustadt) die Fährtickets ausdrucken. Die Fähre nach Polen akzeptiert keinen digitalen Nachweis und in Stockholm ist mir das für einen Samstag zu riskant.

Drittens noch ins Kunstmuseum, aber auf dem Weg dorthin komme ich am Sibeliusmuseum vorbei. Na gut, dann keine Kunst sondern Musik. Als Sibeliusfan muss ich das Museum besuchen, zumal es als modernes Bauwerk ebenfalls meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Ein schöner Stahl-Beton-Pavillon, vermutlich aus den 90ern.

Das Bauwerk hält, was es auf den ersten Blick versprochen hat, vom Museumsinhalt bin ich eher enttäuscht. Ich kann sicher aufgrund der Sprachbarriere nur beschränkt den Inhalt verstehen, aber es sind nur wenige Fakten zu Sibelius und noch einiges zu diversen ausgewählten, zum Teil exotischen Musikinstrumenten.

Bleibt noch Zeit für Einkäufe - das Rad mit Gepäck einfach vor den Läden in der Fußgängerzone stehen zu lassen ist mit nicht einerlei, zumindest die Tasche mit Kamera und Geld nehme ich immer mit - und ein letztes Mal für "Kahvia ja Munkki" (Kaffee  und eine Art Berliner/Pfannkuchen). Dafür habe ich mir beim Hin- und Herradeln schon eine Imbissbude an einem Brückenpfeiler mit Blick auf die belebte und schöne Uferpromenade ausgesucht. Ich habe Glück, 10 Minuten später macht der Stand zu, es ist schon kurz vor 18 Uhr.

Als ich mein Geschirr zurückstellen und auf Nachfrage dem Munkki bescheinigen, dass er ausgezeichnet war, kann ich mich nicht enthalten, dem Standbetreiber, der schon am zusammenräumen ist, zu erzählen, dass das hier ja mein letztes Mal mit "Kahvia ja Munkki" ist, weil ich mit dem Rad vom Nordkap komme und gleich auf die Fähre gehe. Da rennt er gleich zu seinem Stand  und packt mir noch 3 Munkkis ein und schenkt sie mir. Worauf ich unbedacht verspreche, dass ich wiederkommen werde.

An der wirklich beeindruckenden und vor allem nicht übervollen  Uferpromenade kann ich noch einiges Stück Richtung Fähre spazieren und habe so passenden Ausklang meiner Finnlandreise.

Nun, der wird natürlich erst komplett, als sich die Fähre durch die Schären ihren Weg zur Ostsee sucht. Von weit oben (Sonnendeck ;-) auf die Schären und die Häuser und Boote zu schauen ist wie der Blick auf eine Modelleisenbahn oder aus einem Heißluftballon. Dazu die ungetrübten Abendsonne.

Und eine 4-er Innenkabine nur für mich allein. Was für ein Abschied von Finnland und Skandinavien. 

Im Duty-Free-Shop - ja die Fähre ist leider ein fahrender Einkaufs- und Vergügungstempel - lauerte noch die Verführung eines 2019er argentinischen Malbec (Rotwein). Aber ich habe widerstanden. Wein erst wieder zu Hause auf dem Balkon oder bei unserem Peru-Italiener auf der Rudolf-Leonhard.

Samstag, 13.08.2022

Stockholm / Nynäshamn - 5570 km

WETTER - sonnig heiter - trocken - windstill 

 

6 Uhr früh Ankunft in Stockholm - ca 5 km nördlich vom Stadtzentrum. 17 Uhr Check-in nach Polen ca 60 km südlich in Nynäshamn.

Ich bin nicht der Typ, der da eine Stadtbesichtigung reinquetscht, zumal mit Rad und Gepäck als Handikap. Also wird es eine Fahrt durchs Zentrum in den frühen Tagesstunden, nachdem die mir gestern geschenkten 3 Munkki auf einer Parkbank als Frühstück vertilgt sind. Die Dinger sind lecker aber fettig und die Papertüte trifft schon und muss in den Papierkorb. Hoffentlich wird mir nicht schlecht!

Stockholm Zentrum und Altstadt also gegen 8 Uhr. Alles noch sehr still und ruhig. Gehen die Schweden den Tag ruhiger an? Nun, es ist ja Samstag. 

