Freitag, 01.07.2022

30 km vor Lom / Geiranger - 140 (1350) km - 800 hm

WETTER - sonnig - ein Abendschauer - guter Rückenwind 

Ich habe früher mal geschrieben,  dass ich über das Jotunheimen fahren werde.  Das muss ich an dieser Stelle berichtigen. Ich meinte die Etappe über das Sognefjell. Das Jotunheimen ist dagegen der höchste Gebirgsstock von Norwegen und liegt nahe beim Sognfjell.

Ich habe mal wieder wild gezeltet. Das pendelt sich gerade so 50/50 ein. Beim morgendlichen Anradeln - die restlichen 30 km bis Lom - komme ich mehrmals an Wegweisern Richtung Jotunheimen vorbei. Es liegt direkt südlich meiner Straße. 

Lom liegt nun auf der anderen Seite des Sognefjell mit knapp 400 m Höhe schon wieder so tief, dass ich Richtung Geiranger wieder viel rauf muss. Deshalb nehme ich mir keine Zeit für das was Lom zB an Museen zum Fjell oder auch zum Thema Stabkirchen zu bieten hat, sondern mache nur einen kleinen Einkauf.

Es geht gemächlich auf viele km verteilt wieder nach oben. Das bleibt bis zum Pass über Geiranger auch so. Wogegen es dort dann supersteil runter geht - Martin ist ja entgegengesetzt gefahren, also 1100 hm steil von Geiranger hoch: ich habe höchsten Respekt bekommen, vor dieser Leistung.

Und mich schiebt heute sogar ein ordentlicher Rückenwind, so dass im leichten Anstieg manchmal über 25 km/h möglich sind. 

Ansonsten der Wechsel der Landschaften wie gehabt und ich freue mich immer, wenn ich die offenere Fjelllandschaft bei ca 800 m ü Null erreiche.

Weiter unten, ich habe mir eigentlich vorgenommen km zu machen, steht lieblich in einer Kurve "Elinors Landhandel" vor mir und bietet auch Kaffee an. Ich lasse mich verführen und mache eine Pause. Der Kaffee ist zumindest nicht dem Preis angemessen und wird von der Dame des Hauses auch unverhohlen auf dem Tresen aus der Thermoskanne in die Tasse gegossen. Dazu lasse ich mich zum "Sveler" überreden. Eine regionale Spezialität: eine Art Crepe, jedoch kommt der Fladen eher fluffig daher. Als Füllung dünne Scheiben des karamellisieren Braunkäses "Brunost", der ja hier auch eine Spezialität ist. Das ganze ist tatsächlich recht lecker.

Dem "Landhandel" begegne ich übrigens immer wieder. Merkwürdig, ein so eindeutig deutscher Begriff für etwas, was man sicher auch norwegisch ausdrücken kann.

Mit mir sind 2 Radler unterwegs. Erst überhole ich die beiden beim pausieren, dann andersrum. Mein Zuruf "Where you go" erntet ein "Northkap", dann hat der Wind sie schon mir ordentlichen Zaster vorbeigejagt.

Später treffen wir uns richtig und es ist Zeit zum Austausch. Sie sind Norweger und ganz im Süden gestartet. Augenscheinlich beide zwischen 55 und 60, schätze ich. Der eine ist drahtig und sportlich, der andere hängt sich dran - ob das über 3000 km gut geht? Auf den verbleibenden 50 km radeln wir teilweise zusammen. Am Ende hält mich das Fotografieren samt Objektivwechsel aber zu sehr auf und ich falle zurück. Auf dem Zeltplatz in Geiranger treffen wir uns wieder und ich bekomme noch paar Tipps, denn beide radeln nicht nur zum Nordkapp, sondern gleichzeitig nach Hause - sie wohnen in Honnigsvag, dem letzten Ort vor dem Nordkap. 

Plötzlich ist noch der Sohn des "Drahtigen" da. Er ist ca 30 Jahre alt, übernachtet auch auf dem Zeltplatz und kommt gerade vom Snowboarden aus dem Gebirge. Er lebt hier unten in Ålesund und arbeitet auf einem Serviceschiff der Ölindustrie: im Wechsel 2 Wochen zur See, 2 Wochen frei.

Mal sehen ob wir noch länger miteinander unterwegs sind. Alle drei sind wirklich sehr angenehm. 

Die Nacht kann ich mal richtig zum Abschnarchen nutzen. Neben uns donnert der Fluss in den Fjord, keiner würde das Schnarchen hören.