Donnerstag, 28.07.2022

Vor Lakselv / Karasjok - 100 (3870) km

WETTER - bedeckt - trocken- windstill

Die letzten Fjordkilometer am Porsangerfjord sind etwas langweilig. Es wird flacher und vor Lakselv auch mehr besiedelt. Lakselv selbst ist als Verwaltungszentrum die typische Ansammlung von Wohnhäusern um einen mittelgroßen Einkaufspark. Dazu sicher etwas abseits der Straße noch Schule, Krankenhaus / Poliklinik. 

Ich mache meinen Einkauf. Beschränke mich aber auf das Wesentliche, da ich ahne, dass vieles in Finnland preiswerter sein wird (Beuteltee für 6 Euro das Päckchen kann noch warten).

Danach die Straße raus nach Süden. Immer noch mit gebremster Motivation. Und von Meereshöhe ins Land hinein natürlich erstmal bergauf. Anfangs aufgrund der Straßenführung auch vorerst ohne schöne Blicke ins Tal.

Aber meine Laune wird dann doch besser. Das Wetter stimmt, manchmal hellt der Himmel etwas auf, ohne aber die Sonne ganz durchzulassen. Und bald stehe ich auf einem kleinen Pass, an dem ich.das Gefühl habe, dass sich der Charakter der Landschaft ändert und ich schon 50 km vor der Grenze in Finnland bin. Alles sehr weit. Erhöhungen höchstens bis 500 m, nur im Hintergrund Richtung Norwegen steigt es noch auf 1000 m hoch. Und doch nicht langweilig - für mich jedenfalls (noch) nicht. 

Es bleiben trotzdem noch einige Auf- und Abfahrten bis Karasjok, einem Städtchen vor der finnischen Grenze. Ich will durchfahren und noch 30 km weiter an der Grenze wild campen. Aber bei der Einfahrt in die Stadt passiere ich ein Samen-Museum und einen Samenpark und entschließen mich zu bleiben und morgen ins Museum zu gehen.

Der örtliche Campingplatz liegt dann auch noch wenig hinter dem "Sameting". Ein relativ neues und sehr schönes Gebäude des norwegischen Samen-Parlaments. 

Übrigens scheint im.Gegensatz zur inzwischen nicht mehr gebräuchlichen weil diskriminierenden Bezeichnung "Lappen" für das Volk der Samen das Wort "Lapland" für die Gegend unproblematisch und üblich zu sein. Es begegnet einem noch oft, alternativ aber auch der Begriff "Sapmi", mit dem die Samen ihr Land bezeichnen. Auch für die nördlichste und größte Provinz Finnlands scheinen beide Worte benutzt zu werden.

Der Campingplatz ist supermodern und mit 20 Euro im Rahmen. Sanitärräume mit Dusche, WC und Waschbecken in einem. Alles sehr chic. Der runde Spiegel hat einen beleuchteten Rand. Als ich reinschaue bekomme ich einen Schreck. Ich habe mich ein paar Tage nicht im Spiegel gesehen. Mit meinen Pupillen stimmt was nicht. Abgrundtief schwarz mit einem grellweißen Rand - etwas monströs. Ich beruhige mich schnell. Es ist der Widerschein des beleuchteten Spiegels. Auf den 3 Touch-Symbolen auf der Spiegeloberfläche kann ich die Beleuchtung abschalten, dimmen und anders ändern. So was wil ich auch zuhause   ;-)

Ein schöner Abschluss des Tages ist das Gespräch mit einem Norweger, der mich in der Küche anspricht. Er wirkt etwas einfach und für sein Alter von wohl auch 50 Jahren leider auch etwas verbraucht und erschlafft. Er war in Inari, hat sich Bier mitgebracht und "bessere Wurst als in Norwegen" und besucht in Karasjok alte Freunde. Hier ist er auf einem Bauernhof aufgewachsen und wohnt jetzt in Alta. Unterwegs ist er mit dem Bus. 

Er schwärmt von Finnland. Es ist alles preiswerter, die Menschen sind freundlich und herzlich. Norwegen ist "destroyed" vom Geld. Die Norweger distanzierte Menschen und dem Geld verfallen ... - sicher ist auch irgendein persönlicher Frust dabei, aber wohl auch etwas Wahrheit. 

Mir hilft sein Tipp, besser das Samen-Museum in Inari zu besuchen. Es sei schöner und größer. Und er bestätigt mir auch meine geplanten Straßen Richtung Rovaniemi als gut fahrbar und interessant. Die alternative Hauptstraße solle ich meiden.