Dienstag, 09.08.2022

Murole / Tampere - 80 (5280) km

WETTER - sonnig - wolkenlos - windstill

 

Tampere ist der nächste Versuch Finnlands, mich noch zu versöhnen. 

Nach einer wie immer anstrengende  Stadteinfahrt, die kein Ende nehmen will und hier erstmal noch zum 5 km in anderer Richtung außerhalb liegenden Zeltplatz führt, lasse ich mich ab spätem Nachmittag von einer agilen, modernen und interessanten Stadt überraschen. 

Ich fahre mit den Rad "rein", stelle es im Zentrum ab und spaziere durch die Stadt. Die Fahrt in die Stadt durch herrliche Parkanlagen entlang des Seeufers. Hier also auch im öffentlichen Bereich die Gartenbaukunst und das Händchen dafür, wie ich es vielfach bei den privaten Häusern gesehen habe. Und das trifft auch in der Stadt auf die Gestaltung der öffentlichen Räume zu.

Ich laufe nur durch die Stadt. Museen anschauen mag ich nicht. Bin ich auch wieder zu spät. Obwohl hier im Gegensatz zu den ländlichen Gebieten auch am Abend noch was los ist. 

Neben den Grünanlagen fällt mir auf, dass es wenig ganz alte Stadt gibt. Mehr beherrschen die Stadt Industrieanlagen von ca 1900 (plus /minus), in schöner Backsteinarchitektur, direkt am Kanal, der im Zentrum durch die Stadt führt. Die Industrieanlagen sind inzwischen zu Museen etc restauriert und umgenutzt und gestalterisch anspruchsvoll auch erweitert worden. 

Am Ende des Spaziergangs komme ich im Norden  der Stadt in einem alten Hafen an, der wie in vielen Städten zum hochwertigen Wohngebiet mit netten Hochhäusern (wieder ansprechende Freiflächen) umgebaut wird. An einer Landspitze finde ich meinen heutigen ultimativen Kaffeeplatz. Eine kleine modern gestaltete Imbissbude auf einer Holzterrasse am Ufer, mit tollem Seeblick, sehr leckerem Apfelkuchen und bequemen Holzliegesesseln.

Der Stadtrundgang vervollständigt sich mit dem Besuch eines erhöht liegenden Parks mit Seeblick, einer Pizzeria und einem Abstecher zur Nokiaarena (Heimat des städtischen und erfolgreichen Eishockeyklubs). Dann wird es dunkel, ja leider, ich gewöhne mich nur schwer daran - wie mag es den Einheimischen vor allem im Norden gehen, die diesen Wechsel viel einschneidender empfinden müssen?

Weiterhin heute:

Mein Lager am Lenker knarzt. In einer Werkstatt die Auskunft, das sei nicht einfach und schnell zu reparieren und evtl geht es noch 800 km bis Dresden. Ich werde es bei meinen 2 Ruhetagen in Danzig nochmal in einer Werkstatt probieren, kann mir aber auch vorstellen, dass man so noch bis Dresden kommt.

Ich wollte vor Tampere mal einen Mittagskaffee trinken. Ein Kaffeeausschank an einem Parkplatz fand ich erstaunlich (bezeichnend?). Alles nett gemacht, aber einfach an der Straße, während 50 m weiter eine Brücke über eine schöne Flusstelle führt, was ein wirklich wunderbarer Platz zum Sitzen und Kaffeetrinken wäre. 

Auf dem Zeltplatz, meinem "Platz der Begegnungen" heute eine Familie aus Frankreich (Zentralmassiv). 4 Kinder zwischen 5 und 13 Jahren. Mit dem Rad 6 Wochen durch Schweden und Finnland. Als die Kinder abends im Bett sind, tauschen wir uns ein wenig aus. Englisch geht gut. Und am Morgen sitze ich bei meinen Frühstück neben den zeichnenden Kindern. Alle zeichnen Landkarten oder Hauspläne. Der Vater war mal Geografielehrer, meint er erklärend (jetzt Krankenpfleger und Sozialarbeiter an einem Gymnasium).

Und eine wichtige Notiz für die nächste Tour:

Auf einigen Seen fahren Nord-Süd regelmäßig Bootslinien. Es wäre eine geniale Ergänzung gewesen, mal einen Tag 70 km Boot zu fahren. Schon um die Landschaft zu genießen, auch um mal ausruhen zu können. Aber die Boote fahren nur an zwei Wochentagen oder gar nur an einigen  ausgewählten Tagen im Sommer. Man muss also die gesamte Radreise um diese Bootslinien herum planen. Was natürlich Theorie ist ;-) 

Ich hatte hier mal gar kein Glück. Es passte überhaupt nicht in meinen Plan und je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr bedaure ich das bzw den Umstand, dass ich mir dann nicht 2 oder 3 Tage mehr Zeit gelassen oder irgendwo Pause gemacht habe.