Freitag, 29.07.2022

Karasjok / vor Inari - 110 (3690) km

WETTER - viel Sonne - trocken - windstill 

Es wird ein sehr schöner Tag - viel Sonne ist angekündigt. Früh brauche ich wieder länger. Alles mal richtig in der Sonne trocknen, Kette ölen und auf die Reifen mehr Luft. Den Effekt merke ich später beim radeln deutlich. 

Auch der Norweger von gestern kommt nochmal auf einen Plausch. Finde ich schön, könnte mir ja auch mal einfallen. Dazu bin ich aber - das meine ich selbstkritisch - zu sehr meinem Tagesplan verfallen.

Am breiten Fluss "Karasjohka" führt die Straße zur Grenze. Der Fluss biegt an der Grenze nach Norden ab, wird zur "Tana" und erreicht das Eismeer am Tanafjord an der nördlichsten Flussmündung Europas. 

Den Fluss entlang ist das Tal erstaunlich intensiv besiedelte und vor allem wieder landwirtschaftlich genutzt. Einmal vorweg ich zum die Ecke und habe gleich den wunderbaren Geruch frisch gebären Grases in der Nase. Man fühlt  sich auf den 15 km wie in Zentraleuropa.

Nach der Grenze, die auf einer Brücke über einen kleineren Zufluss zur Karasjohka durch uralte Beschilderung markiert ist, geht es aber erstmal bergan und mit der sportlichen und landschaftlichen Gemütlichkeit ist erstmal Pause. Wogegen mich der Anstieg der Straße schnell auf ca 250 hm bringt. Dort biegt ein Waldweg ab, dem ich nicht widerstehen kann. Nach 2 km schlechtem Radeln und einer 45 minütigen Wanderung stehe ich nämlich auf dem Berg, den ich bereits seit Karasjok im Blick habe. Er ist nur 650 m hoch, steht jedoch einzeln in der Landschaft mit einzigartigem 360-Grad-Panorama. Nach Norden kann ich zurückschauen, unten den Fluss nochmal sehen und ein gutes Stück nach Finnland blicken. Ich bin froh, dass ich das gemacht habe, obwohl es nicht in den Zeitplan passt. 

Nun aber los? Nicht ganz! Schon 5 km später ein Parkplatz, der einen angrenzenden Nationalpark bedient. Natürlich kann ich bei noch ausstehenden 70 km um 17 Uhr keine zweite Wanderung anschließen. Aber ich lese mir die gutem Infotafeln durch (deutsch!!) und gehe nur die markierten ersten 200 m. Ich tauche in eine kleine Zauberwelt aus Licht, Sonne, Wasser, Wald und Pfad ein, staune und versuche etwas davon auf Fotos zu bannen. Wieder mit dem Gefühl, dass es nicht wirklich gelingen wird. 

Sanft schlängelt ein Flüsschen durch einen Birkenwald. Mäßiges Gefälle, einige Steine und Mooshügelchen im Wasserlauf machen diesen zusammen mit dem Sonnenlicht interessant, ohne "ein Drama zu veranstalten". Die Birken stehen licht und sind nur bis 3 m hoch und oft verknorzelt und die Stämme mit Flechten bedeckt. Alles bisschen wie man es kennt und doch ganz anders. 

Ziemlich beseelt mache ich mich wieder auf, ziehe nun wirklich durch und finde kurz vor Inari einen schönen Platz an einem See. Sogar noch so zeitig, dass ein Telefonat mit Uta möglich ist, die gerade mit Mechthild ein Spielchen macht. Ach ja, in Deutschland ist es eine Stunde früher. 

Übrigens gibt es heute abend zwar nur Fertigessen. Gestern habe ich mich aber zum ersten Mal - ich bin da sehr vorsichtig - am Straßenrand bedient. Dort stehen Steinpilze aber vor allem der Gemeine Birkenpilz in Unmengen und man kann sich die schönsten Exemplare aussuchen. Sicher wird das in den nächsten Tagen immer mal meine Speisekarte bereichern.