Das Zentrum liegt mit verschiedenen Inseln und Halbinseln am Wasser, man radelt automatisch die Uferstraßen entlang, eine Seite herrschaftlich bebaut im 19. und 20. Jahrhundert (unter anderem das königliche Theater), andere Seite Stände, Freiluftgastronomie und die Anlegestellen für Boote, (private und Ausflugsboote).

Auf einer eher kleinen, zentralen Insel dann das königliche Schloss und die verwinkelte mittelalterliche Altstadt. Obwohl ich entschieden habe, mir Stockholm für einen späteren Besuch aufzuheben, nehme ich mir hier Zeit zum Spazieren. Der Palast interessiert mich nicht so, die noch menschenleeren Gassen durchstreifen ich aber gern. Sie führen leicht bergan zu einem gemütlichen Platz dessen Nordseite von einem größeren Palais beherrscht wird. Dort ist das Nobelpreismuseum angesiedelt. Selbstverständlich noch geschlossen.

Die Altstadt ist urig und in ihrem Bauzustand erinnert sie entfernt an italienische Altstädte.

In den Erdgeschossen im Wesentlichen Gastronomie, Geschenkläden oder ähnliches. In 2 Stunden also alles voller Touristen. Was mich wieder an meine Anreise durch das taubenschlagähnliche Kopenhagen denken lässt und ich bin froh, dass ich einen Grund habe, mich aus dem Staub zu machen.

Was bei einer Großstadt aber eben viele km Stadtausfahrt bedeutet. Hier zwar auf gut ausgeschildertem Radweg (die Ausschilderung ist annähernd perfekt und führt die 60 km bis Nynäshamn) aber immer parallel (mal näher, mal weiter weg) zu einer breit ausgebauten Hauptstraße.

Da es nicht weit ist, bleiben in Nynäshamn noch 3 Stunden Zeit. Ich hatte die Vermutung, in einem spröden  industrialisierten Hafenstädtchen anzukommen, welches nur als Fähr-Vorort für Stockholm dient, aber erfreulicherweise ist es gemütlich und ich genieße es im Cafe den Nachmittag zu verbringen.

Am Hafenkai laden viele Restaurants zum Essen ein und die Auswahl ist deutlich anspruchsvoller als das "Hamburger-Kebab-Pizza"-Angebot der letzten Finnlandwochen. 

Aus Geiz, Unsicherheit und mangelnder Kenntnis der Sprache und der Gerichtbeschreibungen und auch wieder wegen des Rad- und Gepäck-Handikaps drücke ich mich vor den guten Lokalitäten und belasse es bei Kaffee, Kuchen und Eis. Vielleicht probiere ich mit Uta mal schwedische Küche?

Schließlich sitze ich im "Flugzeugsessel" (heute keine Kabine, aber auch der Sessel ist nur für mich) und es geht wieder raus in die Schären. Ich bin gespannt auf Gdansk und freue mich auf Bernds Gesellschaft ab Dienstagabend.

Auf der Fähre sind noch ein Radler aus Wrocław und ein Radlerpärchen - ebenfalls aus Polen. Sie hatten jeweils in Schweden ihre Runden gedreht. Mir hätte es gefallen, nochmal jemanden zu treffen, der auch am Nordkap war, und sich gegenseitig auszutauschen und vorzuschwärmen (wie das so ist, je weiter weg, desto intensiver werden die Erinnerungen an die schönen Momente und desto mehr verblassen die Tage, die einfach nur anstrengend waren).

Sonntag, 14.08.2022

Danzig (Gdansk) - Ruhetag

WETTER - sonnig - trocken - windstill

18 Stunden sind es auf der Fähre nach Gdansk - eine lange Überfahrt mit Ankunft erst gegen Mittag auf der sogenannten "Westerplatte", ca 10 km vom Zentrum entfernt. Auf halbem Weg zur Stadt liegt ein Zeltplatz. Ein Badeurlauberzeltplatz - groß, trockene Erdböden unter hohen Kiefern, enggedrängt die Zelte und Autos. Nicht so gemütlich, so dass ich schnell mein Zelt aufbaue und dann in die Stadt husche, für die ich auch morgen noch eingeplant habe.

Polen hat langes Wochenende: Montag ist ein hoher kirchlicher Feiertag UND Gdansk hat Jahrmarkt. Die Stadt platzt aus allen Nähten. In allen Straßen der Innenstadt sind Stände aufgebaut und dazwischen drängen sich die Menschen. Das hatte ich so natürlich nicht geplant.

