Dienstag, 16.08.2022

nahe Czersk / westlich Złotow - 140 (5830) km

WETTER  - sonnig heiß - trocken - wenig Wind 

Ich könnte es mir einfach machen: mein polnischer  Zeltplatzvermieter startet heute morgen mit seinem überdimensionalen Caravan nach München zur (jährlichen?) Durchsicht beim Hersteller und würde mich bestimmt mitnehmen - den abgehärmten deutschen Radfahrer, der sich nur das Zelt leisten kann.

Nun, das steht natürlich nicht zur Debatte. Vor allem bin ich am Nachmittag auf einem Bahnhof mitten in Polen mit Bernd verabredet. Endlich nicht mehr allein unterwegs sein - trotzdem komme ich erst gegen 10 Uhr los. 

Bis zum mittleren Nachmittag ist es extrem heiß und leider bleibt gegen Mittag das kleine Seengebiet mit seinen Wäldern hinter mir und viele Kilometer gehen durch offene Landschaft unter der Mittagsglut. An einer Tankstelle verdrücke ich 2 Eis auf einmal und später an einem Tanta-Emma-Laden noch ein Kugeleis.

Die Seen und Wälder in der Region sind touristisch gut erschlossen und es sind viele polnische Urlauber unterwegs. Neben den Seen gibt es den einen oder anderen kleinen Fluss, der zum Paddeln geeignet ist.

Am Nachmittag ziehen glücklicherweise Wolkenauf. Ich bin darüber ganz froh, da ich ordentlich reintreten muss. Bernd wartet in Lipka auf dem Bahnhof und ich bin spät dran, da ich mich mit Zeit und Strecke etwas verkalkuliert habe.

Die Reisegeschwindigkeit erlaubt trotzdem den Blick nach lnks und rechts. So fällt mir - auch an den Folgetagen - auf, dass selnst in mittelgroßen Dörfern überraschend gut, teilweise sogar hochwertig ausgestattete, neue Sportanlagen existieren. Und anders als in Skandinavien sind endlich auf den Straßen und Plätzen den ganzen Tag über Menschen zu sehen und man ist mitten im Leben.

Bernd hat in Lipka eine knappe Stunden warten müssen und empfängt mich trotzdem wunderbar herzlich. Nach so langer Zeit, fast 2 Monaten, endlich wieder einen Freund umarmen ist ein tolles Gefühl. Und an das dazugehörige Bier hat Bernd auch gedacht.

Wir radeln dann erstmal in die nächste Stadt (Zlotow) - entlang einer eher langweiligen Landstraße - und machen dort noch eine Kaffespause in einem empfehlenswerten Lokal. Anspruchsvoll eingerichtet in einem früheren Industrie-Backsteingebäude. Die Kaffeepause hat - ähnlich wie in den letzten Tagen - wieder einen besonderen Hintergrund: heute Johanna hat (runden) Geburtstag. Das möchte ich gern bei Kaffee und Kuchen begehen und sie kurz anrufen. Kaffee und Kuchen erweisen sich als würdig, allerdings bekommen wir Johanna nicht  ans Telefon, so dass es bei einem SMS-Gruß bleibt.

Über Dorfstraßen geht es dann noch ca. 20 km ins abgelegene Hinterland von Zlotow zu einem Biwak-Platz, den wir im Internet gefunden haben. Wieder überrascht mich in einem Sackgassenort eine große Sportanlage in der heute abend die Fußball-Männermannschaft trainiert. Eine zweite Überraschung ist, dass wir nicht über den Fluss zum Biwak kommen: die Brücke liegt innerhalb eines nicht zugänglichen Fabrikgeländes. Aber er gibt es gibt eine zweite Biwakstelle in der Nähe, die wir schnell finden.

Der Fluss ist scheinbar zum Paddeln geeignet, heute ist aber kein Paddler zu sehen. Wir haben den Platz für uns, und es ist ein sehr schöner Rastplatz: an einer leichten Flusskehre auf einem ca 5 m hohen Steilufer im Wald. Das Steilufer ist sandig und gleichzeitig eine schöne Badestelle.

Da fehlt nur noch ein gutes Essen und ein trockener Roter. Ja ja, der Bernd. Hat sich bei Uta schlau gemacht und echt einen Tropfen mitgebracht und dazu auch noch Oliven   :-)   Meinen Vorsatz, den ersten Wein erst wieder in Dresden zu trinken, schiebe ich schnell und ohne langes Bedauern beiseite.