Dienstag, 19.07.2022

auf Senja / Tromsø - 110 (3040) km

WETTER - sonnig - trocken - etwas Rückenwind

 

Heute (19.07.22) will ich am Abend bei Georg in Tromsø sein und habe mich für 19 Uhr angemeldet. Die restlichen 100 km sind wohl auch schneller zu schaffen, aber nach den ersten 30 km gibt es nochmal eine Fähre, die recht selten fährt.

Bis zur Fähre ist es eine schnelle Fahrt am Fjord in besiedelte Gegend. Landschaftlich schön, aber auch schon vertraut. Aus der Gegenrichtung kommen mir heute erstaunlich viele Tourenradler entgegen.

Am Anleger wäre dann 2 Stunden Zeit um bisschen zu bloggen und auszuruhen. Am Kiosk hole ich mir dafür gleich in meinen Blechnapf einen Kaffee. So brauche ich die Einwegbecher nicht mehr und in meinen Napf geht auch viel mehr rein.

Mit Schreiben wird es aber nichts, da ich Stefan aus Deutschland kennenlerne, der ebenfalls mit den Rad auf die Fähre wartet. Er ist hat lange bei Banken gearbeitet und tourt seit seinem "Ausstieg" seit 10 Jahren immer halbjährlich mit den Rad, das andere Halbjahr ist er zu Hause. Da mich einige volkswirtschaftliche Themen schon lange interessieren, ist es für mich ein spannender Austausch. 

Wir fahren dann auch bis Tromsø zusammen.

Kurz vor Tromsø geht es unter anderem wieder quer über die Insel, geschätzt auf reichlich 200 m über dem Meer. Eine Abwechslung, landschaftlich und man hat den Blick von oben. Wie schon am Geiranger sieht man nah beieinander liegende Gebirgszüge, bei denen man später staunend feststellt, dass da noch unten ein ganzer Fjord dazwischen passt. 

Nach der Querung beginnt unten am Fjord merklich der Großraum von Tromsø, obwohl es noch ca 25 km bis ins Zentrum sind. Dicht bebaut, keine Landwirtschaft mehr und vom ÖPNV erschlossen. Und viel Verkehr. Trotzdem trotten gemütlich 2 Elche die Straße entlang. 

Dann weitet sich der Fjord vor Tromsø. Die eigentliche Stadt liegt als Insel im Fjord, der eher den Charakter eines großen Sees hat und um den sich mehrere beeindruckende Bergmassive (weit über 1000 m hoch) gruppieren. Aufgrund der Höhe mit reichlich Restschnee.

Man mag meinen, dass es aufgrund der Fahrt Richtung Norden auch kälter werden muss.  Aber es geht seit der Abfahrt von der Nordspitze der Vesterålen zur Zeit fast direkt Richtung Osten. Die Nordspitze der Vesterålen liegt bei 69° 30' Nord. 600 km weiter in Alta werde ich in einigen Tagen mit 69° 50' Nord nicht viel weiter nördlich sein.

Dresden liegt übrigens auf 51° 3' Nord.

Von beiden Fjordseiten führen lange und hohe Brücken auf die Insel, auf der 40.000 Einwohner (Großraum Tromsø knapp 70.000) leben, der Flughafen Platz hat und die auch noch viele Grünflächen und relativ ungenutzte Waldflächen hat. Aber man sieht, dass die Stadt boomt. Es wird viel gebaut. Wohnungen am Hang mit Fjordaussicht sind der Renner. 

Georg wohnt nahe der Eismeerkathedrale auf dem anderen Fjordufer. Ich fahre also über die Insel, durch die Innenstadt und auch noch über die zweite große Brücke. Außerdem verfahre ich mich ziemlich in der Stadt, so dass ich erst 20 Uhr ankomme. 

Eine feste Unterkunft! Nein, eigentlich brauche ich das garnicht. Ich gehe gern jeden Abend in mein Zelt. Aber ich freue mich auf das Treffen mit Georg und kann so natürlich entspannter die Stadt erkunden (bei der Durchfahrt habe ich beschlossen morgen einen ganzen Tag in der Stadt zu verbringen und Georg um eine zweite Übernachtung zu bitten. Eigentlich wollte ich morgen Nachmittag weiter radeln). 

Georg ist noch am Genesen von Corona. Er hat ein Zimmer in einer WG gefunden. Ich kann das Zimmer eines abwesenden Mitbewohners nutzen. Es ist herrlich unkompliziert. Zur Zeit ist noch ein Mitbewohner da: Stan aus den Niederlanden.

Zu Dritt haben wir in der Pizzeria um die Ecke einen interessanten Abend. Nicht zu lange, Georg braucht Schlaf zum Genesen und ich will noch Wäsche waschen und schreiben.