Trotzdem bin ich nicht abgeschreckt und lasse mich ungeordnet und planlos durch die Gassen treiben. Man kann nicht glauben (erst nach einem Blick in die nüchternen Hinterhöfe), dass die Stadt mindestens ähnlich zerstört war, wie Dresden. 

Zusätzlich zum historischen Wiederaufbau nach dem Krieg kommen in den letzten Jahrzehnten eine architektonisch ansprechende Stadtverdichtung und ein Stadtumbau der alten Häfen. Mit Grauen - da wiederhole ich mich - denke ich auch in Gdansk an den Stadtumbau in Dresden zwischen Leipziger und Elbe und was dort an Chancen vertan worden sind. 

Wirklich angesehen habe ich mir nur die Marienkirche. Eine der vielen gotischen Backsteinkirchen der Stadt und eine der größten Backsteinkirchen in Europa. Innen nicht barock verunstaltet, unter anderem mit einem güldenen spätgotischen Altar. Wände, Säulen und Decke komplett weiß getüncht und (fast zu) schmucklos.

Die Kirche betritt man übrigens durch eine Vorhalle, die früher die Kapelle des Heiligen Olaf von Norwegen war, der im Mittelalter ein beliebter Heiliger gewesen ist. Da schließt sich ein Kreis (trotz meiner Vorurteile gegen Olaf den Norweger).

Und die Kirche war bis einige Jahre nach dem 2. Weltkrieg evangelisch. Da die evangelischen Deutschen aber vertrieben und die neuen Danziger eher katholisch waren, wurde die Kirche Mitte des 20..Jahrhunderts wieder katholisch.

Auf dem Vorplatz habe ich mich dann lange bei Wikipedia und im Internet durchgezappt: Danzig / die Hanse / Lech Wałesa / Beginn 2. Weltkrieg hier in Gdansk / polnischer Korridor im Versailller Vertrag als sehr konfliktträchtiges Konstrukt / neues Museum zum 2. Weltkrieg samt der Diskussionen um die momentane politische Beeinflussung ..... 

Danzig ist nicht irgendeine Stadt. Sehr interessant alles.

An sich hatte ich das Handy um einen Restauranttip gebeten - ich war diesbzgl überfordert. Die Stadt ist ein einziges Restaurant. Wenn man sich da reinfindet und Ruhe hat, findet man bestimmt etwas besonderes. Ich habe es dann wiedermal gelassen. Irgendwann mal mit Uta. So prokrastiniere ich mich an manchen Stellen durch den Urlaub.

Bis Abends kreuze ich durch die Straßen und entdecke immer wieder neue Ecken. Vor allem auch am Wasser - an diversen Flüssen und Kanälen. Direkten Kontakt zum Meer hat Gdansk leider nicht, es liegt (heute oder schon immer) einige km im Land. Dann geht es mit dem Rad wieder zum Campingplatz und vorher - schon im Dunkeln - an den breiten Sandstrand, der westlich von den Hafenanlagen illuminiert wird. 

Montag, 15.08.2022

Gdansk / Nördlich Czersk - 110 (5680) km

WETTER - sonnig heiß - trocken - wenig Wind

Ihr Lieben, ich habe die letzten Tage nicht geschrieben. Und ich denke, dass ich eher zusammenfassen werde. Inzwischen ist ja auch Bernd mit dabei und wir sind schon 50 km östlich von Frankfurt und morgen (Freitag) Abend in Guben.

Aber noch zurück zum Montag. Ich hatte mich gegen einen weiteren Tag in Gdansk entschieden und bin in Richtung Heimat,  also West-Süd-West losgeradelt, ins Land hinein. Die auch denkbare Variante, den Ostsee-Radweg zu nehmen, habe ich aus Zeitgründen verworfen. Und nach den Inlanderlebnissen bin ich mit der gewählten Route auch ganz glücklich.

Wie gehabt, zog sich die Großstadtausfahrt hin. Aber alles gut ausgeschildert.

Es ist "Mariä Himmelfahrt" , nur die kleinen Tante-Emma-Läden sind geöffnet. Auf den Straßen ist sehr viel Verkehr. So dass ich einerseits über die seitlichen Radwege froh bin. Andererseits sind die nicht im besten Zustand, auf der Straße fährt es sich deutlich leichter und schneller. 

