Montag, 08.08.2022

Keuruu / Murole - 100 (5220) km

WETTER - sonnig - kleine Schauer - etwas Gegenwind

 

Rückblickend (ich schreibe das kurz vor Turku) mochte Finnland wohl nicht so in Erinnerung bleiben, wie ich gestern geschrieben habe. 

Für die Finnen selbst würde ich inzwischen meine Einschätzungen auch ein gutes Stück anpassen. Viele Finnen sprechen einfach kein Englisch, das macht sie zurückhaltend. Aber ich hatte einzelne Begegnungen, wo ich interessiert angesprochen und auch mal eine Übernachtung angeboten wurde. Tendenziell würde ich sagen, dass es hier im Süden einfacher ist. Zumal hier mehr Menschen leben, auf den Straßen mehr los ist oder man im Kaffee, zB an der Tankstelle, immer auch Leute, meist Arbeiter, Pause machen und quatschen. Ich verstehe nichts, bin aber mehr "im Leben drin" als die Wochen vorher im Norden. 

Aber das sind schon Eindrücke der folgenden Tage. 

Ab heute ist erstmal 1 Woche Sonne angesagt. Leider dreht der Wind endgültig, so dass ich beim Rest - noch etwa 300 km - immer mit Gegenwind (mehr oder weniger) zu tun haben werde. 

Außerdem sind durch die Nähe zu Tampere auch die von mir favorisierten Nebenstraßen gut ausgebaut und gut fahrbar. 

Südlich von Keuruu gibt es in einem kleinen Städtchen am See die Gelegenheit für einen kurzen Besuch in einer Kunstgalerie. Für das Kunstmuseum 5 km weiter habe ich nicht die nötige Ruhe - ich weil morgen in Tampere sein und dafür noch was "vorlegen". 

Der Rest des Tages wie immer, mit dem Unterschied, dass Straße und Wetter sich von der besten Seite zeigen und man an den Siedlungen merkt, dass man in den Speckgürtel von Tampere eintaucht. Alles etwas nobler.

Eigentlich zu früh dann die Einladung zur Nacht: eine wunderschöne Badestelle. Ich kann mich noch nicht drauf einlassen. Ich wollte doch (schon den ganzen Tag) anlässlich Almuts und Mechthilds Geburtstag noch einen guten Kaffee trinken. Also fahre ich noch paar km in den vielversprechenden Ort Murole Kanava. Dort kommt das Linienboot Tampere-Virrat samstags und donnerstags durch. Es ist ein kurzer Kanal zwischen 2 großen Seen mit einer Schleuse und einer Drehbrücke. Tatsächlich gibt es dort einiges an Gastronomie und eine Marina. Neben den 2 Linienbooten in der Woche scheint an privatem Bootsverkehr einiges los zu sein. Nur leider nicht heute. Für mich also ein Umweg ohne Kaffeegenuss, aber ich bin froh, den Ort gesehen zu haben. Er scheint übrigens schon früher wichtig gewesen zu sein - an der Straße finden sich mehrere schicke, gediegene, sehr herrschaftliche Holzhäuser in (nicht tot-) restauriertem Zustand. Schön!

Ich muss von Murole Kanaba wieder ein paar km zurück und entscheide mich dafür, den Tag an der Badestelle zu beenden. Nahe davon ist noch die Kirche von Murole. Ein schöner Holzbau. Leider verschlossen. Und der Friedhof, den ich erwähnen muss, weil er mich mit seiner sehr gepflegten Kriegsgräberstelle vom 2. Weltkrieg wiedermal in unsere deutsche Geschichte zurückwirft.

Der Abend an der Badestelle ist ein Genuss. Es gibt keine Mücken (mehr), dafür werden Abend und Nacht inzwischen recht kühl und am Morgen ist das Zelt von innen klatschnass.

Am Abend kommt noch ein Finne vorbei, der ein kurzes Bad nimmt, samt Haare waschen. Beim Frühstück auf dem Steg darf ich einer Dame um die 55 Jahre beim morgendlichen Bad zuschauen.

Ansonsten ist es aber ein ruhiger Platz. Am Morgen liegt über dem See lange der Nebel.