Dienstag, 05.07.2022

Orkanger / Trondheim / Storvanet (See) - 70 (1760) km

WETTER - bedeckt - mehrere Schauer - Wind von überall - kühl

Trotz angesagten Regen ist der Morgen noch gut trocken, so dass ich zeitig die restlichen 35 km nach Trondheim angehe. Unterwegs ein Schauer und ich habe etwas Probleme den Radladen zu finden. Bin erst 11:30 dort. Wir schauen das Rad an und einigen uns darauf, dass die Bremsen noch erstaunlich gut sind, ich einen Mantel für hinten als Reserve mitnehme (der hintere hat ganz heftig abgebaut) und dass die Kette erneuert wird. Die alte Kette nehme ich mit. Beide Ketten werde ich immer mal wechseln. So nutzen sich Ketten und Zahnkränze gleichmäßiger miteinander ab. Alle Zahnkränze müssen eigentlich die 6000 km über durchhalten.

Der Radladen ist super. Wenn mal jemand ...... :-)

Also Rad abgegeben, im Lager des Radladens mache ich mich noch stadtfein (ziehe mich um) und gehe zu Fuß in 20 Minuten zum Nidarusdom. Darüberhinaus habe ich nichts Konkretes vor.

Den Dom haben wir zwar auch schon bei unserer Hurtigrutenreise 2017 besichtigt, aber ich möchte nochmal reinschauen. Damals war ich einerseits begeistert aber sich schon etwas ambivalent und das ist dieses Mal noch mehr der Fall. 

Baulich kommt der Dom als perfektes gotische Gesamtkunstwerk daher. Aber das ist er leider nicht. Nach Bränden und Jahrhunderten des Verfalls (nach der Reformation mussten anstelle von Bischöfen die örtlichen Gemeinden die Kirchen erhalten) wurde er ab 1869 bis 2001 über viele Jahrzehnte restauriert und wiederaufgebaut. Ich unterstelle, dass man über die alten Bauzustände eher wenige Unterlagen hatte und so eher Gotik frei interpretiert hat - angenehm zurückhaltend (außer das üppige Westwerk, also die Eingangsfassade) und klar. Aber man verschafft eben den Eindruck, als sei das seit 800 Jahren so vorhanden, was aber leider nicht stimmt.

Nun und dann ist der Dom ja nur so wichtig, weil Olav der Heilige, erster König von Norwegen hier begraben ist. Der heutige (National)Heilige hat mit viel Blut das Christentum zu den Wikingern gebracht und Religion auch benutzt, um das Land unter seiner Herrschaft zu einen. Also eine sehr zwiespältige Angelegenheit. 

Der Dom wird als nationales Monument mächtig zelebriert,  aber auf die Widersprüche wird zumindest auch offen(siv) eingegangen. 

Über TripAdvisor habe ich ein gutes, preiswertes und sehr kleines Restaurant gefunden und danach habe ich noch lange und gemütlich bei einem Bäcker gesessen und einfach nichts gemacht (außer bloggen und Musik hören). Zum Spaziergang durch die Stadt war es auch zu kalt und regnerisch. 

Ja und dann habe ich das Rad abgeholt, mit den Ladenleuten nochmal übers schlechter werdende Wetter geredet und bin wieder los.

Es waren noch 10 km zur Fähre, die ich gerade so geschafft habe und um 19.30 Uhr stehe ich auf der Nordseite des Trondheimfjordes und habe das Gefühl, dass es jetzt erst richtig losgeht. Trondheim war so ein Zwischenziel, da habe ich das Nordkap nicht so im Blick gehabt. Dazu nun das schlechtere Wetter - mir wird ein wenig mulmig.

Aber der Regen hat erstmal aufgehört und nach 20 km und einem kleinen Pass bette ich mich im Inland an einem kleinen, sehr schönen See zur Nacht.