Straßen mit 2 Ziffern sind wie Bundesstraßen und nicht zum Radfahren geeignet (es sei denn, es existiert ein Radweg). 

Ich benutze Straßen mit 3 Ziffern, normalerweise gut asphaltiert und mit erträglichen Verkehr. 

Polen boomt seit einigen Jahren. Das ist mein Eindruck auch hier im Norden. Gute Straßen, Neubauten jeder Art (Wohnungsbau, Läden, Gewerbe) mit Anspruch ... Besonders fallen mir ab dem ersten Tag auf: kleine Läden allerorten (auch in kleineren Dörfern), viel Gastronomie jeder Preisgruppe, auf dem Land zuweilen traumhafte Sportanlagen.

Außerdem habe ich das Glück, dass meine Idealroute durch landschaftlich reizvolle Gegenden (mit guter touristischer Infrastruktur) führt. Wälder, Seen, (paddelbare) Flüsse ....

Über die Wälder freue ich mich umso mehr, als dass nur wenige Wolken die Tageshitze abmildern. 

Am Abend ein Zeltplatz in Seenähe. Und am See ein gemütliches Gasthaus,  in dem ich zu Abend esse: um Tobias' Geburtstag zu begehen und weil meine Gaskartusche leer ist (Bernd wird morgen eine aus DD mitbringen - hier ist die Beschaffung wesentlich schwerer als in FIN oder NOR). Eine kaschubische Suppe und ein Bigos und ein Bier. Es ist nicht superbillig aber endlich ein Preisniveau, bei dem ich mir nicht lange Gedanken mache, ob ich mir das leisten möchte.

Alles spricht für ein paar schöne Tage quer durch unser Nachbarland, das zumindest bei mir leider noch mit Vorurteilen belegt ist und von dem ich auch landschaftlich nicht viel erwartet habe. 

Dienstag, 16.08.2022

nahe Czersk / westlich Złotow - 140 (5830) km

WETTER  - sonnig heiß - trocken - wenig Wind 

Ich könnte es mir einfach machen: mein polnischer  Zeltplatzvermieter startet heute morgen mit seinem überdimensionalen Caravan nach München zur (jährlichen?) Durchsicht beim Hersteller und würde mich bestimmt mitnehmen - den abgehärmten deutschen Radfahrer, der sich nur das Zelt leisten kann.

Nun, das steht natürlich nicht zur Debatte. Vor allem bin ich am Nachmittag auf einem Bahnhof mitten in Polen mit Bernd verabredet. Endlich nicht mehr allein unterwegs sein - trotzdem komme ich erst gegen 10 Uhr los. 

Bis zum mittleren Nachmittag ist es extrem heiß und leider bleibt gegen Mittag das kleine Seengebiet mit seinen Wäldern hinter mir und viele Kilometer gehen durch offene Landschaft unter der Mittagsglut. An einer Tankstelle verdrücke ich 2 Eis auf einmal und später an einem Tanta-Emma-Laden noch ein Kugeleis.

Die Seen und Wälder in der Region sind touristisch gut erschlossen und es sind viele polnische Urlauber unterwegs. Neben den Seen gibt es den einen oder anderen kleinen Fluss, der zum Paddeln geeignet ist.

Am Nachmittag ziehen glücklicherweise Wolkenauf. Ich bin darüber ganz froh, da ich ordentlich reintreten muss. Bernd wartet in Lipka auf dem Bahnhof und ich bin spät dran, da ich mich mit Zeit und Strecke etwas verkalkuliert habe.

Die Reisegeschwindigkeit erlaubt trotzdem den Blick nach lnks und rechts. So fällt mir - auch an den Folgetagen - auf, dass selnst in mittelgroßen Dörfern überraschend gut, teilweise sogar hochwertig ausgestattete, neue Sportanlagen existieren. Und anders als in Skandinavien sind endlich auf den Straßen und Plätzen den ganzen Tag über Menschen zu sehen und man ist mitten im Leben.

Bernd hat in Lipka eine knappe Stunden warten müssen und empfängt mich trotzdem wunderbar herzlich. Nach so langer Zeit, fast 2 Monaten, endlich wieder einen Freund umarmen ist ein tolles Gefühl. Und an das dazugehörige Bier hat Bernd auch gedacht.

