Dienstag, 28.06.2022

Ål / Finse - 90 (1070) km - 1000 hm

WETTER - Bewölkung abnehmend - trocken - mäßiger Gegenwind - 20 / 5 °C


Ich muss damit anfangen, dass ich heute Abend einen Traum-Schlafplatz für mich habe. Bei noch 20 Grad (nachts wird 5 Grad, aber ich habe mit meinem Schlafsack keine Bedenken) und Sonne genieße ich die Aussicht auf Berge, Gletscher, einen großen halbvereisten See, Felsen, Moose und Flechten.
Ich bin auf ca. 1200 m Höhe - der "Ort" Finse, ebenfalls im Blick, wenn ich die "Tür" aufmache, ist die höchste Bahnstation der Bahnstrecke Oslo-Bergen. 2017 habe ich hier sehnsüchtig aus dem Zugfenster geschaut.

Leider ist es noch so früh im Sommer, dass die nächsten 30 km Weg wegen Schnee nicht passierbar sind. Das ist an sich ein Schotterweg, wie schon meine heutigen letzten 30 km, wird aber hinter Finse nicht mehr geräumt. So habe ich eine gute Ausrede, morgen die 30 km bis Myrdal mit dem Zug zu fahren. Aber ich greife vor.

Meinen Wetterangaben habe ich ab heute noch die Temperatur (max/min) hinzugefügt. Da das bis jetzt keine Rolle spielte, habe ich das vergessen. Die Norweger haben mit www.yr.no übrigens eine gute Wettervorhersage, so dass ich mich gut mit meinen Planungen nach dem Wetter richten kann.

Heute sind auch die ersten 1.000 km voll gewesen, zumindest auf meinem Tacho. Und das erste Mal richtig bergan, reichlich 1.000 hm, womit ich aber keine Probleme hatte. Niedrigen Gang wählen und geduldig die Höhenmeter wegkurbeln. Übermorgen Richtung Jotunheimen geht es wieder schön weit hoch. Dazwischen auf Null runter, zum Sognefjord.

Auf den heutigen 1.000 hm hat sich immer wieder die Landschaft verändert und wurde immer kahler. Meist kam ich über eine Anhöhe und war wieder in einer neuen Welt. Mittendrin die typischen Fjelllandschaften - zuerst mit niedrigen Birkenwäldern über mit Farnen bedeckten Felsböden, später nur noch Moose und Flechten.

Heute habe ich auch feststellen können, dass wohl jeder Norweger seine Hytta hat. Schon vor 50 km war die letzte richtige Ortschaft, aber Hütten stehen bis oben ins Fjell massenhaft in der Gegend rum. Kann jeder bauen, wo er will - fragt sich der deutsche Architekt?