Samstag, 23.07.2022

im Fjell ca 80 km hinter Alta - 310 (3440) km an 2 Tagen

WETTER - wechselhaft - immer Rückenwind

Ich fasse noch nachträglich die 2 Tage vor dem Schlussspurt zum Nordkap zusammen. Bzw schreibe paar Dinge auf, die mir einfallen.

Als erstes habe ich die letzte größere Stadt - Alta, ca 300 km hinter Tromsø - und die Gegend wie folgt erwartet (ohne mich informiert zu haben): eine kleine Industiestadt im unbesiedelten Irgendwo im unbesiedelten Gebiet.

Schon ein genauer Blick auf die Karte hätte gezeigt, dass das evtl nicht stimmt. Die erhoffte große Einsamkeit gibt es hier nicht. Und das ändert sich übrigens bis Honningsvåg auch nicht. Um Alta herum wird es sogar nochmal richtig dicht besiedelt. 

Aber ich fahre ja bisher so gut wie ausschließlich an den Fjorden lang. Die große Ausnahme nämlich - und "groß" ist hier auch flächenmäßig gemeint und dabei völlig untertrieben, sind die Fjelllandschaften jenseits der Fjorde. Südlich ins Festland, Richtung finnische oder schwedische Grenze, ein paar (lange) Stichstraßen und rundherum tausende km2 Einsamkeit. 

Von der ich eine Ahnung bekomme, als ich 100 km zwischen  dem Altafjord und dem Fjord, der zum Nordkap führt, quere. Ich muss nicht sehr weit hoch (im Mittel 200 m über Null, max 400 m) und es ist eine andere Welt, für die ich mich sehr begeistern kann. Und es gibt tatsächlich "oben" mehrere Nationalparks, die für Wanderer erschlossen sind. Was sicher zu empfehlen ist. Querfeldein kann ich mir nicht vorstellen. Zuviel Wasserläufe, feuchte Ebenen. Dornheims haben ja diese Landschaft in Nordschweden vor vielen Jahren (bei anspruchsvoller Witterung) kennengelernt und ich trage auch seit einiger Zeit den Kungsleden-Weitwanderweg im Kopf herum (soll inzwischen überlaufen sein). 

Ja, eine echte Inspiration.

Dazu Rentiere, die bald "normal" werden, weil sie zahlreich und wenig scheu sind, und im Hinterkopf das Thema "Samen", zu denen ich aber keine Berührungspunkte hatte. An den Samen-Souvenirhütten wäre Gelegenheit gewesen. Zum Anhalten fehlte mir die innere Ruhe.

Schön auch im Fjell die romantischen Bilder von den Anglern, die am Abend im Fluss stehen.

Und wieder Hyttas (für die "Großstädter" aus Alta oder die Osloer, die am Wochenende mit dem Flieger hochkommen?), die sich hier in der Weite aber vertun und manchmal mit einem Grasdach getarnt sind. In so einer Hytta könnte ich es mir auch mal gut gehen lassen. Sommers oder winters, egal.

Ich habe meine eigene Hytta dabei und suche mir bewusst einen Platz, wo das Fjell schon Richtung Fjord abfällt. Ganz oben ist es mir zu unheimlich und dem Wetter zu sehr ausgesetzt.

Alta als Stadt übrigens recht spröde, aber - wie seit 2013 auch mit einer durchaus beeindruckenden Eismeerkathedrale (siehe Tromsø) im Stadtzentrum. Das aber eher ein moderner Einkaufspark ist. Noch ein paar Hotels dabei, keine Wohnungen ... es ist alles andere als gemütlich. Dabei wollte ich hier vor den abendlichen Kilometern nochmal etwas essen oder einen Kaffee trinken. Schade.

Zumal die Stadt mit ihrer Fjordlage Potential hat, was sie mit ihrem offensichtlich mal neu gebauten Zentrum überhaupt nicht ausspielt. Das liegt zwar auf dem Berg, aber so zurückgesetzt, dass kein Fjordblick möglich ist. Den haben dafür die umliegenden Gewerbegebiete und die Einfamilienhäuser und der Flugplatz.