Wir radeln dann erstmal in die nächste Stadt (Zlotow) - entlang einer eher langweiligen Landstraße - und machen dort noch eine Kaffespause in einem empfehlenswerten Lokal. Anspruchsvoll eingerichtet in einem früheren Industrie-Backsteingebäude. Die Kaffeepause hat - ähnlich wie in den letzten Tagen - wieder einen besonderen Hintergrund: heute Johanna hat (runden) Geburtstag. Das möchte ich gern bei Kaffee und Kuchen begehen und sie kurz anrufen. Kaffee und Kuchen erweisen sich als würdig, allerdings bekommen wir Johanna nicht  ans Telefon, so dass es bei einem SMS-Gruß bleibt.

Über Dorfstraßen geht es dann noch ca. 20 km ins abgelegene Hinterland von Zlotow zu einem Biwak-Platz, den wir im Internet gefunden haben. Wieder überrascht mich in einem Sackgassenort eine große Sportanlage in der heute abend die Fußball-Männermannschaft trainiert. Eine zweite Überraschung ist, dass wir nicht über den Fluss zum Biwak kommen: die Brücke liegt innerhalb eines nicht zugänglichen Fabrikgeländes. Aber er gibt es gibt eine zweite Biwakstelle in der Nähe, die wir schnell finden.

Der Fluss ist scheinbar zum Paddeln geeignet, heute ist aber kein Paddler zu sehen. Wir haben den Platz für uns, und es ist ein sehr schöner Rastplatz: an einer leichten Flusskehre auf einem ca 5 m hohen Steilufer im Wald. Das Steilufer ist sandig und gleichzeitig eine schöne Badestelle.

Da fehlt nur noch ein gutes Essen und ein trockener Roter. Ja ja, der Bernd. Hat sich bei Uta schlau gemacht und echt einen Tropfen mitgebracht und dazu auch noch Oliven   :-)   Meinen Vorsatz, den ersten Wein erst wieder in Dresden zu trinken, schiebe ich schnell und ohne langes Bedauern beiseite.

Mittwoch, 17.08.2022

westlich Złotow / südlich Wielen - 100 (5930) km

WETTER - sonnig heiß - trocken - windstill

"Trocken" beinhaltet jedoch, dass uns (auch anderntags) das Glück zuteil wird, durch Gebiete zu fahren, die kurz vorher einen Regenschauer abbekommen haben. So dass wir merklich frische, gereinigte Luft genießen dürfen.

Der Morgen grüßt mit einem Knall, den ich inzwischen kenne: wieder ist eine Zeltstange gebrochen. Da muss eben unterwegs eine weitere Reparaturhülse gekauft werden (meine 2 Hülsen habe ich inzwischen verbraucht). In den Städtchen, die heute am Weg liegen, bleibt die Suche aber ergebnislos. Am Abend entferne ich das gebrochene Segment und nutze das nun verkürzte Gestänge einfach weiter. Das Zelt wirkt etwas "hängig", steht nicht mehr so schön straff und faltenlos, aber so kann es bis nach Hause gehen.

Das "Unglück" gerät aber schnell in den Hintergrund, da wir auch am Morgen das schöne Plätzchen bei Sonne genießen und uns im Fluss frisch machen können. Mit Wein, Bier, Oliven usw ist Bernd ja noch nicht am Ende seiner mitgebrachten Gaben. Eine Picknickdecke verschönert ab jetzt die Mahlzeiten.

Die heutige Fahrradstrecke erweist als "durchwachsen". Es bestätigt sich am Vormittag noch einmal, dass an Straßen mit 2 Ziffern der Verkehr und der nicht vorhandene Randstreifen das Fahrradfahren unmöglich machen. Wir weichen auf Waldwege aus, die aber recht gut fahrbar sind. Nachmittags verbleiben wir auf kleinen aber gut ausgebauten Straßen. Kurze Pflasterstrecken sind einigermaßen zu überstehen, wobei das "polnische" Pflaster im Gegensatz zu den (inzwischen seltenen) Pflasterstraßen in Deutschland viel holpriger und nicht wirklich fahrbar ist und man auf den sandigen Wegrand ausweichen muss.

