Donnerstag, 14.07.2022

Moskenes / 15 km hinter Valberg - 110 (2610) km

WETTER - bedeckt - ab Nachmittag zunehmender Dauerregen - wenig Wind 

Mein Bergabenteuer setzt sich mit einem gemütlichen Frühstück im Zelt fort. Da ich heute noch radeln will, bin ich der erste, der sein Zelt eingepackt und loszieht. Es ist bewölkt, aber immer wieder sind noch schöne Blicke möglich. Grundsätzlich soll das Wetter im Laufe des Tages ja schlechter werden.

Unten angekommen bin ich etwas erleichtert, Rad und Ausrüstung vollständig wiederzufinden, mache kurz einen Einkauf und bin 11 Uhr im Sattel.

Auf den Lofoten im engeren Sinn sind es nun ca 170 km - über mehrere Tage. Immer zwischen Wasser und Fels entlang, mal auf der Ostseite, mal auf der Westseite (Atlantik). Auch durch einen Unterwassertunnel - wie er mich (wesentlich länger und tiefer) vor dem Nordkap erwartet.

Es gibt großteils nur eine Hauptstraße, die nach Norden führt (eher NO). Hinter Leknes entscheide ich mich für die kleine Straße an der Ostküste, da ich die andere Möglichkeit von 2017 her schon kenne.

Ganz im Süden (oder liegt es an der Tageszeit?) Ballt sich um Moskenes und Reine der Urlauberverkehr. Wohnmobile ohne Ende auf schmalen Straßen. Ich vermute, dass das den Ureinwohnern nicht immer gefällt.

Was mir durch den Kopf geht und die Schweizer, die ich tags drauf treffe, empfinden es ähnlich: es gibt erstaunlich wenig Cafes oder Restaurants. Bei der Auswahl an Aussichtspunkten und Kundschaft ist das nicht verständlich. Die Schweizer berichten, das sei in Schweden anders (viel gemütlicher) und liegt wohl an den Menschen. 

Aber an diesem Tag finde ich in Ramberg das urige und gemütliche, freundliche Café und gönne mir die Pause, auch wenn noch lange nicht die Hälfte geschafft ist. 

Wie es der Tag bei Sonnenschein wäre, kann ich nur vermuten. Mir genügt das Wissen, das ich vermutlich sehr authentisches Wetter erlebe.

Was sich am Abend deutlich verschlechtert. An der Ostküste nördlich von Stamsund habe ich trotzdem lange Freude an der Stimmung. Es ist Ebbe und der offenliegende Seetang strahlt gelbbraun gegen den düsteren Himmel und gegen die bedrohlichen dunklen Bergflanken. Felsen tragen Seetangbärte, scharf rasiert, wo der Fels bei Flut aus dem Wasser ragt. Und in viele Felsbrocken am Ufer kann man Tiere oder mystische Gestalten deuten.

Irgendwann wird der Regen so stark, dass ich das Zelt aufbaue. Glücklicherweise ist schnell ein Platz gefunden. Im Zelt ist die Welt trocken und alles in Ordnung. Zeit für einen Schwatz mit Uta und dann was aus der Campingküche (Couscous geht schnell, spart Gas).

Die Nacht ist nicht ohne Sorgen, weil es kräftige Böen gibt und ich die Heringe nicht sehr tief in den steinigen Boden bekommen habe. Wenn ich um den Wind gewusst hätte, hätte ich mir mehr Mühe gegeben. Meine Nachlässigkeit bezahle ich mit schlechtem Schlaf.