Bernd bringt meine Nahrungsgewohnheiten durcheinander. Ich habe mich tagsüber wenig mit Essen aufgehalten und von Bananen, Äpfeln und Haferkeksen ernährt. Nun gibt es richtige Pausen mit Brot, Käse, Tomaten ...  Vermutlich ist das die gesündere Variante, so dass ich mich dem nicht verschließe. Allerdings finde ich auch in Polen - wie in Finnland oder Norwegen - eine Haferkekssorte in den Supermärkten und auch den kleineren Tante-Emma-Läden, die zu meiner täglichen Grundausstattung wird und wiederum Bernd schmackhaft machen. Und auch mein nachmittäglicher Gang in ein Cafe bleibt Routine, heute in Trzcianka bei einem Mexikaner.

Als Nachtlager haben wir einen Zeltplatz gefunden, der als Start-Up im Aufbau ist. Samt Start-Up-Kanuservice von einem jungen agilen Polen auf die Beine gestellt, am Rand eines sehr abgelegenen Dorfes (durch das aber eine Haupbahntrasse verläuft) - mitten in einem ausgedehnten Waldgebiet. Der Platz liegt nett auf einer größeren Lichtung an einem kleinen Bach / Fluss, der gerade noch genug Wasser hat, dass der Kanubetrieb funktioniert. Sanitäranlagen simpel aber ausreichend. Es ist noch eine Familie aus Berlin / Hannover da, mit denen es sich gut unterhalten lässt.

Mücken sind übrigens an allen Abenden in Polen kein größeres Problem, nur in Wrcolaw wurde Bernd auf seiner Anreise von den Viechern geplagt.

Donnerstag, 18.08.2022

südlich Wielen / Lubniewice 100 (6030) km

WETTER - sonnig / bewölkt - trocken - windstill

Schade, das im kleinen Flüsschen kein Morgenbad möglich ist. Die Wassertiefe liegt unter 20 cm. Trotzdem ist bei unserer Abfahrt eine Reisegruppe da, die mit Kanus ein Stück den Fluss entlangpaddeln wollen und die Kanus werden auch gerade angeliefert.

Das Dorf liegt mitten in einem ausgedehnten Waldgebiet, das sich nun noch ca 15 km nach Süden erstreckt, bis zum Flusstal der Warthe. Wir radeln frohgemut die asphaltierte "133", die aber nach wenigen km zur Schotterpiste wird. Umdrehen würde einen unverhältnismäßigen Umweg bedeuten und der Schotter ist gut fahrbar. Also weiter nach Süden. Schöner Nadelwald begleitet uns, gute Waldluft. Es könnte ein romantische Abwechslung sein, aber der Weg wird von km zu km schlechter. Unglaublich, dass die Strecke nummeriert ist und zum Hohn steht die "133" sogar ab und an an einem Baumstamm. Es werden reichlich 10 km, die uns hart auf die Probe stellen. Zuletzt als Waschbrettpiste, die nur in Schrittgeschwindigkeit zu bewältigen ist.

Schließlich schaffen wir es doch nach Sierakow. Ein kleines Städtchen an der Warthe, die hier von Ost nach West Richtung Frankfurt (Oder) fließt. Von hier parallel zum Fluss nach Miedzychod (dt. Birnbaum) und weiter nach Skwierzcyna (Schwerin). Miedzychod hat einen kleinen Stadtsee mit Parkanlage und ein paar hübsche Ecken zu bieten, so dass wir am See unsere Mittagspause machen.

Während Skwierzcyna wieder ein Cafe-Besuch vorgesehen ist. Kurz vor Skwierzcyna zeigt das Tacho 6.000 km an, die Zahl, der ich von Anfang an hinterhergefahren bin, in der Annahme, dass das am Ende ungefähr die Gesamtstrecke sein wird. Nun sind die 6.000 km doch etwas früher voll.

Richtig feierlich wird es aber leider nicht. Das vermutlich einzige Cafe in dem nicht ganz kleinen Ort ist ein kleiner Eisausschank. Das Eis ist gut, der Kaffee auch, aber das Ambiente ist bestenfalls als "authentisch" zu bezeichnen.

Der Abend macht die Enttäuschung aber schließlich mehr als wett - knapp 30 km weiter in Lubniewice. Ein größeres Dorf zwischen zwei Seen mit touristischem Ambiente. Der Marktplatz bietet ein gutes Restaurant, auf dessen "Terrasse" sich doch noch die 6.000 km mit einem guten Abendessen an einem lauen Sommerabend gebührend begehen lassen. Und auch die Zeltplatzwahl ist ein Treffer. Schwer zu finden, nicht ausgeschildert ist der Platz doch ein kleines Highlight: recht klein, gute Sanitäranlagen, zum See hin abfallend terrassiert, schön grün, ein Steg am Wasser, 2 Pflaumenbäume, an denen wir uns bedienen können, sehr freundliche Eigentümer ....

Es sind nur noch 300 km bis Dresden, oder andersherum: von Dresden aus zum Paddeln ist es hierher oder an die Warthe nicht weiter als nach Mecklenburg. Nicht auszuschließen, dass wir hier mal wieder vorbeikommen.

Freitag, 19.08.2022

Lubniewice / Lubsko - 120 (6150) km

WETTER - trocken - windstill

Heute abend wollen wir in Deutschland sein. Bei Guben über die Grenze und kurz danach auf einem Zeltplatz übernachten.

Aber wir haben die Rechnung ohne den Wirt gemacht.

Bis zur Oder sind es erstmal gut 60 km, die auf guter Landstraße durch viel Wald schnell geschafft sind. Dass die Straße nicht über die Oder als Brücke führt, sondern eine kleine Autofähre existiert, merken wir irgendwann an der entsprechenden Ausschilderung. Die Fähre liegt auch brav am Ufer. Dass die Alten Herren auf der Dorfbank uns zu gestikulieren, nehmen wir erstmal nicht zur Kenntnis. Hinter der Fähre noch 30 km bis Guben und dann zum Campingplatz am See ....

Kein Fährmann in Sicht, erkundigen wir uns an der Dorfbank doch mal mit Händen und Füßen nach den Befindlichkeiten. Die Auskunft ist ernüchternd: wegen Niedrigwasser ist der Fährbetrieb eingestellt und die nächste Brücke ist ca. 15 km östlich in Krossen. Von Krossen wiederum führt nur eine 2-Ziffern-Straße nach Guben - zum Radfahren ungeeignet. Wir müssen also einen Umweg machen und die weitere Strecke umplanen - südlicher bei Bad Muskau über die Grenze.

Durch die Oder waten und Rad und Gepäck rübertragen. Es lohnt nicht darüber nachzudenken. Seit Tagen ist die Oder wegen vieler Tonnen toter Fische in den Nachrichten in Polen (und in Deutschland) - das Baden oder sonstige Wassernutzung in der Oder ist verboten. Vielleicht hätten uns die Alten Herren mit dem kleinen Kahn, der an der Fähre angeseilt war, übergesetzt. Wir haben nicht dran gedacht, danach zu fragen. Statt dessen stärken wir uns im Dorfkiosk - und der ist wirklich "authentisch" - mit einem Moskauer Eis (ja, das gibts noch!) und machen uns dann auf nach Krosny (Krossen).

Auf den 15 km nach Krosny führt die Straße parallel zum Odertal etwas über die Höhe mit vermutlich schöner Aussicht auf das südlich gelegene Land. Leider ist es zu diesig. Ebenso liegt Krosny hübsch am Steilufer über der Oder.

Dagegen ist die Ausfahrt aus der Stadt nach Süden für Radfahrer katastrophal und wir sind froh, als wir sie hinter uns haben. Jetzt noch ein Platz irgendwo am Wasser zum Zelt aufschlagen und dann solls gut sein für heute.

Am Bober, der in Krosny in die Oder mündert, versuchen wir es zuerst - das Ufer bietet leider keine guten Möglichkeiten, um zum Baden oder Waschen ans Wasser zu kommen. Wir fahren weiter nach Süden - grob Richtung Bad Muskau. Aber alle in der Karte verzeichneten Bäche, Teiche usw sind ausgetrocknet oder nicht zugänglich. Am letzten See, der in Frage kommt, aber auch nicht mehr da ist, schlagen wir neben dem Waldweg einfach im unsere Zelte auf. Es ist inzwischen stockdunkel, trotzdem gibt es wie jeden Abend noch was Selbstgekochtes.

War nicht so unser Tag.

Samstag, 20.08.2022

Lubsko / Niederuhna - 110 (6260) km

WETTER - bewölkt - Regenschauer / Nieselregen - wenig Wind

Samstag 20.08.22 - exakt 2 Monate nach der Abfahrt in Dresden wird es heute ereignisreich: zurck nach Deutschland und auch gleich nach Uhna und Treffen mit Eltern und Geschwistern. Außerdem liegt Großbrösern auf der Strecke, so dass ich auf dem Hof meiner Großeltern auch kurz einkehren möchte.

Durch die gestrige Wassersuche sind wir peu a peu schon recht weit nach Süden gekommen. Jetzt sind es zur Grenze noch schlappe 20 km, die schnell erledigt sind und auch auf schönen Nebenstraßen entlangführen. Auch wenn ein paar Straßenkatastrophen hinter uns liegen, verlasse ich Polen mit dem Bedürfnis, wiederzukommen. Es gab viele landschaftlich schöne Ecken und eine gute Mischung aus Ursprünglichkeit, Einfachheit und Modernität, die reizvoll für weiter Reisen ist.

Über die Grenze queren wir auf einer kleinen Fußgängerbrücke 15 km nördlich von Bad Muskau, achen ein Grenzfoto und radeln dann den gemütlichen Neißeradweg bis in den berühmten Park von Bad Muskau. Leider schlägt heute das Wetter um und die lange Trockenheit in Sachsen hat ihr Ende. Wir müssen ein paar Regenschauer und ausdauernden Nieselregen ertragen. Nach meinen Regentagen in Skandinavien habe ich das Gefühl, dass mir das nichts anhaben kann, aber ich bin verwöhnt von der letzten Woche und der Regen stört mich dann doch. Zumal es zeitweise auch stark abkühlt.

In Bad Muskau muss ein kurzer Parkbesuch sein, einschl. kleiner Imbiss im Restaurant im Schlossvorwerk samt Erinnerung an die Neiße-Oder-Müritz-Radtour 2014.

Auf der Weiterfahrt folgt gleich noch der Kromlauer Park, in dem mir Bernd die Rakotzbrücke zeigt.

Beide Parks sind mal einen längeren Aufenthalt wert.

Es folgt die Querung der (ehemaligen) Kohleabbaugebiete - vorbei am beeindruckend großen Bärwalder See und südlich von Uhyst sind wir dann endlich in meiner Heimat. Ohne Landkarte durch die Dörfer Richtung Niederuhna.

In Radibor zeige ich Bernd die Ställe und erinnere mich an die Stunden, die ich im LPG-Büro mit Kuh-Karteikarten verbracht habe und in Großbrösern schauen wir auf dem Hof meiner verstorbenen Großeltern vorbei, samt kurzem Plausch mit Tante Rita.

Von da sind es noch 3 km nach Niederuhna, die noch eine Überraschung bereithalten: wir werden in Schmochtitz von meinem Vater in Empfang genommen, unsere Ankunft wird fotografisch festgehalten und wir werden von ihm nach Niederuhna "eskortiert". Weitere Fotostation ist dann das Dorfschild in Niederuhna, an dem uns noch Johanna und Torsten entgegenkommen und schließlich gibt es auf dem Hof die ausgiebige mütterliche Bewirtung für die "ausgehungerten" Reisenden.

Mit unserer Ankunft in Uhna geht für meine Eltern eine Zeit des Bangens vorüber, aber ich merke auch, dass die vormalige Skepsis gegenüber meiner Reise inzwischen einer Mit-Begeisterung gewichen ist und das freut mich sehr.

Sonntag, 21.08.2022

Niederuhna / Dresden - 50 (6310) km

WETTER - leicht bewölkt - trocken - windstill

Die letzten Kilometer radel ich heute gemütlich - zusammen mit Johanna, Torsten und Bernd. Bis Elstra begleitet uns Martin. Wir haben in Uhna üppig und gemütlich gefrühstückt und ich habe einiges an Campingequipment dort gelassen und dafür meine Taschen mit Tomaten, Birnen, Eiern usw gefüllt.

In Dresden angekommen, empfängt uns schon ein von Joachim und Dornheims fertig gedeckter Kaffeetisch und die vor 9 Wochen begonnene Reise endet in einer wunderbaren Runde.

Uta werde ich erst am Dienstag nach ihrer Rückkehr aus Schopfheim treffen und wir werden uns einen schönen Familienabend in unserer kleinen Pizzeria auf der Rudolf-Leonhardt-Straße machen.